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# taz.de -- Kommentar Freihandelsabkommen EU: EU beschenkt sich selbst
> Die EU-Länder wollen Geschäfte machen. Dass dabei Menschen in Kolumbien
> und Peru unter die Räder geraten, interessiert nicht.
Zynischer geht es kaum: Nur einen Tag nach der Verleihung des
Friedensnobelpreises an die Europäische Union haben die Abgeordneten des
Europäischen Parlaments [1][das umstrittene Freihandelsabkommen] mit
Kolumbien und Peru abgesegnet. Damit tritt ein Vertrag in Kraft, der die
Menschen- und Arbeitnehmerrechte in diesen südamerikanischen Ländern mit
Füßen tritt.
Nirgendwo ist die Gewalt gegen Gewerkschaftler so groß wie in Kolumbien.
Innerhalb eines Jahres wurden mehr als 40 Arbeitnehmervertreter ermordet.
Noch immer ist es für viele Kolumbianer zu gefährlich, einer Gewerkschaft
beizutreten. Es gibt kein verbrieftes Recht auf Arbeitnehmervertretung, mit
mindestens Lohnkürzung oder Kündigung muss immer gerechnet werden.
Solche Praktiken heißt die EU mit dem Freihandelsabkommen zumindest
indirekt gut. Denn es gibt zwar Vorgaben für die Verbesserung von
Menschenrechten, aber keinerlei Sanktionsmechanismen. Das EU-Parlament
versichert, in Zukunft ein Auge auf die beiden Länder zu werfen. Dass
dieses hehre Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird, ist aber zu bezweifeln.
Das Abkommen kommt außerdem einer demokratischen Legitimierung besonders
Kolumbiens gleich. Mit vermeintlichen Demokratien lassen sich auch besser
Verträge schließen.
Denn die Länder der Europäischen Union wollen Geschäfte machen. Dass dabei
Menschen unter die Räder geraten, interessiert die Regierungen nicht. Es
wird kaum für Unwillen sorgen, wenn im Zuge des Abkommens südamerikanische
Milchbauern ihre Existenz verlieren, Arbeiter in den Kohleminen weiter
ausgebeutet werden oder große EU-Konzerne dortigen Unternehmen Großaufträge
wegschnappen.
Für die hiesigen Politiker kommt das Abkommen gerade recht: Sie können der
von der Krise gebeutelten Wirtschaft damit ein schönes Weihnachtsgeschenk
machen.
11 Dec 2012
## LINKS
[1] /EU-Freihandelsabkommen/!107269/
## AUTOREN
Ruth Reichstein
Ruth Reichstein
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EU
Peru
Lateinamerika
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