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# taz.de -- Der künftige Premier Shinzo Abe: Junges Gesicht des alten Japan
> Shinzo Abe entstammt einer Politikerfamilie und versteht es gut, in
> seiner Partei Strippen zu ziehen. Er steht vor allem für das alte,
> krisenhafte Japan.
Bild: Ob er sich dieses Mal länger als ein Jahr im Amt halten kann? Shinzo Abe.
Japans Wahlsieger und designierter Ministerpräsident Shinzo Abe ist für
zwei Rekorde bekannt: Als der konservative Politiker der fast ewigen
Regierungspartei LDP im September 2006 erstmals Nippons Regierungschef
wurde, war er mit damals 52 Jahren der jüngste auf diesem Posten seit dem
Zweiten Weltkrieg. Doch Abe hielt sich nur ein Jahr im Amt. Dann mussten
gesundheitliche Gründe herhalten, um ihm gesichtswahrend den Rücktritt zu
ermöglichen.
Jetzt wird Abe, der nächste Woche vereidigt werden dürfte, wieder
Ministerpräsident. Seine LDP hat weder seinetwegen noch wegen ihres
Programms gewonnen, sondern aus Enttäuschung über die bisherige Regierung.
Trotzdem gelingt Abe jetzt als erstem Politiker in Japan seit 1948, nach
einem Rücktritt als Regierungschef zurückzukehren.
Der heute 58-Jährige entstammt einer traditionellen Politikerfamilie aus
Yamaguchi. Sein Vater war Außenminister, der Opa Abgeordneter, der
Urgroßvater General der Kaiserlichen Armee und der Großvater
mütterlicherseits Premier wie auch der Großonkel. Abes Bruder sitzt im
Oberhaus.
Abe versteht es, sich in der LDP in internen Machtkämpfen durchzusetzen und
Strippen zu ziehen. Aufs Regieren hingegen verstand er sich zumindest
bisher nicht so gut. Er repräsentiert trotz seiner relativ jungen Jahre das
alte krisenhafte Japan. Statt dringend benötigter Reformen und
zukunftsweisender Konzepte sind von ihm vor allem
geschichtsrevisionistische Äußerungen bekannt. So leugnete er, dass
Hunderttausende Frauen im Zweiten Weltkrieg in den von Japan besetzten
Ländern sexuell versklavt wurden. Als ehemalige Zwangsprostituierte im
Dezember 2000 in Tokio auftraten, ließ er einen Bericht des Fernsehsenders
NHK darüber zensieren.
Abe verteidigte Japans Vorgehen im Zweiten Weltkrieg und stellte die
Tokioter Kriegsverbrecherprozesse infrage. Er besuchte regelmäßig den
Yasukuni-Schrein, wo in Tokio auch verurteilter Kriegsverbrecher gedacht
wird. Für China und die Koreas ist das eine Provokation. Die Besuche setzte
Abe zwar in seiner ersten Amtszeit aus, nannte dies später aber einen
Fehler.
18 Dec 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
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