| # taz.de -- Treffen in Istanbul: Die „Freunde“ sind zerstritten | |
| > Die „Freunde Syriens“ können sich nicht auf ein schärferes Vorgehen geg… | |
| > das Assad-Regime einigen. Die USA stocken Hilfe auf. | |
| Bild: Sie demonstrieren weiter: Oppositionelle in Aleppo am 19. April | |
| ISTANBUL taz | Nicht nur die syrische Opposition ist zerstritten, auch ihre | |
| westlichen und arabischen Unterstützer sind tief gespalten. Die | |
| Kontaktgruppe der „Freunde des syrischen Volkes“ erklärte am Sonntag, dass | |
| die Hilfe für die Gegner von Präsident Baschar al-Assad ausgeweitet werden | |
| soll. Auf eine gemeinsame Strategie konnten sie sich jedoch erneut nicht | |
| einigen. Ein direktes militärisches Eingreifen, wie es von der | |
| Oppositionellen gefordert wird, lehnt die Freundesgruppe weiterhin ab. | |
| Die Nationale Koalition (NK) forderte ihre Unterstützer bei einem Treffen | |
| am Samstag in Istanbul zu „chirurgischen Angriffen“ auf Raketenstellungen | |
| der syrischen Armee sowie zu Maßnahmen auf, die den Einsatz von chemischen | |
| Waffen verhindern sollen. Zudem verlangten sie die Einrichtung von | |
| Flugverbotszonen entlang der Grenzen im Süden und Norden, wo weite Gebiete | |
| inzwischen von den Aufständischen kontrolliert werden. Diese Gebiete werden | |
| freilich weiterhin regelmäßig von Kräften des Regimes attackiert. Dies | |
| erschwert auch die Versuche der Opposition, eine zivile Verwaltung | |
| aufzubauen. | |
| „Die internationale Gemeinschaft bewegt sich langsam in die richtige | |
| Richtung“, sagte Yaser Tabbara, Sprecher des kürzlich gewählten | |
| Interimsregierungschefs Ghassan Hitto, am Rande des Treffens. „Wir hoffen, | |
| dass dieser Prozess beschleunigt wird.“ | |
| ## Assad denkt nicht an einen Rücktritt | |
| Der Vorstoß der Nationalen Koalition mag von vornherein illusorisch gewesen | |
| sein, wie ein Diplomat anmerkte. Aber auch die Türkei konnte sich nicht mit | |
| ihrem Vorschlag durchsetzen, in die Abschlusserklärung eine Formulierung | |
| über die Einrichtung eines humanitären Korridors aufzunehmen. | |
| Am Ende blieb es bei der Verurteilung der Raketenangriffe und der Forderung | |
| nach Zugang für die UNO, um die Vorwürfe, dass es Chemiewaffeneinsätze | |
| gebe, zu untersuchen. Für den Fall, dass sich dieser Verdacht bestätigt, | |
| kündigten die Außenminister „ernsthafte Folgen“ an. | |
| Auf Drängen der Freundesgruppe verpflichtete sich die Opposition darauf, | |
| weiter nach einer politischen Lösung des Konflikts zu suchen. Als Grundlage | |
| soll wie bisher das sogenannte Genfer Kommuniqué dienen, das die | |
| Machtübergabe an eine Übergangsregierung vorsieht. Die NK machte indes | |
| klar, dass es mit Assad keine Lösung geben kann. Assad selbst wiederum | |
| hatte vor wenigen Tagen deutlich gemacht, dass er nicht an Rücktritt denke. | |
| ## Diplomatisches und militärisches Patt | |
| Das diplomatische wie militärische Patt hat radikale Extremisten aus dem | |
| Umfeld des Terrornetzwerks al-Qaida gestärkt. Darüber ist nicht nur der | |
| Westen besorgt, sondern auch die Türkei und die Golfstaaten. Die | |
| Bundesregierung erwarte, dass sich die Opposition klar von „terroristischen | |
| und extremistischen“ Kräften distanziere, sagte der deutsche Außenminister | |
| Guido Westerwelle am Samstag nach einem Treffen mit Oppositionsführern. | |
| Westerwelle stellte zudem weitere Finanzhilfe für die Oppositionellen in | |
| Aussicht. | |
| Wie erwartet hat der amerikanische Außenminister John Kerry die Verdopplung | |
| der Finanzhilfe an die Regimegegner in Höhe von 123 Millionen Dollar | |
| angekündigt. Diese umfasst weitere sogenannte nicht tödliche Unterstützung | |
| der Rebellen. Direkte Militärhilfe will Washington dagegen nicht leisten. | |
| Von der NK erwarten sich besonders die westlichen Unterstützer weitere | |
| Schritte, mit denen sie ihren Anspruch, alle Syrer zu vertreten, unter | |
| Beweis stellt. Vor allem werden Zusagen zum Schutz der Minderheiten | |
| erwartet. | |
| Waffenlieferungen, wie sie von den Golfstaaten erfolgen, sollen künftig | |
| allein über den Hohen Militärrat der Freien Syrischen Armee (FSA) erfolgen. | |
| Wichtigste Lieferanten sind Saudi-Arabien und Katar. Zwischen Saudi-Arabien | |
| und Katar gibt es jedoch Streit über die Unterstützung von radikalen | |
| Fraktionen und der Muslimbruderschaft. Die Opposition garantiere, dass die | |
| Waffen nicht in die falschen Hände fielen, heißt es in der | |
| Abschlusserklärung, um die bis zum frühen Sonntagmorgen gerungen wurde. Der | |
| Chef des Militärrats, Selim Idriss, versprach das auch. Wie er dies | |
| sicherstellen will, ist offen. | |
| 21 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Inga Rogg | |
| Inga Rogg | |
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