# taz.de -- Goldene Palme in Cannes: Zum ersten Mal Homosexualität | |
> Zwei lesbische junge Frauen: „La vie d'Adèle“ erzählt die Geschichte der | |
> ersten Leidenschaft. Und weil er das so gut macht, hat er dafür die | |
> Goldene Palme bekommen. | |
Bild: Knutschig glücklich: Lea Seydoux (l) und Adele Exarchopoulos (r) mit Reg… | |
CANNES afp | Ein Film über die Liebe zweier junger lesbischer Frauen hat | |
beim Filmfestival von Cannes die begehrte Goldene Palme gewonnen: „La vie | |
d'Adèle" des französisch-tunesischen Regisseurs Abdellatif Kechiche wurde | |
am Sonntagabend bei der feierlichen Preisverleihung als bester Film | |
ausgezeichnet. Mit der Vergabe der Goldenen Palme ging das 66. Filmfestival | |
von Cannes zu Ende. | |
Jury-Präsident Steven Spielberg sagte, der Preis gehe an Regisseur Kechiche | |
und die beiden jungen Hauptdarstellerinnen Adèle Exarchopoulos und Léa | |
Seydoux. Alle drei nahmen die Auszeichnung auf der Bühne gemeinsam entgegen | |
und wurden vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert. Kechiche sagte, | |
er wolle den Film und den Preis der „wunderbaren Jugend Frankreichs" | |
widmen, die ihm viel über den „Geist der Freiheit" beigebracht habe - und | |
der „Jugend der tunesischen Revolution, für ihr Streben danach, frei zu | |
leben, sich frei auszudrücken und frei zu lieben". | |
„La vie d'Adèle" (deutsch etwa: Adèles Leben) handelt von der | |
leidenschaftlichen Beziehung einer 15-jährigen Schülerin und einer | |
Kunststudentin. Für Aufsehen sorgte der fast drei Stunden lange Film unter | |
anderem mit expliziten Sex-Szenen. Filmkritiker hatten den auf einem Comic | |
basierenden Streifen begeistert aufgenommen. | |
Es ist das erste Mal, dass in Cannes ein Film mit der Goldenen Palme | |
ausgezeichnet wird, in dem Homosexualität im Mittelpunkt steht. Spielberg | |
sagte nach der Preisverleihung, der Film erzähle „eine sehr schöne | |
Geschichte, eine wunderbare Liebe, mit der sich jeder identifizieren kann, | |
unabhängig von seiner Sexualität". | |
## Bérénice Bejobeste Schauspielerin | |
Als beste Darstellerin wurde die französisch-argentinische Schauspielerin | |
Bérénice Bejo ausgezeichnet. Geehrt wurde die 36-Jährige für ihre Rolle | |
einer Familienmutter in dem bewegenden Drama „Le Passé" des iranischen | |
Regisseurs und Oscar-Preisträgers Asghar Farhadi. Bejo war mit dem | |
oscarprämierten Stummfilm „The Artist" weltberühmt geworden. | |
Als bester männlicher Darsteller wurde der US-Schauspieler Bruce Dern für | |
seine Rolle eines alkoholkranken alten Mannes im Roadmovie „Nebraska" | |
geehrt. Der 76-jährige Hollywood-Veteran war bei der Zeremonie in Cannes | |
nicht anwesend, für ihn nahm "Nebraska"-Regisseur Alexander Payne den Preis | |
entgegen. | |
Den "Grand Prix" des Festivals sprach die Jury dem Countrymusik-Film | |
"Inside Llewyn Davis" der US-Regisseure Joel und Ethan Coen zu. Der Preis | |
für die beste Regie ging an den 34-jährigen Mexikaner Amat Escalante, der | |
sich in seinem Film "Heli" mit dem blutigen Drogenkrieg in seiner Heimat | |
auseinandersetzt. | |
Beim Filmfestival von Cannes hatten 20 Filme um die Goldene Palme | |
konkurriert. Ein deutscher Beitrag hatte es nicht in die Auswahl geschafft. | |
Im vergangenen Jahr hatte "Amour" ("Liebe") des österreichischen Regisseurs | |
Michael Haneke die Goldene Palme gewonnen, einen der begehrtesten | |
Filmpreise der Welt. | |
27 May 2013 | |
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