# taz.de -- Kommentar Finanztransaktionssteuer: An der richtigen Stelle eingekn… | |
> Die Opposition hat sich bei der Finanztransaktionssteuer in Teilen | |
> durchgesetzt. Der geplante Kompromiss scheint der derzeit bestmögliche | |
> Weg. | |
Nein, die Finanzkrise wäre nicht vorbei, wenn die Finanztransaktionssteuer | |
endlich eingeführt würde. Und das Spardiktat des Fiskalpakts bleibt | |
ökonomisch kontraproduktiv, auch wenn er um sinnvolle Maßnahmen ergänzt | |
wird. Dennoch ist es eine gute Nachricht, dass die Regierung bei der Steuer | |
auf Finanztransaktionen dem Druck der Opposition nachgegeben hat. | |
Vor allem die FDP hatte sich lange – und mit längst widerlegten Argumenten | |
– dagegen gewährt, alle Finanztransaktionen mit einem geringen Steuersatz | |
zu belegen, um so die Finanzbranche an den Kosten der Krise zu beteiligen | |
und zugleich kurzfristige Spekulation weniger attraktiv zu machen. | |
Zustimmen wollten die Liberalen bisher allenfalls einer viel weniger | |
effektiven Börsenumsatzsteuer – oder einer gesamteuropäischen Lösung, von | |
der klar ist, dass sie an den Briten scheitert. Diese Klientelpolitik für | |
Finanzzocker ist gescheitert: Auch die FDP musste sich nun mit einer | |
umfassenden Steuer in nur einem Teil der EU-Staaten einverstanden erklären. | |
Dieses Einknicken vor der breiten gesellschaftlichen Mehrheit ist ein | |
wichtiger Schritt. | |
Denn wenn die nun auf Arbeitsebene erzielte Einigung in den weiteren | |
Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition nicht wieder aufgeweicht | |
wird, dann steigen die Chancen enorm, dass dieser Plan auch umgesetzt wird. | |
Durch die veränderte deutsche Haltung wäre der derzeitige Stillstand | |
aufgelöst. | |
Eine Gruppe von EU-Staaten könnte im Rahmen der sogenannten verstärkten | |
Zusammenarbeit gemeinsam voranschreiten und die Steuer einführen. Wenn das, | |
wie erwartet, hohe Einnahmen und wenige Probleme bringt, werden sich | |
weitere Staaten anschließen und die Wirksamkeit weiter erhöhen. | |
Getrübt wird die Freude über den Fortschritt bei diesem wichtigen Projekt | |
zum einen dadurch, dass es bisher keine Aussage zur Verwendung der | |
Einnahmen gibt. Das ursprüngliche Ziel, einen großen Teil für Entwicklung | |
und Klimaschutz zu nutzen, darf nicht aufgegeben werden. | |
Zum anderen ist es bitter, dass die Zustimmung von SPD und Grünen zum | |
Fiskalpakt trotz der substanziellen Kritik, die es daran gibt, nun wohl als | |
gesichert gelten darf. Doch angesichts der wenig konfliktfreudigen Haltung | |
der Opposition muss man wohl schon froh sein, dass sie im Gegenzug für ihre | |
Zustimmung überhaupt etwas herausgeholt hat. | |
7 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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