# taz.de -- EU-Handel mit Lateinamerika: Freiheit für chilenisches Kupfer | |
> Die EU und lateinamerikanische Staaten planen eine | |
> Handelsliberalisierung. Die Bundesregierung schließt unterdessen mit | |
> Chile ein Rohstoffabkommen. | |
Bild: Chiles größte Kupfermine, Chuquicamata, ist Ziel auch deutscher Begehrl… | |
BERLIN taz | Europa und Lateinamerika wollen ihren Handel liberalisieren. | |
Der erste Gipfel zwischen EU und der Gemeinschaft der Länder Lateinamerikas | |
und der Karibik (Celac) endete am Sonntag mit einer einstimmig angenommenen | |
Erklärung, in der sich die rund 60 teilnehmenden Staaten zur Vermeidung von | |
„Protektionismus in all seinen Formen“ verpflichten. | |
Ziel des Gipfels in Santiago de Chile war, eine neue strategische | |
Partnerschaft ins Leben zu rufen – eine „Allianz in den Bereichen Umwelt | |
und Soziales“, wie der chilenische Präsident Sebastián Piñera zum Auftakt | |
versprach. Vor dem Gipfel hatten tausende Chilenen für mehr soziale | |
Gerechtigkeit und Umweltschutz demonstriert. Drinnen ging es hingegen eher | |
um Investitionen und Handel. | |
So strebt die EU schon seit Längerem ein Freihandelsabkommen mit der | |
südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur an. EU-Handelskommissar | |
Karel De Gucht forderte jetzt vor allem Brasilien und Argentinien zum Abbau | |
von Handelsbarrieren für Importe aus Europa auf. | |
## Unruhe wegen Verstaatlichungen | |
Solche Freihandelsabkommen hat die EU bereits mit Peru und Kolumbien | |
geschlossen. Mit der Organisation Zentralamerikanischer Staaten (Sica) | |
unterzeichnete sie zudem im vergangenen Sommer ein Assoziierungsabkommen. | |
Bilaterale Handelsabkommen sind beliebt, seit die Bemühungen der | |
Welthandelsorganisation (WTO) um ein neues multilaterales Handelsabkommen | |
praktisch als gescheitert gelten können. Ebenfalls gescheitert ist | |
allerdings der Plan der USA, eine gesamtamerikanische Freihandelszone | |
(FTAA) zu gründen. | |
EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso betonte ein weiteres Interesse der | |
Europäer: Er forderte nicht nur „ein starkes politisches Bekenntnis, | |
Liberalisierung zu fördern“. Darüber hinaus bestand er auf „Anerkennung | |
internationaler Investitionsregeln“, womit er den Schutz der Interessen von | |
Investoren meint. In jüngerer Zeit war es zu Spannungen gekommen, nachdem | |
Argentinien und Bolivien spanische Unternehmen verstaatlicht hatten. | |
## Deutsche Industrie hamstert Rohstoffe | |
Die rasante wirtschaftliche Entwicklung Lateinamerikas zeige, „dass wir uns | |
sputen müssen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Wachstum in der EU | |
sei derzeit zu 90 Prozent auf Geschäfte mit Partnern außerhalb der EU | |
zurückzuführen. Merkel hatte sich zuvor persönlich um das Wohlergehen der | |
deutschen Wirtschaft bemüht. | |
Am Samstag schlossen Chile und Deutschland ein Rohstoffabkommen, das eine | |
engere Zusammenarbeit im Bergbau vorsieht – von der Erkundung über die | |
Gewinnung bis zur Verarbeitung von mineralischen Rohstoffen. Chile ist der | |
größte Kupferproduzent der Welt und verfügt außerdem über bedeutsame | |
Vorkommen von Lithium, das für die Herstellung von Akkus gebraucht wird. | |
Ähnliche Abkommen hatte die Bundesregierung bereits mit anderen | |
rohstoffreichen Ländern wie der Mongolei und Kasachstan geschlossen. Die | |
deutsche Industrie sieht ihre Versorgungssicherheit gefährdet, seit China | |
damit begonnen hat, Rohstoffe zu horten. So schränkte die Regierung in | |
Peking den Export Seltener Erden ein – Metalle, die insbesondere für | |
elektronische Geräte benötigt werden – und sichert sich Rohstoffvorkommen | |
in anderen Ländern, vorzugsweise in Afrika. China ist übrigens auch bereits | |
größter Handelspartner Chiles. | |
27 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
Nicola Liebert | |
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