| # taz.de -- Koalition in Niedersachsen: SPD und Grüne stimmen zu | |
| > Die Landesparteitage von SPD und Grünen stimmen in Hannover dem | |
| > Koalitionsvertrag zu. Die Genossen stimmen sich bereits auf die | |
| > Bundestagswahl ein. | |
| Bild: Jajaja: Delegierte auf dem Parteitag der SPD in Hannover | |
| HANNOVER dpa | Mit einem Aufruf zur Geschlossenheit hat Niedersachsens | |
| designierter Ministerpräsident Stephan Weil am Samstag den Ton beim | |
| außerordentlichen SPD-Parteitag in Hannover vorgegeben. | |
| Vier Wochen nach der Landtagswahl stellt die niedersächsische SPD letzte | |
| Weichen für die Bildung einer gemeinsamen Regierung mit den Grünen. Ohne | |
| Gegenstimme oder Enthaltung stimmten die Delegierten dem rot-grünen | |
| Koalitionsvertrag zu. Er bildet die Basis für die geplanten fünf | |
| gemeinsamen Regierungsjahre der Bündnispartner. Beide haben bei der | |
| Landtagswahl eine hauchdünne Mehrheit errungen. | |
| Kritik gab es beim Thema Studiengebühr, deren Abschaffung vor allem der | |
| Nachwuchs-Organisation nicht schnell genug geht. Die Hochschulpolitik müsse | |
| zudem stärker reformiert werden. Insgesamt herrschte weitgehend Zustimmung | |
| für das ausgehandelte Vertragswerk. | |
| Am Samstagabend stimmte auch die Basis der Grünen dem Koalitionsvertrag mit | |
| der SPD einstimmig zu. Bei einem Parteitag in Hannover gab es keine | |
| Gegenstimmen oder Enthaltungen. Während der SPD-Parteitag nur knapp zwei | |
| Stunden dauerte, debattierten die Grünen-Delegierten rund fünfeinhalb | |
| Stunden. Keine Mehrheit fand zuvor ein Antrag von rund 30 Mitgliedern, die | |
| von den künftigen grünen Ministern einen Verzicht auf ihr Landtagsmandat | |
| forderten. | |
| ## Kein einziger Querschuss | |
| Der designierte künftige Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte den | |
| Wahlsieg als erfolgreiche Teamleistung einer niedersächsischen SPD. Diese | |
| habe wie selten zuvor diszipliniert und geschlossen zusammengestanden. | |
| Keinen einzigen Querschuss aus den eigenen Reihen habe es gegeben. „Das war | |
| nicht selbstverständlich, und ich weiß das zu schätzen“, sagte Weil. | |
| Es habe widrige Bedingungen in der politischen Großwetterlage gegeben. | |
| Anders als im Wahlkampf betonte Weil, dass es keine ausgeprägte | |
| Wechselstimmung im Lande gegeben habe – und seine Partei dennoch | |
| erfolgreich war. „Die niedersächsische SPD hat einen Riesenbeitrag auch für | |
| die Bundes-SPD geleistet. Wir haben die Möglichkeit eröffnet, dass es ein | |
| Jahr des Wechsels wird – nicht nur in Niedersachsen, sondern auch im Bund.“ | |
| Es gelte nun, alle Reserven zu mobilisieren für einen politischen Wechsel | |
| in der Bundespolitik. | |
| ## Sparen und investieren | |
| Die Koalitionsverhandlungen hätten eine gute Grundlage für eine | |
| vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Grünen gelegt. Es gebe keinen | |
| einzigen Punkt, wo die SPD sonderliche Abstriche gegenüber den Kernaussagen | |
| des Wahlkampfs hätte machen müssen. „Jetzt ist Schluss mit Feiern, jetzt | |
| ist Arbeit dran“, mahnte Weil. Er warnte, dass neben knappen Kassen auch | |
| ein politischer Gegner drohe, der kein Pardon geben werde. „Wir haben einen | |
| politischen Gegner, der dieses Wahlergebnis irrtümlich für einen | |
| Betriebsunfall der Geschichte hält.“ Auch die Agrarwende gehöre zu den | |
| Prioritäten. | |
| Bei der Finanzpolitik gelte es zu sparen und gleichzeitig in die Zukunft zu | |
| investieren. „Unser Motto lautet: Sparen und investieren – und das ist ein | |
| politischer Kampfauftrag!“, rief Weil aus. Die Landesregierung suche den | |
| Dialog auf Augenhöhe, nicht den Konflikt: „Wir wollen nicht vom hohen | |
| Niedersachsen-Ross aus Politik machen.“ Das Wahlergebnis vom 20. Januar sei | |
| eine große Chance. „Eine große Chance für die niedersächsische SPD zu | |
| zeigen, was wir drauf haben nach zehn Jahren Opposition – und diese Chance | |
| wollen wir nutzen, die werden wir nutzen“, betonte ein kämpferischer Weil | |
| am Ende seiner von minutenlangem Beifall bedachten halbstündigen Rede. | |
| 16 Feb 2013 | |
| ## TAGS | |
| Wahlkampf | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Niedersachsen | |
| SPD | |
| Bündnis 90/Die Grünen | |
| Stephan Weil | |
| Niedersachsen | |
| A7 | |
| Schwerpunkt Landtagswahlen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Regierungswechsel in Niedersachsen: Warten auf Weils Wahl | |
| Ab dem heutigen Dienstag wollen SPD und Grüne regieren – mit nur einer | |
| Stimme Mehrheit. Raum für Streit gibt es bereits: Zum Beispiel beim Thema | |
| Gorleben. | |
| Regierungspersonal in Niedersachsen: Urgrüne Prinzipien machen Ärger | |
| Die Trennung von Amt und Mandat hat bei den Grünen Tradition. In | |
| Niedersachsen fordert das jetzt die Basis von den künftigen MinsterInnen. | |
| Teilprivatisierung der A7: „Ziehen die das durch, wird's irre“ | |
| Das Bundesverkehrsministerium will eine Öffentlich-Private Partnerschaft | |
| bei der A7 eingehen. Die neue rot-grüne Landesregierung will das auf keine | |
| Fall. | |
| Kommentar Koalition Niedersachsen: Harmonisch auf Bewährung | |
| SPD und Grüne haben diskret und zügig verhandelt. Stress in der Koalition | |
| ist aber programmiert – nicht nur wegen Gorleben. |