# taz.de -- Kompromiss im US-Haushaltsstreit: Klippenspringen im Kongress | |
> In den USA sind zum neuen Jahr die Steuern erhöht und Staatsausgaben | |
> gekürzt worden. Politiker beider großen Parteien versuchen das nun | |
> rückgängig zu machen. | |
Bild: Da sind sie schon drüber, die USA | |
WASHINGTON dpa | Im wochenlangen Streit um die künftige Haushaltspolitik | |
der USA ist das Schlimmste abgewendet. Demokraten und Republikaner fanden | |
auf den letzten Drücker doch noch einen Kompromiss, der die größte | |
Volkswirtschaft der Erde vor schweren Verwerfungen bewahren soll. Der Senat | |
stimmte dem vom demokratischen Vize-Präsidenten Joe Biden mit den | |
Republikanern ausgehandelten Plan am frühen Dienstagmorgen mit | |
überwältigender Mehrheit zu. Nun fehlt noch die Zustimmung der anderen | |
Kongresskammer, die von den Republikanern beherrscht wird. | |
Die Entscheidung fiel rund zwei Stunden nach Ablauf der Frist, zu der | |
automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Kraft traten. Dieser | |
Mix könnte die gerade genesende US-Wirtschaft wieder zurückwerfen. | |
US-Präsident Barack Obama rief die Abgeordneten im Repräsentantenhaus auf, | |
rasch über den Haushaltskompromiss zu entscheiden. Er sieht vor, | |
Steuererleichterungen für die Mittelschicht zu verlängern, aber Haushalte | |
ab einem Jahreseinkommen von 450.000 Dollar stärker zur Kasse zu bitten. | |
Die vorgesehenen Ausgabenkürzungen zum Defizitabbau sollen zunächst für | |
zwei Monate ausgesetzt werden. | |
Die USA sind nun zumindest kurzfristig von der sogenannten Fiskalklippe | |
gestürzt. Das heißt, mit Jahresbeginn sind zunächst drastische | |
Steuererhöhungen für alle und Ausgabenkürzungen nach dem Rasenmäher-Prinzip | |
in einem Gesamtumfang von 600 Milliarden Dollar zum Defizitabbau in Kraft. | |
Sie könnten aber rasch rückgängig gemacht werden, um befürchtete negative | |
Auswirkungen auf die US- und die globale Wirtschaft zu verhindern. | |
Das von Republikanern dominierte Repräsentantenhaus sollte am Neujahrstag | |
frühestens um 18 Uhr MEZ zusammentreten. Ob tatsächlich noch am Dienstag - | |
und damit vor Öffnung der Börsen – über die Senatsvorlage abgestimmt wird, | |
war zunächst unklar. Sie müsse zunächst geprüft werden, teilte die | |
Fraktionsführung mit. Es sei auch eine Abstimmung am 2. oder 3. Januar | |
möglich, hieß es. Dies bedeutet, dass Präsident Obama ein Kompromissgesetz | |
keinesfalls vor dem späten 1. Januar unterschreiben könnte. | |
## Schutz vor Steuern | |
Der jetzt vereinbarte Plan schütze 98 Prozent der Amerikaner und 97 Prozent | |
der Geschäftsinhaber vor einer Steuererhöhung, sagte Obama nach der | |
Abstimmung im Senat. Um das enorme Haushaltsdefizit zu reduzieren, sei aber | |
noch viel zu tun, fügte er hinzu. Die Vereinbarung stelle allerdings | |
sicher, dass dies durch eine „Kombination von Ausgabenreduzierungen und | |
Einnahmesteigerungen“ geschehe. | |
Obama hatte sich vor allem dafür eingesetzt, reiche Amerikaner mehr als | |
bisher in die Pflicht zu nehmen. Die Republikaner lehnten jegliche | |
Steuererhöhungen rigoros ab. Insider äußerten in der Silvesternacht die | |
Erwartung, dass am Ende beide Kongresskammern mehrheitlich grünes Licht | |
geben werden – jeweils mit Hilfe von Stimmen der Gegenseite. | |
Wie es unter Berufung auf Demokraten hieß, verständigten sich beide Seiten | |
darauf, absehbare automatische Ausgabenkürzungen zum Defizitabbau querbeet | |
durch den US-Haushalt für zwei Monate auszusetzen. Damit soll Zeit für ein | |
durchdachtes Sparprogramm gewonnen werden. Die dadurch verlorenen | |
Einsparungen sollen demnach je zur Hälfte durch andere Kürzungen und die | |
Steuererhöhungen für die Reicheren wettgemacht werden. | |
Medienberichten zufolge sieht der Kompromiss auch eine Verlängerung von | |
Leistungen für mehr als zwei Millionen Arbeitslose vor. Im Gegenzug hätten | |
sich die Demokraten als Zugeständnis an die Republikaner mit einer nur | |
relativ geringfügigen Erhöhung der Erbschaftssteuer begnügt. | |
1 Jan 2013 | |
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