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# taz.de -- Schutz gegen Tracking: Spione kommen hier nicht rein
> Werbedienste sammeln heimlich Daten über unser Surfverhalten. Die
> Tracking Protection List des Fraunhofer-Instituts kappt die Verbindung zu
> den Schnüffel-Websites.
Bild: Spuren im Sand: vergänglicher als das, was der Nutzer im Netz hinterläs…
Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf die Website einer großen deutschen
Tageszeitung, und 70 Unbekannte lesen mit. Späher, die wissen wollen, für
welche Themen Sie sich interessieren, wann und wie oft Sie auf der Seite
sind. Und die Ihre Vorlieben mit Ihrem Kaufverhalten bei Amazon oder Ihren
Wissenslücken auf Gutefrage.net abgleichen. Je umfangreicher das
Surferprofil, desto kostbarer die Daten für die Werbeindustrie. Deshalb
platzieren sogenannte Trackerfirmen ihre Spione auf so vielen
Internetseiten wie möglich.
Der dreisteste Schnüffler ist der Onlinemarketingdienst DoubleClick, der
seit 2008 Google gehört. DoubleClick sammelt auf 260 der deutschen Top 500
Internetseiten Daten. Das verrät ein Eingeweihter, der nicht genannt werden
möchte.
Viele Daten fließen über die auf Websites eingebundenen Werbeflächen ab.
Gegen dieses [1][Third-Party-Tracking] kann man sich wehren. Das gängige
Einfallstor, die Cookies, kann man in den Browsereinstellungen
deaktivieren. Auch die Hintertür Javascript kann man im Browser selbst oder
mithilfe von speziellen Plugins wie NoScript deaktivieren, um das Auslesen
von Benutzerdaten zu unterbinden. Allerdings muss der Nutzer auf viel
Komfort verzichten, wenn er Cookies und Javascript nicht über den Weg
traut.
## NGOs warnen vor gefährlichen Spuren im Netz
Doch welche und wie viele Daten sind beim Surfen vom PC oder Smartphone
tatsächlich für andere sichtbar? Darauf gaben Anne Roth und Hadi al Khatib
auf der Bloggerkonferenz re:publica Antwort. Die beiden Online-Aktivisten
vom [2][//www.tacticaltech.org/:Tactical Technology Collective], einer
internationalen Menschenrechtsorganisation mit Büro in Berlin, klärten über
die Gefahren von Datenspuren im Netz auf. Die Deutsche Welle hatte deren
Onlineprojekt „Me & My Shadow“ als innovativste Aktivisten-Webseite mit dem
internationalen Bobs-Award ausgezeichnet.
Auf der Seite können sich Nutzer anzeigen lassen, welche Daten
Betriebssysteme, Onlinedienste und Mobiltelefone preisgeben. Zudem werden
Programme wie Collusion oder Image Metadata Stripper vorgestellt, mit denen
Nutzer ihre Datenspuren sichtbar machen beziehungsweise verringern können.
Manche Anwendungen wie der iPhone Tracker kann sogar Spähaktivitäten
enttarnen.
## Fraunhofer-Institut nimmt Tracker ins Visier
Dr. Markus Schneider, stellvertretender Institutsleiter am
Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT), bezweifelt
die Umsetzbarkeit solcher „mechanismusbasierten“ Schutzmaßnahmen für den
normalen Surfer. Für die meisten Nutzer, die nicht Informatik studierten
und sich regelmäßig über neue Trackingmethoden ins Bild setzten, sei dies
gar nicht praktikabel, sagte Schneider der taz.
Sein Institut hat deshalb einen „eigenschaftsorientierten“ Ansatz gewählt:
Anstatt einzelne Zugriffsmethoden wie Cookies oder Flashcookies zu
blockieren, hat das Fraunhofer-Institut die Tracker selbst ins Visier
genommen. Dazu entwickelten die Forscher des SIT einen Webcrawler: ein
Programm, das die wichtigsten deutschen Internetseiten nach
Trackingmethoden durchforstet. Damit konnten die Tracker selbst ermittelt –
und deren Domains erfasst werden.
## Mozilla Firefox und Google Chrome schneiden sich nicht ins eigene
Fleisch
Die sogenannte [3][Tracking Protection List (TPL)], die seit November frei
zur Verfügung steht, kann man auf der Institutsseite herunterladen. Einmal
installiert, unterbindet die Liste jeglichen Datentransfer zu mehreren
hundert Trackern. Und jede Woche kommen mehr hinzu. Der Vorteil der Liste
gegenüber den oben erwähnten Programmen ist, dass der Nutzer sich um nichts
mehr kümmern muss. Der Browser lädt alle drei Tage die aktuelle Liste nach.
Der einzige Haken an der Sache: Nur der Browser Internet Explorer setzt den
Mechanismus um. Mozilla Firefox oder Google Chrome wollen die Technologie
nicht umsetzen, weil sie selbst mit der Schaltung personalisierter Werbung
Geld verdienen. Unter den Top-50-Trackern gehören 17 zum Google-Imperium.
Sie sichern Googles Marktanteil von 44 Prozent bei Werbeeinnahmen im Netz.
11 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.golem.de/news/tracking-krieg-der-cookies-1303-98386.html
[2] http://https
[3] http://www.sit.fraunhofer.de/de/angebote/projekte/tracking-protection-list/
## AUTOREN
Ralf Pauli
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