# taz.de -- Studie über steigende Lebensmittelpreise: Fleisch statt Reis | |
> China sei nicht für den Anstieg der Lebensmittelpreise verantwortlich, so | |
> eine Studie. Weltweit sollen Lebensmittel bis 2022 um bis zu 40 Prozent | |
> teurer werden. | |
Bild: Von wegen nur Reis: Der Fleischkonsum hat in China stark zugenommen. | |
PEKING taz | Chinas Hunger trägt einer neuen Studie zufolge nicht die | |
Schuld für den Anstieg der Lebensmittelpreise weltweit. Denn bei den | |
meisten Agrarprodukten werde sich das Land auch künftig selbst versorgen | |
können, so [1][die Untersuchung], die die UN-Ernährungsorganisation FAO und | |
die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) | |
am Donnerstag in Peking vorgestellt haben. | |
Zwar sei der tägliche Kalorienverbrauch eines durchschnittlichen Chinesen | |
von 2.000 Kalorien 1978 auf inzwischen über 3.000 Kalorien gestiegen und | |
ist damit nicht mehr weit vom durchschnittlichen Verbrauch in den | |
Industrieländern entfernt. Aber das Land investiere weiter kräftig in seine | |
Agrarproduktion – wenn auch wahrscheinlich weniger als in den | |
zurückliegenden Jahren. | |
Trotz des rasant wachsenden Fleischkonsums seiner Bevölkerung könnte China | |
deshalb auch weiterhin nicht für den anstehenden weltweiten Preisanstieg | |
verantwortlich gemacht werden. Damit widersprechen die Experten einem weit | |
verbreiteten Vorurteil. | |
In der Studie wagen beide Organisationen auch einen Ausblick auf die | |
weltweite landwirtschaftliche Entwicklung bis 2022. Die Autoren führen das | |
geringere Wachstum vor allem auf knappe Anbauflächen, gestiegene | |
Produktionskosten und zunehmende Umweltbelastungen zurück. Inklusive der | |
steigenden Nachfrage in insgesamt reicher werdenden Schwellenländern werden | |
die globalen Preise für Lebensmittel bis 2022 um bis zu 40 Prozent steigen. | |
## Knappere Anbaufläche, wachsende Nachfrage | |
Vor allem Fleisch, Fisch und Biokraftstoffe würden sich deutlich verteuern. | |
Die Gründe liegen in immer knapperen Anbauflächen, einer rasant wachsenden | |
Nachfrage und zunehmenden Umweltbelastungen, heißt es in der Studie. | |
Zugleich werde in vielen Ländern nicht mehr ausreichend in neue | |
Technologien investiert. Stieg die weltweite Agrarproduktion in den | |
vergangenen zehn Jahren noch jährlich um 2,1 Prozent, werde diese Rate in | |
den kommenden Jahren auf 1,5 Prozent sinken. | |
Sorge bereiten OECD und FAO vor allem Länder, die nicht für ausreichend | |
Vorräte sorgen. „Solange Nahrungsmittelvorräte in großen Hersteller- und | |
Verbraucherländern klein bleiben, herrscht ein verstärktes Risiko für | |
schwankungsanfällige Preise“, warnen die Experten in der Studie. Deshalb | |
könnten Dürren in einzelnen Regionen, wie etwa im vergangenen Jahr in den | |
USA oder in Russland. gleich massive Auswirkungen auf die gesamten | |
Weltpreise haben. | |
FAO-Generalsekretär José Graziano da Silva ist sichtlich angetan von der | |
Volksrepublik. Allein China werde es zu verdanken sein, dass die Welt die | |
im Jahre 2000 von den Vereinten Nationen vereinbarten Millenniumsziele zur | |
Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 erreichen wird, sagte da Silva. | |
Seine Organisation schätzt, dass die Zahl der Mangelernährten in China seit | |
1990 um fast 100 Millionen Menschen gesunken ist – und das, obwohl das Land | |
seitdem einen Bevölkerungszuwachs von 200 Millionen Einwohnern verzeichnet | |
hat. „Eine so konsequente Armutsbekämpfung innerhalb so kurzer Zeit hat es | |
in der Menschheitsgeschichte noch nicht gegeben“, sagte da Silva. | |
6 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.oecd.org/site/oecd-faoagriculturaloutlook/ | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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