# taz.de -- Entwurf zur Atommüll-Deponierung: Altmaier sucht das Endlager | |
> Der Umweltminister präsentiert einen Entwurf zur Atommüll-Endlagersuche. | |
> Altmaier wartet auf die Reaktion der Opposition und zeigt sich | |
> kompromissbereit. | |
Bild: Ein Mann mit zündenden Ideen: Peter Altmaier, Umweltminister. | |
BERLIN dpa | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will mit | |
Zugeständnissen an SPD und Grüne die geplante neue Suche nach einem | |
Endlager für hochradioaktiven Atommüll retten. | |
Nachdem er am Mittwochnachmittag einen Gesetzentwurf als Grundlage für neue | |
Gespräche vorgelegt hatte, wartet Altmaier nun auf die Reaktion der | |
Opposition. „Ich biete an, Gespräche zu den gegebenenfalls verbliebenen | |
Dissenspunkten ab sofort in jedem gewünschten Format zu führen“, betont | |
Altmaier in seinem Anschreiben. | |
Der Entwurf und der Konsensvorschlag zum Umgang mit dem seit 35 Jahren im | |
Fokus stehenden Salzstock Gorleben in Niedersachsen wurden an Kanzlerin | |
Angela Merkel (CDU), die Bundesländer, die Bundestagsfraktionsvorsitzenden | |
und die Parteivorsitzenden von Union, SPD, Grünen, FDP und Linken | |
verschickt. SPD und Grüne hatten zuvor weitere Gespräche mit Altmaier | |
abgelehnt, weil sie erst einen neuen Gesetzentwurf von Altmaier vorgelegt | |
bekommen wollten. | |
Gorleben soll im Rennen bleiben, aber die Erkundungsarbeiten sollen zum 31. | |
Dezember 2012 eingestellt werden, heißt es in dem Konsensvorschlag. | |
Gorleben, wo bisher 1,6 Milliarden Euro investiert worden sind, solle nicht | |
bevorzugt behandelt werden, sondern könne in jedem Verfahrensschritt | |
rausfallen. Wenn Gorleben am Ende noch im Rennen ist, müsse mindestens ein | |
weiterer Standort unter Tage geprüft werden. Altmaier will eine Einigung | |
noch in diesem Jahr. | |
## Zwei Milliarden Euro veranschlagt | |
Für das gesamte Suchverfahren werden weitere zwei Milliarden Euro | |
veranschlagt, die überwiegend von den Atomkonzernen zu tragen wären. Sie | |
halten den Standort Gorleben für geeignet. Auch eine vorläufige | |
Sicherheitsanalyse zu Gorleben, die eine mögliche Eignungsempfehlung geben | |
könnte, soll bei einer Einigung gestoppt werden. | |
„Ich bin weiterhin überzeugt, dass auf Grundlage des bisher Besprochenen | |
eine Einigung möglich ist“, betont Altmaier. Im November 2011 hatten Bund | |
und Länder beschlossen, das es eine neue Suche, ausgehend von einer weißen | |
Landkarte geben solle. Nach der Entlassung von Umweltminister Norbert | |
Röttgen infolge der CDU-Niederlage in Nordrhein-Westfalen hatte es aber | |
weitgehenden Stillstand gegeben. | |
Besonders umstritten ist neben dem Umgang mit Gorleben auch die | |
Organisation der neuen, bundesweiten Suche. Dem neuen Entwurf zufolge soll | |
das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Vorhabenträger bei der Standortsuche | |
werden. Ein neu zu errichtendes Bundesamt für kerntechnische Sicherheit | |
soll als Endlagerzulassungsbehörde fungieren. Es soll also alle wichtigen | |
Genehmigungen bei der vom BfS verantworteten Standortsuche erteilen und den | |
Suchprozess überwachen. | |
## Parteiübergreifender Konsens | |
SPD und Grüne fürchten je nach Organisation der Suche bisher, dass die | |
Kriterien zugunsten Gorlebens zurechtgebogen werden könnten. Geplant ist, | |
dass alle wichtigen Suchschritte vom Bundestag jeweils abgesegnet werden | |
müssen. Altmaier will eine Einigung im Konsens, da so eine Suche mehrere | |
Jahrzehnte dauern kann – und daher von allen Parteien mitgetragen werden | |
soll. Seit 1977 wird nur Gorleben geprüft, allerdings gab es bisher kein | |
bundesweites Auswahlverfahren. | |
Ob die Chancen für eine Einigung nun gestiegen sind, ist bisher unklar. | |
Zunehmend zum Problem wird der niedersächsische Landtagswahlkampf, hier | |
wird am 20. Januar 2013 gewählt. SPD und Grüne in Niedersachsen fordern | |
wegen erheblicher Eignungszweifel und massiven Protesten in der Region | |
einen politischen Ausschluss Gorlebens. Demgegenüber wollen die Spitzen von | |
SPD und Grünen im Bund, dass Gorleben in einem Vergleichsverfahren | |
rausfällt, da sonst andere Standorte immer auf den politischen Ausschluss | |
des Salzstocks verweisen könnten. | |
18 Oct 2012 | |
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