# taz.de -- Kommentar Energiewende: Geld fürs Stromabschalten | |
> Die Regelungen zum Lastmanagement sind zu begrüßen. Damit kann der | |
> Stromverbrauch auch in wind- und sonnenarmen Zeiten sinnvoll geregelt | |
> werden. | |
Beim risikoreichen Netzanschluss von Windparks haben die zuständigen | |
Unternehmen genau das bekommen, was sie wollten – das Risiko tragen jetzt | |
die Stromkunden, den Gewinn bekommen Tennet und andere Netzbetreiber. Eine | |
schöne Gelegenheit also, auf die Bundesregierung einzudreschen, weil die | |
mal wieder viel zu schnell vor Investoren eingeknickt ist? | |
Etwas Positives hat die Sache: Es geht um den Bau von Windrädern, nicht um | |
Atomkraftwerke. Investoren schustern sich ordentliche Bedingungen zurecht, | |
um in die Energiewende zu investieren. Es gibt Schlimmeres. | |
Dass die Verbraucher den Betrag über eine Umlage zahlen, leuchtet auch ein: | |
Liebe Bürger, heißt das, ihr zahlt ab sofort ein Prozent mehr für euren | |
Strom, weil Firmen wie Siemens den Mund zu voll genommen haben, als sie | |
behaupteten, die Nordsee so schnell wie die Lüneburger Heide verkabeln zu | |
können. Und weil Politiker euch dafür blechen lassen. | |
In dem zugehörigen Gesetz steht aber auch uneingeschränkt Vernünftiges. Es | |
handelt sich um eine Regelung zum sogenannten Lastmanagement: Wind- und | |
Sonnenstrom stehen bekanntlich nicht immer zur Verfügung, darauf müssen | |
sich die Verbraucher zumindest teilweise einstellen. | |
Und wie macht man das? Künftig können Firmen den Netzbetreibern anbieten, | |
auf deren Anweisung hin weniger Strom abzunehmen, um etwa Schwankungen der | |
Windkraft auszugleichen. Enorme Potenziale bieten etwa Kühlhäuser: Die | |
können ein paar Grad zusätzlich kühlen, wenn gerade viel Windstrom da ist, | |
gibt es später zu wenig, haben sie genug Kältepuffer, um sich auch kurz | |
abschalten zu können. | |
Dafür können sie nun Geld verlangen. Wie viel, das wird in einer Art Ebay | |
fürs Stromabschalten geregelt: auf einer Plattform, in der die | |
Netzbetreiber die jeweils günstigsten Anbieter auswählen können. Dafür | |
zahlt man als Verbraucher gerne. | |
30 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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