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# taz.de -- Parteitag in NRW: Piratentreffen im Jammertal
> Die von Affären gebeutelten NRW-Piraten wählen eine neue Spitze und
> bestehen auf der Trennung von Amt und Mandat. Dennoch herrscht
> Misstrauen.
Bild: Der neu gewählte Piraten-Vorstand in NRW: Christian Gebel, Patrick Schif…
BOTTROP taz | Mies ist die Stimmung beim [1][Landesparteitag der Piraten]
am Wochenende in Bottrop. Der scheidende Landeschef Sven Sladek klagt über
„diverse private Probleme“, die die Arbeit des Vorstands erschwert hätten.
Sein Stellvertreter Ralf Gloerfeld jammert, die Parteimitglieder trauten
„sich gegenseitig nichts mehr zu“. Die Piraten dürften sich „nicht an je…
Skandal aufgeilen“, mahnt die Co-Vorsitzende Christina Herlitzschka – und
fordert die Basis auf, sich „gegenseitig zu ermutigen, wenn der Bundes- und
Landesvorstand Scheiße machen“.
Zu besichtigen ist eine zutiefst verunsicherte Partei. Seit ihrem Einzug in
den Düsseldorfer Landtag 2012 wurden die NRW-Piraten von einer ganzen Reihe
von Affären gebeutelt: Zuletzt hatte der kommissarische Politische
Geschäftsführer Alexander Reintzsch ein Gutachten zurückgehalten, das die
Listenaufstellung zur Bundestagswahl für rechtswidrig erklärte. Die
Geheimniskrämerei verletze die eigenen Parteiprinzipien, kritisierten
selbst Landtagsabgeordnete der Piraten.
Am Samstag verteilten die Piraten ein Gegengutachten ihrer
Bundesrechtsabteilung, das die erste Expertise für fehlerhaft erklärte –
die Liste könne eingereicht werden.
Doch das Gutachten war längst nicht die einzige Panne. Auch Reintzsch’
Vorgänger Klaus Hammer wurde gefeuert: Im Streit um rechtsextreme Tendenzen
hatte er seine Altpapiertonne zum toten Briefkasten umfunktioniert und so
vertrauliche Dokumente weitergereicht. Die Abgeordnete Birgit Rydlewski
machte [2][//twitter.com/B_Rydlewski:per Twitter] vor allem mit ihrem
Sexualleben von sich reden, und Ex-Landeschef Michele Marsching hatte schon
vor dem Einzug in den Landtag eine Diätenerhöhung gutgeheißen. Nach Bottrop
waren deshalb nicht einmal 300 der rund 6.000 wahlberechtigten
NRW-Basispiraten gekommen.
## „Vom Aktivisten zum politischen Menschen“
Alle drei bisherigen Vorsitzenden standen für eine Wiederwahl nicht zur
Verfügung. Der Landtagsfraktion mehr Einfluss einräumen wollte die
Parteibasis aber auch nicht. Marsching scheiterte mit seinem Versuch,
erneut den Vorsitz zu übernehmen. Stattdessen wählten die Piraten mit einer
Mehrheit von nur zwei Stimmen den Düsseldorfer Patrick Schiffer – obwohl
der Schwierigkeiten hatte, die Frage des Landtagsfraktionsvorsitzenden
Joachim Paul zu beantworten, wie er die Partei inhaltlich aufstellen werde.
Immerhin: Er wolle sich „vom Aktivisten zum politischen Menschen“
entwickeln, versprach der 40-Jährige nach seiner Wahl.
Gescheitert ist Marsching auch an seinen FraktionskollegInnen. Der
stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer Frank Herrmann machte dem
Ex-Landeschef das vergiftete Kompliment, die Fraktion brauche seinen
gesamten Arbeitseinsatz. Gefördert wurde die strikte Trennung von Amt und
Mandat. Schon im Vorfeld des Parteitags war Marsching als „Karrierist“
geschmäht worden.
Der 34-Jährige hatte auch über eine Kampfkandidatur um den Posten des
Landtagsfraktionschefs nachgedacht, sich dann aber auf den Parteivorsitz
konzentriert. Gewinner der vorerst gescheiterten Karrierepläne Marschings
ist damit Joachim Paul – der Fraktionschef dürfte für seine im Sommer
anstehende Wiederwahl keinen Gegenkandidaten fürchten.
28 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.piratenpartei-nrw.de/
[2] http://https
## AUTOREN
Andreas Wyputta
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