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# taz.de -- Eurokrise in Zypern: Angestellte müssen bluten
> Die zypriotische Regierung kämpft mit den Folgen der Krise. Ein Sparpaket
> sieht Kürzungen im öffentlichen Dienst und Steuererhöhungen vor.
Bild: Müssen sich auf drastische Einschnitte einstellen: Zyprioten auf Nicosia…
BERLIN taz | Da hat Demetris Christofias, Präsident Zyperns, nochmal Glück
gehabt. Nur ihm und dem Parlamentspräsidenten ist es künftig erlaubt,
uneingeschränkt Business-Klasse zu fliegen. Alle anderen öffentlichen
Vertreter des Inselstaates müssen künftig wie normale Touristen Economy
fliegen.
Die Flugeinschränkung ist Teil der mit der Troika aus EU, Europäischer
Zentralbank und Internationalem Währungsfonds getroffenen Vereinbarung zur
Entschuldung. Dafür soll das Euro-Mitglied Zypern mit einem Hilfspaket in
Höhe von etwa 17,5 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet werden – das ist
annähernd so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Insel pro Jahr.
Während an den letzten Details zur Bankenrettung noch gefeilt wird, stehen
die Kürzungen für den Etat und Staatsbedienstete bereits fest. Und die sind
für viele der 800.000 griechischen Zyprioten weitaus einschneidender als
die Herabstufung beim Fliegen.
## Kein Inflationsausgleich mehr
So müssen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst je nach Einkommenshöhe
auf bis zu 12,5 Prozent ihres Gehalts verzichten. Die automatische
Anpassung der Löhne an die Inflation wird ausgesetzt, die Zahl der
öffentlichen Bediensteten soll bis 2016 um mindestens 5.000 Personen
sinken. Auch Ältere sind betroffen: Pensionen werden eingefroren. Bei
Frühverrentungen werden künftig Abschläge fällig. Kürzungen gibt es auch im
Gesundheitssystem.
Zudem dürfte es einen Preisauftrieb geben: Die Mehrwertsteuer soll in zwei
Schritten auf 19 Prozent angehoben werden, ebenso steigen die Steuern auf
Benzin, Zigaretten und Alkohol. Selbst Lottogewinner müssen Einschränkungen
hinnehmen: Wer über 5.000 Euro einstreicht, muss davon gleich wieder 20
Prozent an den Staat abliefern.
Insgesamt geht es um 1,2 Milliarden Euro, die der Staat bis 2016 einsparen
will, rund 7,25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bereits am 6. Dezember
will Finanzminister Vassos Shiarly 20 Gesetzesnovellen ins Parlament
einbringen, um die Beschlüsse umzusetzen. Bis Mitte Dezember hofft man auf
eine Einigung auch im Bankensektor, der durch seine Verflechtungen mit
Griechenland in akute Schieflage geraten ist.
Gerade hat die Arbeitslosigkeit in Zypern mit 12,9 Prozent einen neuen
Rekord erreicht. Die Gewerkschaften haben am Wochenende bereits einen
Protestmarsch zum Parlament und Finanzministerium in Nikosia beschlossen.
Außerdem drohten die öffentlichen Bediensteten damit, zeitweise die Arbeit
niederzulegen.
2 Dec 2012
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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