| # taz.de -- Italien vor der Wahl: Monti fühlt sich berufen | |
| > Mario Monti tritt mit dem neuen Mitte-rechts-Bündnis bei den | |
| > italienischen Parlamentswahlen an. Die Kirche und der Vatikan sind schon | |
| > offizielle Unterstützer. | |
| Bild: Mario Monti hat die „Berufung zum Chef der Koalition akzeptiert“. | |
| ROM taz | Mario Monti wird mit einem eigenen politischen Block bei den | |
| italienischen Parlamentswahlen am 24. und 25. Februar 2013 antreten. | |
| „Agenda Monti für Italien“ soll die Allianz heißen, zu der sich Kräfte d… | |
| gemäßigten Mitte-rechts-Lagers jetzt zusammenschlossen. Es war Monti | |
| selbst, der in den vergangenen Tagen letzte Zweifel ausräumte. | |
| Ganz so, als sei er der neue Heiland, teilte er ausgerechnet in der | |
| Weihnachtsnacht über Twitter seine Bereitschaft mit, eine aktive Rolle zu | |
| übernehmen, und auf einem Spitzentreffen der ihn unterstützenden Kräfte | |
| präzisierte er am Freitag, er habe nunmehr die „Berufung zum Chef der | |
| Koalition akzeptiert“. | |
| Als Senator auf Lebenszeit kann der parteilose Ökonom zwar nicht für das | |
| Parlament kandidieren. Er könnte aber nach der Wahl mit der | |
| Regierungsbildung beauftragt werden. Sein Vorgänger Silvio Berlusconi griff | |
| Monti nach Presseberichten scharf an: Dieser sei vor 13 Monaten nur dank | |
| einer „Verschwörung“ an die Macht gekommen. | |
| ## Vatikan und Kirche unterstützen Monti | |
| Für das Abgeordnetenhaus werden jetzt drei miteinander verbündete Listen | |
| antreten, da vor allem die christdemokratische UDC eine Einheitsliste | |
| ablehnte. Die UDC unter Pierferdinando Casini war an den | |
| Berlusconi-Regierungen der Jahre 1994 und dann 2001–2006 beteiligt, dann | |
| aber vollzog sie den Bruch und stand 2008–2011 als Opposition gegen | |
| Berlusconi. Ebenfalls nach langen Jahren des Bündnisses hatte Gianfranco | |
| Fini, der frühere Chef der italienischen Postfaschisten, im Jahr 2010 den | |
| Auszug aus dem Berlusconi-Lager vollzogen; er tritt nun mit der Liste | |
| Futuro e Libertà per l’Italia (FLI) an. | |
| Eine dritte Liste wird sich dagegen komplett neu formieren, mit dem | |
| Anspruch, Ausdruck der Zivilgesellschaft zu sein. Ferrari-Boss Luca Cordero | |
| Di Montezemolo und Montis bisheriger Integrationsminister Andrea Riccardi, | |
| Gründer der katholischen Laienorganisation Comunità di Sant’Egidio, sind | |
| hier die treibenden Kräfte. | |
| Im Senat dagegen, in dem eine Sperrklausel von 8 Prozent gilt, werden die | |
| Monti-Anhänger auf einer Einheitsliste antreten. Sie selbst behaupten, | |
| schon jetzt bei 20 Prozent zu liegen; unabhängige Umfragen räumen ihr | |
| gerade einmal 15 Prozent ein. Doch Montis Truppen genießen prominente | |
| Unterstützung: Der Vatikan und die Bischofskonferenz machen in einer Weise | |
| für den neuen Block mobil wie seit dem Untergang der Democrazia Cristiana | |
| vor 20 Jahren nicht mehr. | |
| ## Favorit Pierluigi Bersani | |
| Favorit für die Wahlen bleibt aber weiterhin Pierluigi Bersani, Chef der | |
| Partito Democratico (PD) und Spitzenkandidat der Mitte-links-Allianz, die | |
| in den Umfragen bei etwa 40 Prozent liegt. Damit hätte sie im | |
| Abgeordnetenhaus eine sichere Mehrheit, da das italienische Wahlrecht der | |
| vorne liegenden Koalition automatisch 54 Prozent der Sitze einräumt. | |
| Anders ist die Situation im Senat; dort wird der Mehrheitsbonus nicht | |
| national, sondern Region für Region vergeben. Berlusconi nämlich gelang es | |
| bisher nicht, die rechtspopulistische Lega Nord für ein neues Rechtsbündnis | |
| unter seiner Führung zu gewinnen. Damit hätte die gemäßigte Linke unter | |
| Bersani beste Chancen, auch die Regionen des Nordens für sich zu erobern. | |
| 30 Dec 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
| ## TAGS | |
| Mario Monti | |
| italienische Parlamentswahlen | |
| Koalition | |
| Vatikan | |
| Silvio Berlusconi | |
| Premierminister | |
| Italien | |
| Silvio Berlusconi | |
| Parlamentswahl | |
| Italien | |
| Italien | |
| Mario Monti | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Wahlkampf in Italien: Wenn ein Komiker den Nerv trifft | |
| Beppe Grillo mischt die etablierte Politik auf. Seine populistischen | |
| Parolen stechen. Die Italiener könnten seine Bewegung bei der Wahl auf 20 | |
| Prozent hieven. | |
| Debatte Berlusconis Wiederkehr: Die anarchistische Rechte | |
| Silvio Berlusconi ist wieder da. Sein Erfolg ist die Folge davon, dass die | |
| Konservativen hier schon immer staatsfeindlicher waren als die Linken. | |
| Parlamentswahl in Italien: Das Märchen von den sauberen Listen | |
| Die politischen Lager haben sich sortiert. In den Umfragen liegt das linke | |
| Lager noch vorn, aber die Berlusconi-Allianz gewinnt an Zuspruch. Es könnte | |
| eng werden. | |
| Berlusconi-Prozess wird fortgesetzt: Neue Verzögerungstaktik | |
| Trotz Wahlkampf geht der Prozess gegen Silvio Berlusconi weiter. Seine | |
| Anwälte wollen jetzt Christiano Ronaldo und George Clooney als Zeugen laden | |
| lassen. | |
| Wahlkampf in Italien: Schrille Töne | |
| Nach Parlamentsauflösung: Fünf mögliche Koalitionen, zahlreiche Parteien | |
| und Silvio Berlusconi. Italien steht eine Schlammschlacht bevor. | |
| Regierungskrise in Italien: Super-Mario will weiter mitmischen | |
| Der scheidende italienische Ministerpräsident Mario Monti ist bereit, auch | |
| nach den Wahlen am 24. und 25. Februar politische Verantwortung zu | |
| übernehmen. | |
| Montis Abschluss-Pressekonferenz: Italien ist über den Berg | |
| Italiens scheidender Ministerpräsident sieht sein Land auf einem guten Weg. | |
| Vielleicht macht er weiter. Berlusconis Äußerungen lassen ihn jedoch | |
| „ratlos“ zurück. |