# taz.de -- Personal der AfD in Thüringen: Anti-Euro-Partei mit alten Rechten | |
> In der Alternative für Deutschland finden sich nicht nur | |
> Wirtschaftsprofessoren. In Thüringen ist ein verurteilter | |
> Holocaustkleinrechner dabei. | |
Bild: So klar die Anstecker der AfD, so unklar, wer sie trägt | |
DRESDEN taz | Farbenfroh: Für das Personal der neu gegründeten Alternative | |
für Deutschland (AfD) wäre das gewiss noch eine milde Bezeichnung. In | |
Thüringen beispielsweise taucht mit dem 77-jährigen Paul Latussek ein Mann | |
bei dieser Partei auf, der seit den neunziger Jahren eine ziemlich | |
bräunliche Spur hinterließ. In Ilmenau initiierte er jetzt die Gründung | |
eines Ilmkreis-Verbandes der AfD. | |
An sich noch nicht anrüchig ist, dass Latussek 1990 für die inzwischen | |
vergessene Deutsche Soziale Union (DSU) in die letzte Volkskammer der DDR | |
einzog. Im gleichen Jahr avancierte er auch zum Landesvorsitzenden des | |
Bundes der Vertriebenen (BdV), dem er in Thüringen bis 2001 vorstand. | |
Zugleich war er auch stellvertretender Bundesvorsitzender der Vertriebenen, | |
Ende der neunziger Jahre war er zudem in der Splitterpartei Bund freier | |
Bürger. Die demonstrierte unter anderem gegen das Holocaust-Mahnmal in | |
Berlin. Latussek schrieb in mehreren rechtskonservativen Blättern und trat | |
als Referent bei der NPD auf. | |
Beim Bund der Vertriebenen wuchs der Druck auf Latussek vor allem, nachdem | |
er 2000 im Thüringer Landtag ein Flugblatt verteilt hatte, in dem die | |
„willkürliche Verschiebung der deutschen Ostgrenze“ und ein „Gebietsverl… | |
des Deutschen Reiches“ beklagt wurde. | |
## Verharmlosung der Judenmorde in Auschwitz | |
Für einen Eklat sorgte der Rechtsaußen am 9. November 2001 auf dem | |
Thüringer Verbandstag des BdV. In Auschwitz habe es gar nicht so viele | |
Opfer gegeben, nur 930.000 seien nach angeblich polnischen Quellen | |
nachgewiesen. 2006 bestätigte der Bundesgerichtshof seine Verurteilung | |
wegen Volksverhetzung, also wegen Verharmlosung der Judenmorde in | |
Auschwitz. | |
In Thüringen befindet sich Latussek offenbar in passender Gesellschaft. Mit | |
Matthias Wohlfahrt hat ein völkisch-christlicher Missionar den Vorsitz des | |
147 Gründungsmitglieder zählenden AfD-Landesverbandes inne. Wohlfahrt | |
betreibt nahe der Leuchtenburg im Saaletal ein „Haus Bethlehem“. In der | |
preiswerten Übernachtungsstätte werden Seminare und Werkstätten mit dem | |
Ziel einer Rechristianisierung des Abendlandes angeboten. | |
Auf der Website des Hauses wirbt Wohlfahrt offen für die AfD und | |
polemisiert gegen „Lügen“ und „Gleichschaltung“ durch die Herrschenden. | |
„Damit es nicht bei der Alternativlosigkeit unserer politischen Klasse | |
bleibt, haben sich in Deutschland doch noch die biblischen 7.000 gefunden | |
und bieten uns eine Wahlalternative 2013“, ist dort zu lesen. | |
## „Europa der Vaterländer“ | |
Unter den Erstunterzeichnern des AfD-Aufrufs fallen auch Namen auf, die mit | |
chauvinistischen Kreisen bislang nicht in Verbindung gebracht wurden. Neben | |
dem ehemaligen Industrie-Präsidenten Hans-Olaf Henkel unterstützt auch der | |
Wirtschaftswissenschaftler Ulrich Blum die neue Partei. | |
Blum, damals noch Professor an der TU Dresden, hatte 1999 vor der | |
Einführung des Euro gewarnt und plädiert heute für ein „Europa der | |
Vaterländer“. Der Experte für die Finanzierung des Aufbaus Ost machte sich | |
als Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle einen Namen. | |
7 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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