# taz.de -- Ausbau von Stromleitungen: Netzagentur ändert ihre Pläne | |
> Die Bundesnetzagenur verwirft den Neubau von 1.100 Kilometer | |
> Stromleitungen – aber nur vorerst. Anfang kommenden Jahres soll der | |
> Bundestag entscheiden. | |
Bild: Es soll Strom von Nord- nach Süddeutschland transportiert werden | |
BERLIN taz | Die Gegner des massenhaften Ausbaus des Stromnetzes haben | |
einen Teilsieg errungen. Die Bundesnetzagentur hat die Pläne der | |
Übertragungsnetzbetreiber um etwa ein Drittel gekürzt. Statt 3.800 | |
Kilometer neuer Höchstspannungsleitungen sollen nach dem Willen der | |
Netzagentur vorerst nur knapp 2.700 Kilometer gebaut werden. | |
Die Bundesnetzagentur hat am Montag die von ihr geprüfte Version des | |
sogenannten Netzentwicklungsplans an Bundeswirtschaftsminister Philipp | |
Rösler (FDP) übergeben. Im Netzentwicklungsplan hatten die vier | |
Betreiberunternehmen des deutschen Stromübertragungsnetzes im August | |
dargelegt, welche neuen Stromtrassen bis 2022 gebaut werden sollen, um die | |
Energieversorgung nach Abschalten der letzten Atomkraftwerke | |
sicherzustellen und die europäischen Energiemärkte miteinander zu | |
verknüpfen. | |
Die Netzagentur sah jedoch für einen Großteil der Trassen keine | |
Notwendigkeit. „So sind beispielsweise zum jetzigen Zeitpunkt nur drei von | |
vier HGÜ-Korridoren bestätigt worden“, sagte Jochen Homann, Präsident der | |
Bundesnetzagentur. Die neuartige Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) | |
soll hauptsächlich Strom aus norddeutschen Windenergieanlagen in die | |
Ballungsgebiete im Süden und Westen Deutschlands bringen. Die Netzagentur | |
war nicht von der Notwendigkeit des neuen 380 Kilometer langen Korridors B | |
vom niedersächsischen Wehrendorf ins baden-württembergische Urberach | |
überzeugt. Ebenfalls in der Schwebe ist die 670 Kilometer lange Trasse C | |
zwischen Kaltenkirchen und Grafenrheinfeld. | |
„Im Ergebnis bestätigen wir heute nur die Netzausbauvorhaben, die nach | |
strengen Kriterien auch unter veränderten energiewirtschaftlichen | |
Bedingungen unverzichtbar sind. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die | |
anderen Maßnahmen dauerhaft als nicht erforderlich eingestuft werden. Sie | |
können bereits im nächsten Jahr im Netzentwicklungsplan Strom 2013 erneut | |
geprüft werden“, sagte Homann. | |
Neben sieben Neubauprojekten mit Längen zwischen 16 und 670 Kilometern | |
verwarf die Netzagentur auch 16 weitere Maßnahmen, bei denen entweder | |
leistungsfähigere Seile an bestehende Strommasten gehängt oder neue Masten | |
in bestehenden Trassen aufgestellt werden sollten. Die Netzbetreiber hatten | |
auf 1.300 Kilometern Neubeseilungen vorgesehen und auf 2.800 Kilometern | |
neue Leitungen in bestehenden Korridoren. | |
Noch im Dezember wird die Bundesregierung den Entwurf für das sogenannte | |
Bundesbedarfsplangesetz verabschieden, das die Notwendigkeit der neuen | |
Trassen gesetzlich festschreiben wird. Das letzte Wort hat Anfang nächsten | |
Jahres der Bundestag. Anwohner werden es dann schwieriger haben, gegen die | |
Neubauprojekte zu klagen. | |
Schon 2009 hatte die Bundesregierung den Neubau von 1.900 Kilometern neuer | |
Trassen beschlossen. Wegen langer Planungszeiträume, Versäumnissen der | |
Netzbetreiber und Protesten von Anwohnern sind aber erst 214 Kilometer | |
gebaut. | |
26 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Manuel Berkel | |
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