| # taz.de -- Parlamentswahl in Japan: Rechtskonservative klar vorn | |
| > Für die Partei des japanischen Premiers Noda sind die Wahlen eine | |
| > katastrophale Niederlage. Die neue Regierung kann sogar auf eine | |
| > Zweidrittelmehrheit hoffen. | |
| Bild: Für wen ihre Eltern wohl gestimmt haben? | |
| TOKIO taz | Japans Wähler wenden sich wieder der Vergangenheit zu: Bei der | |
| Parlamentswahl ist der Liberaldemokratischen Partei (LDP), die das Land | |
| bereits 55 Jahre lang fast ununterbrochen regierte, ein starkes Comeback | |
| gelungen. Neuer Premierminister wird LDP-Chef Shinzo Abe. Der | |
| Rechtskonservative will die Staatsausgaben erhöhen und eine härtere Linie | |
| im Inselstreit mit China verfolgen. | |
| Den Prognosen zufolge errangen die LDP und ihr Partner Neue Komeito | |
| mindestens die absolute Mehrheit der Sitze. Sogar eine Zweidrittelmehrheit | |
| von 320 Mandaten im Unterhaus schien möglich. Abe braucht sie, um das Veto | |
| des Oberhauses zu überstimmen, das von den Gegnern der LDP kontrolliert | |
| wird. | |
| Die regierende Demokratische Partei (DPJ) büßte über zwei Drittel ihrer | |
| Sitze ein. Premier Yoshihiko Noda wirft als Parteichef das Handtuch. Der | |
| historische Machtwechsel vom Sommer 2009 endete nach nur drei Jahren und | |
| drei Monaten kläglich. Die DPJ konnte ihr Versprechen einer Politik für die | |
| Menschen nicht erfüllen. Während ihrer Regierungszeit verschlechterte sich | |
| die wirtschaftliche Lage vieler Japaner. | |
| Da stieß die Verdoppelung der Mehrwertsteuer auf 10 Prozent ab 2014, die | |
| Noda durchsetzte, bei DPJ-Wählern auf wenig Verständnis. „Bei dieser Wahl | |
| ging es um eine Bestrafung der DJP“, meinte der Politologe Koichi Nakano. | |
| Andere sehen hinter dem Sieg der Konservativen das Bedürfnis vieler | |
| Japaner, dass wieder bewährte Kräfte regieren. „Hier wurde das kleinere | |
| Übel gewählt“, sagte ein TV-Kommentator. | |
| Jedoch zeigte sich ein Teil der Wähler anhaltend unzufrieden mit den großen | |
| Parteien: Als „dritte Kraft“ etablierte sich die Japan-Restaurationspartei, | |
| die unter Führung des strammen Nationalisten Shintaro Ishihara erstmals ins | |
| Parlament einzieht. Die von Toru Hashimoto, Bürgermeister von Osaka, | |
| gegründete Partei war in den 180 Wahlbezirken mit Verhältniswahlrecht sogar | |
| die zweitstärkste Partei. Hashimoto drängt auf eine Dezentralisierung der | |
| Macht zugunsten der Regionen. | |
| Dagegen kam die „Japan-Zukunftspartei“ von Yukiko Kada, Gouverneurin der | |
| Präfektur Shiga, bei den Wählern nicht gut an. Als einzige Partei setzte | |
| sie sich für einen schnellen Ausstieg aus der Atomkraft ein, erhielt jedoch | |
| nur etwa ein Dutzend Mandate. | |
| 16 Dec 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Fritz | |
| Martin Fritz | |
| ## TAGS | |
| Japan | |
| Regierung | |
| Wahl | |
| Parlamentswahl | |
| Japan | |
| Japan | |
| Parlamentswahl | |
| Japan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Der künftige Premier Shinzo Abe: Junges Gesicht des alten Japan | |
| Shinzo Abe entstammt einer Politikerfamilie und versteht es gut, in seiner | |
| Partei Strippen zu ziehen. Er steht vor allem für das alte, krisenhafte | |
| Japan. | |
| Nationalist gewinnt Wahl: Shinzo Abe will aufrüsten | |
| Nach dem Wahlsieg des Nationalisten Shinzo Abe dürften die Spannungen | |
| zwischen Japan und Nachbarländern zunehmen. Mehr Waffen sollen her. | |
| Kommentar Rechtsruck in Japan: Japan verjagt seine Reformer | |
| Jeder dritte Japaner hat einen Teilzeitjob ohne Sozialversicherung. Jetzt | |
| sollen es die Konservativen und die Rechten richten. | |
| Parlamentswahl Japan: Die Rückkehr der Hardliner | |
| Bei der Wahl am Sonntag haben rechte und nationalistische Parteien gute | |
| Chancen auf einen Sieg. Die Wähler sind enttäuscht von ihrer Regierung. | |
| Energiepolitik zur Wahl in Japan: Fukushima zählt nicht | |
| Die Mehrheit der Japaner ist für einen Atomausstieg. Die Wahl beeinflusst | |
| das kaum. Politiker gehen davon aus, dass sich die kritische Stimmung | |
| wieder legen wird. |