# taz.de -- Juso-Chef über die SPD: „Wir sind der Stachel im Fleisch“ | |
> Der Juso-Vorsitzende Sascha Vogt erwartet von der SPD-Spitze „eine | |
> stärkere Abgrenzung von Schwarz-Gelb“. Zum Beispiel beim Asylrecht. | |
Bild: Springt oft wie ein „Flummi hin und her“: Juso-Chef Vogt (nicht im Bi… | |
taz: Herr Vogt, gebraucht oder geduldet – welche Rolle spielen die Jusos | |
innerhalb der SPD? | |
Sascha Vogt: Eine wichtige Rolle. Wir sind der Stachel im Fleisch der SPD. | |
Wir sorgen dafür, dass in der Partei notwendige Debatten geführt werden. | |
Sie vertreten 67.000 Mitglieder, so viele, wie die Linkspartei hat. Welche | |
Handlungsoptionen ergeben sich aus dieser Größe? | |
Die Partei braucht uns, um erfolgreich Wahlkampf machen zu können. Jeder in | |
der SPD weiß, dass wir auf allen Ebenen Debatten anstoßen können. Nehmen | |
wir die Rentendiskussion – da gehören wir natürlich zu denen, die sich | |
gegen die weitere Privatisierung ausgesprochen haben. Das vollzieht die | |
Partei jetzt nach. Wir haben viele Delegierte auf Parteitagen. Das wissen | |
auch Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück. | |
Am Wochenende findet in Magdeburg der Juso-Bundeskongress statt. Was werden | |
dort die wichtigsten Themen sein? | |
Wir wollen ein klares Signal zur Bundestagswahl 2013 senden. Wir wollen | |
nicht nur einen Regierungs-, sondern einen Politikwechsel. Das muss sich | |
auch im SPD-Wahlprogramm widerspiegeln. Wir brauchen eine glasklare | |
Alternative zu Schwarz-Gelb. | |
Wo könnte und sollte sich die SPD klarer von Schwarz-Gelb unterscheiden? | |
Viele Themen sind ja offensichtlich: etwa das Betreuungsgeld und die | |
Arbeitsmarktpolitik. Aber ich glaube, auch in gesellschaftspolitischen | |
Fragen ist eine stärkere Abgrenzung notwendig. Wo Schwarz-Gelb sagt, wir | |
wollen das Asylrecht weiter einschränken, muss die SPD deutlich machen: Wir | |
sind für eine offene und tolerante Gesellschaft, eigentlich müssen wir noch | |
viel mehr Menschen bei uns aufnehmen, die verfolgt werden. | |
Tut die Parteiführung das nicht in ausreichendem Maße? | |
Ich würde mir manchmal von der Parteiführung an der einen oder anderen | |
Stelle ein klareres Bekenntnis wünschen. Wir tun nicht gut daran, bei | |
diesen gesellschaftlichen Debatten wie ein Flummi hin und her zu springen. | |
Wir brauchen ein klares Profil gegen Rassismus und für eine tolerante | |
Gesellschaft. Wir sind für eine Liberalisierung des Asylrechts und für ein | |
Wahlrecht für alle Menschen, die hier längere Zeit leben. | |
Beim Bundeskongress wird Peer Steinbrück eine Rede halten. Der designierte | |
Kanzlerkandidat gilt nicht als ausgemachter Freund der Jusos. | |
Das beruhte häufig auf Gegenseitigkeit. Ja, es gab in der Vergangenheit die | |
eine oder andere Auseinandersetzung, das habe ich nie verschwiegen. Klar | |
ist aber nun, wir wollen gemeinsam diese Bundesregierung ablösen. Peer | |
Steinbrück ist mit Sicherheit ein besserer Kanzler als Angela Merkel. Darum | |
geht es jetzt. | |
Was erwarten Sie von seiner Rede? | |
Ich erwarte, dass er klare Positionen bezieht, sagt, mit welchen | |
programmatischen Punkten er in den Wahlkampf zieht, die er dann auch nach | |
einer gewonnen Wahl umsetzt. | |
Sie pochen also auf Inhalte? | |
Natürlich. Es gibt etliche Themen, zu denen er sich noch nicht geäußert | |
hat. Er ist in den vergangenen Jahren ja eher in seiner Rolle als | |
ehemaliger Finanzminister unterwegs gewesen. Das ist kein Vorwurf. Aber | |
jetzt stehen Fragen an, die wahlentscheidend sind: arbeitsmarktpolitische, | |
sozialpolitische, gesellschaftspolitische. Wie geht er mit der | |
Gleichstellung von Frauen und Männern um? All das sind Punkte, die ich von | |
einem Kanzlerkandidaten erwarte. Da freue ich mich auf Akzente. | |
Wie beliebt ist der Kandidat unter den Jusos? | |
Wir können diese Wahl nur gewinnen, wenn wir es schaffen, viele | |
gesellschaftliche Gruppen anzusprechen. Dazu können wir Jusos eine Menge | |
beitragen. Aber dafür brauchen wir zum Programm einen Kandidaten, mit dem | |
wir diese Zielgruppen ansprechen können. Es kommt entscheidend darauf an, | |
dass wir da gemeinsam etwas auf die Beine stellen, womit wir diese | |
Pluralität deutlich machen können. | |
Auf Augenhöhe? | |
Na sicher. Wir sind nicht die Jugendorganisation, die sagt: Alles, was der | |
Kanzlerkandidat sagt, ist richtig. Das wird niemals unsere Rolle sein. Wir | |
werden ihn aber nach Kräften unterstützen. | |
15 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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