| # taz.de -- Kolumne Blicke: Meine Vision für 2014 | |
| > So macht die Zukunft Spaß: Ein heiterer Ausblick auf das | |
| > Weltkriegsjubiläumsjahr. Mit Musik am Ende und am Anfang. | |
| Bild: Die Deutschen greifen an – zum Glück nur im Deutschen Marinemuseum. | |
| „No one likes us – I don’t know why. We may not be perfect, but heaven | |
| knows we try. (…) We give them money – but are they grateful? No, they’re | |
| spiteful and they’re hateful.“ RANDY NEWMAN: POLITICAL SCIENCE | |
| Als die Revolution ausbrach, kam dann doch ein wenig Panik auf im Süden. | |
| Zum dritten Mal in hundert Jahren hatten die Deutschen es nicht geschafft, | |
| Europa mit harter Hand neu zu ordnen. | |
| Ein wenig Panik: Ihr Vermögen hatten die reichen Griechen, Spanier und | |
| Italiener ja längst zu deutschen Banken transferiert und ihre Kinder nach | |
| Berlin geschickt: Dort bewohnten sie die letztlich immer noch spottbillig | |
| eingekauften Villen und Altbauwohnungen, sozusagen zur Probe, bis die | |
| Eltern, die sie bezahlt hatten, doch mal die Notwendigkeit verspüren | |
| würden, eine Zeit in der hässlichen Hauptstadt zu verbringen. | |
| Was ihre Porsches, BMWs und Ferraris anging, so standen unter dem Schutz | |
| der Bundesmarine zwar einige Transportschiffe bereit; aber die meisten | |
| machten von diesem Angebot keinen Gebrauch, sondern flogen mit dem | |
| Privatjet gleich zu diesem Flughafen – ah, da musste man noch was | |
| umprogrammieren, das Ding hieß immer noch … genau … TXL. | |
| Für manche wurde es knapp, sie benutzten zum ersten Mal den | |
| Dienstbotenausgang, weil von vorne schon der Mob hereinstürmte: Die unter | |
| dem Label „European Protecting Forces“ stationierten Bundeswehreinheiten | |
| hatten strikte Anweisung, nur deutsches Eigentum zu schützen. Man konnte | |
| nicht noch mehr SS-Vergleiche gebrauchen. | |
| Nun, da die Regierungen in Griechenland, Italien und Spanien gestürzt | |
| waren, beeilten sich die deutschen Linken, dem „Völkerfrühling“ ihre | |
| Solidarität auszusprechen, natürlich nur, solange alles in vernünftigen | |
| Grenzen bliebe und also die Staatsverschuldung – aber da komplementierte | |
| man die Delegationen schon wieder zum Abfluggate. | |
| Am Ende zählten für die Südländer nämlich nur die Fakten. Die einen hatten | |
| Merkels „Rettungspolitik“ zugestimmt, die anderen waren zu schwach und zu | |
| orientierungslos, sie zu verhindern. Und wovon man im Süden endgültig genug | |
| hatte, waren geheucheltes Mitleid und manische Besserwisserei. | |
| ## Surfin' Germany | |
| Und irgendwie waren auch die letzten deutschen Wohlgesinnten froh, denn nun | |
| konnte man sich wieder in die harten inländischen Debatten um N-Wort, | |
| Energiewende und Homo-Ehe stürzen und musste nicht dauernd an die armen | |
| Verwandten im Süden und ihre horrende Jugendarbeitslosigkeit denken. | |
| Mein Gott, jetzt durfte man es doch offen sagen: Die Italiener hatten | |
| Berlusconi selbst gewählt! Niemand hatte den Spaniern befohlen, | |
| ausschließlich auf den Immobiliensektor zu setzen und ihre Küsten | |
| zuzubetonieren! Und waren es etwa die Deutschen gewesen, die den Griechen | |
| verboten hatten, funktionierende Finanzämter einzurichten? | |
| Urlaub, gut, das konnte nach Einreiseverbot und Ferienhaus-Konfiszierung, | |
| welche die neuen Regierungen gegen alle Deutschen verhängten, ein Problem | |
| sein. Andererseits war Portugal treu geblieben. Die Algarve blieb deutsch! | |
| Das Beach-Boy-Cover „Surfin’ Germany“ von The Bosshoss stürmte die Chart… | |
| 23 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Ambros Waibel | |
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