| # taz.de -- Asics-Schuhe: Das Sterben geht weiter | |
| > In Bangladesch tritt ein Abkommen zum Schutz von TextilarbeiterInnen in | |
| > Kraft – in Kambodscha sterben sie, weil eine Fabrik einstürzt. | |
| Bild: Helfer in der eingestürzten Fabrik mit einem Asics-Karton. | |
| BANGKOK taz | Schon wieder hat es bei einem Einsturz in einer Fabrik in | |
| einem Billiglohnland Tote und Verletzte gegeben: Drei Menschen sind | |
| gestorben, mindestens sechs weitere wurden verletzt, als am Donnerstag in | |
| Kambodscha in einer Schuhfabrik ein Zwischenstockwerk eingestürzt ist. | |
| Mehrere Arbeiter wurden von den Trümmern getroffen. Die Fabrik befindet | |
| sich in Kampong Speu, rund 50 Kilometer vor der Hauptstadt Phnom Penh. | |
| Die Regierung kündigte Untersuchungen an, der Gouverneur der Provinz | |
| erklärte, die Fabrik werde den Hinterbliebenen der Getöteten 5.000 Dollar | |
| Entschädigung zahlen, den Verletzten 1.000 Dollar. In der Fabrik der | |
| taiwanesischen Firma Wing Star Shoes stellten etwa 100 Menschen Schuhe für | |
| den japanischen Sportbekleidungshersteller Asics her. | |
| Erst im vergangenen Monat stürzte ein riesiges Fabrik- und Geschäftsgebäude | |
| in Bangladesch ein. Bei der Katastrophe vor den Toren der Hauptstadt Dhaka | |
| sind mehr als 1.100 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 100 Menschen werden | |
| noch immer vermisst. Jetzt ist ein Abkommen von über 30 Handelskonzernen in | |
| Kraft getreten. Es soll Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in den | |
| dortigen Textilfabriken schützen. Der Gewerkschaftsverband UNI Global Union | |
| sprach von einem "Wendepunkt". | |
| ## Behörden decken mafiöse Strukturen | |
| Der Schritt war dringend notwendig: Bei dutzenden Bränden in Textilfabriken | |
| in Bangladesch kamen in den vergangenen zehn Jahren hunderte Menschen ums | |
| Leben. Ein Grund für die laxen Sicherheitsstandards in Billiglohnländern | |
| ist auch die Konkurrenz, die die Länder einander machen. | |
| Kambodscha ist ein Beispiel dafür: Das Land hat erst vor wenigen Jahren | |
| damit begonnen, ausländische Auftraggeber für billig produzierte Kleidung | |
| ins Land zu holen. Schon heute macht Bekleidung mit rund 4 Milliarden | |
| Dollar etwa 80 Prozent der Exporte des verarmten Landes aus. In den 500 | |
| Fabriken arbeiten etwa 50.000 Menschen. | |
| Auch in Kambodscha sind die Arbeitsbedingungen oft schlecht. In den | |
| vergangenen Jahren sind in den beengten, stickigen Fabriken immer wieder | |
| massenhaft Arbeiterinnen in Ohnmacht gefallen. Deswegen und wegen der | |
| Hungerlöhne – viele Textilarbeiter in Kambodscha verdienen nur etwa 50 | |
| US-Dollar im Monat – kommt es häufig zu Streiks und Protesten. | |
| Oft geht die Polizei gewaltsam gegen die streikenden Arbeiterinnen und | |
| Arbeiter vor. Die Behörden decken in aller Regel die Besitzer der Firmen, | |
| die oft enge Beziehungen zu der Regierung von Premierminister Hun Sen oder | |
| der Regierungspartei haben. Das britische Magazine Economist bezeichnet | |
| Kambodschas Regierung als „Mekong-Mafia“. | |
| Immer wieder sind in den vergangenen Jahren in Kambodscha unter | |
| fragwürdigen Umständen Gewerkschafter, Arbeitsrechtler und Umweltschützer | |
| getötet worden. Das prominenteste Opfer in jüngster Zeit war der bekannte | |
| Umweltaktivist Chut Wutty. | |
| Er hat versucht, auf illegale Rodungen aufmerksam zu machen, an denen nach | |
| seiner Meinung hochrangige Mitglieder der Armee verdienen. Im vergangenen | |
| Jahr haben ihn bei einer Recherche, die er in Begleitung zweier | |
| Journalisten in einer Bergregion durchgeführt hat, Militärpolizisten | |
| erschossen. Der Fall ist noch nicht aufgeklärt. | |
| 16 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Sascha Zastiral | |
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