# taz.de -- Obama in Birma: Bei neuen Freunden | |
> Der US-Präsident war nur wenige Stunden im Land. Neben Lob für den | |
> Reformkurs der Regierung gab es auch mahnende Worte. | |
Bild: Herzlichkeiten für Aung San Suu Kyi. | |
BANGKOK taz | Das Prinzip Zuckerbrot und Peitsche ist nicht neu: Washington | |
wendet es an, seitdem man sich 2009 entschlossen hatte, einen Dialog mit | |
Birmas damaliger Militärjunta zu beginnen. So fand US-Präsident Barack | |
Obama während seines Staatsbesuchs am Montag einerseits lobende Worte für | |
die bisherigen Reformen der quasizivilen Regierung und versicherte | |
gegenüber Präsident Thein Sein, die USA würden den Prozess der Öffnung | |
weiter unterstützen. | |
Andererseits aber mahnte Obama weitere Schritte auf dem Weg zur Demokratie | |
an. So rief Obama vor Studenten an der Universität Rangun zu einem Ende der | |
Gewalt gegen die muslimische Volksgruppe der Rohingya auf – eines der | |
schlimmsten derzeit im Land stattfindenden Gräuel, bei denen staatliche | |
Sicherheitskräfte teils mit die Hand im Spiel haben. | |
Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi indes dankte Washington für die | |
„treue Unterstützung“. Zur gleichen Zeit bezeichnete Suu Kyi die Lage als | |
„schwierig“: „Der schwierigste Moment eines jeden Übergangs ist, wenn wir | |
denken, der Erfolg sei in Sicht“, warnte Suu Kyi. „Wir müssen sehr | |
aufpassen, uns nicht durch den Anschein des Erfolgs täuschen zu lassen.“ | |
Obama ist der erste amtierende US-Präsident, der das zuvor jahrzehntelang | |
abgeschottete Land besucht hat. Birma ist eine von drei Stationen seiner | |
Stippvisite in Südostasien; der nur etwa sechs Stunden dauernde Stopp in | |
Rangun galt als Höhepunkt. | |
Für Obama, der die sicherheits- und wirtschaftspolitische Führungsrolle der | |
USA im Raum Asien/Pazifik stärken will, ist das ressourcenreiche und zudem | |
strategisch günstig zwischen Indien und China gelegene Birma wichtig. | |
Gleichzeitig gilt es, das in der Region zunehmend einflussreich gewordene | |
China in seine Schranken zu weisen. China gehörte über Jahrzehnte zu den | |
treuesten Verbündeten der früheren Militärjunta Birmas. | |
## Eigene Spielregeln, aber kein Frieden | |
Die neue, quasizivile Führung in Naypyidaw lässt sich auf den Westen ein | |
und nimmt in Kauf, China zu vergrätzen. Allerdings gehorcht Birma dabei nur | |
den eigenen Spielregeln. So gibt es immer noch keinen landesweiten Frieden | |
mit allen ethnischen Rebellen im Land. Im Norden dauern die Offensiven | |
staatlicher Truppen gegen die Rebellen der ethnischen Kachin-Minderheit an. | |
Dennoch haben USA und EU ihre Wirtschaftssanktionen ausgesetzt oder | |
gelockert. | |
Ähnlich kritikwürdig ist Birmas Umgang mit den politischen Gefangenen. | |
Zeitgleich mit Obamas Besuch wurde bekannt, dass in einer weiteren Amnestie | |
66 Gefangene freigelassen wurden. Darunter seien bislang auch 47 bestätigte | |
Namen politischer Häftlinge, sagte Ko Bo Kyi von der Hilfsorganisation für | |
Birmas politische Gefangene (AAPP) der taz. | |
Aber immer noch sind hunderte Menschen aus politischen Gründen inhaftiert. | |
„Birmas Regierung darf diese nicht wie eine Tauschware behandeln“, monierte | |
Ko Bo Kyi. „Wenn es der Regierung ernst ist mit dem politischen Übergang, | |
müsste sie alle unverzüglich und bedingungslos freilassen.“ | |
19 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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