| # taz.de -- Kameras im NSU-Prozess: Videoanlage bleibt unbenutzt | |
| > Das Münchener Oberlandesgericht hat für den Prozess gegen Beate Zschäpe | |
| > eine Videoanlage angeschafft. Doch die Bilder werden nicht in einen | |
| > Nebensaal übertragen. | |
| Bild: Zeugenaussagen sollen aufgenommen und live an die Wand projiziert werden. | |
| Im NSU-Prozess werden Kameras zum Einsatz kommen. Aber sie werden nur | |
| benutzt, um die Sicht im Gerichtssaal zu verbessern, nicht um den Prozess | |
| in einen Raum für Journalisten zu übertragen. Der Bundestag ist zwar offen | |
| für eine gesetzliche Erlaubnis zur Übertragung, aber diese wird nicht bis | |
| zum Prozessbeginn am 6. Mai kommen. | |
| In Journalistenkreisen geht die Angst um. Seit das Oberlandesgericht (OLG) | |
| München entschieden hat, die 50 Plätze für Medienvertreter neu zu vergeben | |
| und diesmal auszulosen, sind viele Medien besorgt, dass ausgerechnet sie | |
| kein Losglück haben und an den entscheidenden Prozesstagen vor der Tür | |
| stehen werden. Kein Wunder, dass in den Kommentaren von SZ, FAZ und Co. nun | |
| wieder energisch gefordert wird, den Prozess für Journalisten in einen | |
| zweiten Gerichtssaal live zu übertragen. | |
| Doch das OLG bleibt hart. Für eine Übertragung gebe es keine gesetzliche | |
| Grundlage. Auf die zumindest unklare Rechtslage habe inzwischen auch der | |
| Präsident des Bundesgerichtshofs, Klaus Tolksdorf, hingewiesen. Deshalb sei | |
| eine Übertragung innerhalb des Gerichts weiterhin nicht vorgesehen. | |
| Helfen könnte nur der Gesetzgeber, der Bundestag. Er müsste im | |
| Gerichtsverfassungsgesetz klarstellen, dass das Verbot der „öffentlichen | |
| Vorführung“ von Prozessbildern nicht für eine gerichtsinterne Übertragung | |
| gilt. | |
| Nach taz-Informationen berieten am letzten Mittwoch die Fraktionsobleute im | |
| Rechtsausschuss über diesen Vorschlag und zeigten sich grundsätzlich zu | |
| einer Gesetzesänderung bereit. Allerdings soll die Änderung gründlich | |
| vorbereitet und diskutiert werden. Das heißt: Bis zum Beginn des | |
| NSU-Prozesses wird es noch keine Lösung geben. | |
| ## Videos an der Wand | |
| Dabei werden im NSU-Prozess durchaus Kameras zum Einsatz kommen. Beim Umbau | |
| des Schwurgerichtssaals wurden in den letzten Monaten auch Kameras | |
| eingebaut, mit denen Zeugenaussagen aufgenommen und live an die Wand | |
| projiziert werden sollen. Die Kameras sind nach Darstellung der | |
| Pressestelle hinter dem Gericht an der Wand montiert. Zu sehen sind die | |
| Bilder an zwei großen modernen Projektionsflächen links und rechts von den | |
| Richtern. | |
| Die Kameras nützen vor allem den 77 Nebenklägern und ihren 53 Anwälten | |
| sowie dem Publikum und den Journalisten. Denn sie sehen nach der geplanten | |
| Sitzordnung die Zeugen nur von hinten, können also nicht beobachten, ob ein | |
| Zeuge bei seiner Aussage errötet, schwitzt oder gequält lächelt. Die | |
| Richter, die Staatsanwälte sowie die Angeklagten und ihre Verteidiger | |
| brauchen dagegen keine Videoanlage, denn sie sehen die Zeugen von vorn oder | |
| von der Seite. | |
| Ob die Gesichter der Zeugen durch die Kameras groß gezoomt werden, | |
| entscheidet der Vorsitzende Richter Johannes Götzl. Vermutlich wird es | |
| einige Tage dauern, bis er sich an die Anlage gewöhnt und einen Modus | |
| gefunden hat. Denn solche Kameras zur Beobachtung von Zeugen, die sich im | |
| selben Gerichtssaal befinden, sind für die Münchener Justiz ein Novum. | |
| Um zu verhindern, dass Zeugen durch die Kameras verunsichert werden, soll | |
| nur dann gefilmt werden, wenn die Zeugen ausdrücklich zugestimmt haben. | |
| Diese sollen auch vorab über die Kameras informiert werden. | |
| 22 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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