# taz.de -- Nach den Protesten in Bangladesh: Hunderte Fabriken machen dicht | |
> Viele Produktionsstätten schließen nach den Protesten der | |
> TextilarbeiterInnen bis auf Weiteres. Die Regierung erlaubt nun die | |
> Gründung von unabhängigen Gewerkschaften. | |
Bild: Bei dem Einsturz des Rana-Plaza-Kompexes nahe der Hauptstadt Dhaka wurden… | |
DHAKA/STOCKHOLM afp/dpa | Hunderte Textilfabriken in Bangladesch werden ab | |
Dienstag auf unbestimmte Zeit geschlossen. Der Verband der Textilhersteller | |
und -exporteure begründete den Schritt am Montag mit den Protesten der | |
Arbeiter nach dem Einsturz einer Fabrik mit mehr als tausend Toten. Der | |
schwedische Modekette H&M schloss sich derweil einer Initiative zur | |
Verbesserung der Sicherheit in Textilfabriken in Bangladesch an. | |
Geschlossen werden nach Verbandsangaben ab Dienstag in Bangladesch alle | |
Fabriken im Industriekomplex Ashulia, der [1][unweit des vor knapp drei | |
Wochen eingestürzten Gebäudes liegt]. In Ashulia hatten nach Polizeiangaben | |
am Montag die Arbeiter von rund vier Fünftel der Fabriken ihre | |
Arbeitsplätze wegen neuer Proteste verlassen. Sie forderten höhere Löhne | |
und die Hinrichtung des Eigentümers des eingestürzten Rana-Plaza-Kompexes. | |
[2][Bei dem Unglück] nahe der Hauptstadt Dhaka waren mehr als 1100 Menschen | |
getötet worden. | |
Das Rana-Plaza-Unglück sorgte für massive Proteste gegen die | |
Arbeitsbedingungen und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in den | |
Textilfabriken des Landes, in denen vor allem auch zahlreiche westliche | |
Marken ihre Kleidung produzieren lassen. Auch in Ashulia kam es seitdem | |
immer wieder zu Protesten. In dem Industriegebiet produzieren rund 500 | |
Fabriken, unter ihnen die wichtigsten des Landes. | |
Der Modekonzern H&M trat am Montag einem Abkommen zur Brandschutz- und | |
Gebäudesicherheit in Bangladesch bei. Der Beitritt gelte zunächst für fünf | |
Jahre, erklärte die nach Umsätzen weltgrößte Modekette der Welt. Das | |
Abkommen war im vergangenen Jahr von den Gewerkschaften IndustriALL und UNI | |
Global Union ins Leben gerufen worden, die zusammen weltweit 70 Millionen | |
Arbeiter vertreten. | |
Es sieht unter anderem die Einsetzung von Brandschutzverantwortlichen in | |
den Betrieben und eine intensive Überprüfung der Bausubstanz vor. Die | |
Initiative hat den 15. Mai zum Stichtag für einen Beitritt erklärt, die | |
Liste der beteiligten Unternehmen wurde bisher nicht veröffentlicht. Aus | |
Deutschland ist aber beispielsweise bereits Tchibo beigetreten. | |
## Rechte der ArbeiterInnen gestärkt | |
Desweiteren hat Bangladeschs Regierung die Rechte der Textilarbeiter | |
gestärkt. Sie dürfen sich künftig in unabhängigen Gewerkschaften | |
zusammenschließen und Lohnverhandlungen führen, erklärte Sprecher Mosharraf | |
Hossain Bhuiyan am Montag in Dhaka. | |
Die Regierung kippte damit eine Regelung, wonach die Arbeiter für die | |
Gründung einer Gewerkschaft die Zustimmung des Fabrikbesitzers brauchen. | |
Bereits am Sonntagabend hatte das Kabinett entschieden, den gesetzlichen | |
Mindestlohn von Textilarbeitern anzuheben, der derzeit bei etwa 30 Euro pro | |
Monat liegt. Eine neue Summe wurde aber noch nicht festgelegt. | |
Außerdem begannen die Behörden damit, in fast 950 Fabriken im Land | |
Sicherheitsstandards durchzusetzen. Die Arbeitsbedingungen dort waren von | |
einer Untersuchungskommission am Sonntag als riskant eingestuft worden. 18 | |
Fabriken wurden bereits geschlossen. In den fast 4000 Textilunternehmen in | |
Bangladesch arbeiten mehr als 3,5 Millionen Menschen. Die Textilindustrie | |
ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Bangladesch. | |
Ein Gericht wies am Montag die lokalen Behörden an, alle Unterlagen, die | |
das eingestürzte Gebäude Rana Plaza betreffen, innerhalb von sieben Tagen | |
einzureichen. Außerdem soll eine Liste aller Textilarbeiter erstellt | |
werden, die in den Fabriken in den oberen Stockwerken des Gebäudes | |
arbeiteten und noch vermisst werden. Der Gebäudeinhaber, die | |
Fabrikbetreiber und die Ingenieure, die den Bauplan des Hauses genehmigten | |
und überwachten, waren festgenommen worden. | |
13 May 2013 | |
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