# taz.de -- Confederations Cup: Die alte Liebe neu entdeckt | |
> Die Erfolge auf dem Platz nähren die Sehnsucht der brasilianischen Fans | |
> nach einem souveränen Erfolg der Seleção beim Confed Cup. | |
Bild: Grund zum Feiern: Brasiliens Neymar hat schon wieder ein schönes Tor ges… | |
FORTALEZA taz | Die Brasilianer haben in der ersten Woche des [1][Confed | |
Cups] ihre soziale Ader gezeigt. Nicht nur auf den Straßen setzten sie sich | |
lautstark für ein gerechteres Land ein. Auch in den Stadien des | |
Vorbereitungsturniers auf die kommende Weltmeisterschaft gehörten den | |
Außenseitern die Sympathien der Gastgeber. Japan wurde nach dem wohl besten | |
Spiel der Vorrunde, einem unglücklichen 3:4 gegen Italien, frenetisch | |
gefeiert, das ausgeschiedene Nigeria trotz eines 0:3 gegen Spanien | |
beklatscht. Über allem aber thronte Tahiti. | |
Die hoffnungslos unterlegene Amateur-Mannschaft aus dem südpazifischen | |
französischen Überseegebiet hat mit drei leidenschaftlichen Auftritten die | |
Herzen der Brasilianer erobert. Auch Fernando Torres, mit fünf Treffern | |
bislang bester Torschütze, outete sich nach dem 10:0-Sieg seiner Spanier | |
als Fan der Toa Aito: „Die Unterschiede sind massiv. Aber es hat Spaß | |
gemacht, weil sie mit der Freude spielen, die auch wir als Amateure hatten. | |
Sie sind ein Vorbild für alle Sportler.“ | |
Ihre Reise kürte Jonathan Tehau mit dem historischen, viel umjubelten | |
Ehrentreffer. Tahiti sorgte zudem mit seinen 24 Gegentreffern dafür, dass | |
sich die Zuschauer schon nach der Vorrunde über mehr Treffer freuen durften | |
(58) als bei jedem anderen Confed Cup zuvor. | |
Nur bei ihrer Seleção vergessen die brasilianischen Zuschauer ihre eigene | |
Vorgabe. Brasiliens Mannschaft, ebenso verjüngt wie chronisch favorisiert, | |
soll wieder große Erfolge feiern, am liebsten sofort, auch wenn nach den | |
Siegen 2005 in Deutschland und 2009 in Südafrika jeweils das frühe Aus bei | |
der WM im Jahr darauf folgte. | |
Die Mannschaft hat es zunächst geschafft, den zuletzt zweifelnden Seelen | |
ihre Liebe zur Seleção wieder zu geben. Dabei spielte sie längst nicht so | |
überzeugend, wie es die drei Vorrunden-Siege vermuten lassen. Der | |
talentierte Oscar war bis auf einen genialen Pass im Eröffnungsspiel kaum | |
zu sehen, Linksverteidiger Marcelo hatte auf seiner Abwehrseite große | |
Probleme, Torhüter Julio Cesar ließ zu viele Weitschüsse prallen, und der | |
Spielaufbau wirkte eher aufgezwungen denn harmonisch. | |
Auch Angreifer Neymar, der das Turnier nicht nur wegen seiner herrlichen | |
Treffer und Einzelaktionen prägt, nahm sich Auszeiten, nur um danach die | |
Zuschauer mit einem Übersteiger zu begeistern. | |
## Spanische Spaziergänger | |
Souverän spazierte Spanien durch die Vorrunde, konnte sich den Luxus | |
erlauben, nach einer starken Auftaktstunde gegen Uruguay mehr als zwei | |
Spiele lang seine Kräfte zu schonen. Die Generation um Xavi und Iniesta | |
dominierte die letzten Turniere – wurde zweimal Europa- sowie einmal | |
Weltmeister. Der einzige große Titel, der fehlt, ist tatsächlich der | |
Confederations Cup. Auch deshalb setzt der gelassene Trainer Vicente del | |
Bosque in Brasilien auf seinen stärksten Kader. Der trifft am Donnerstag | |
auf das etwas durchgerüttelte Italien, das unter Trainer Cesare Prandelli | |
weiter offensiv, aber auch anfällig agiert. | |
Wie schon beim EM-Finale vor einem Jahr gehen die Italiener angeschlagen in | |
die Partie mit den Spaniern. Andrea Pirlo und Riccardo Montolivo kurieren | |
Verletzungen aus, Ignazio Abate fällt definitiv aus. Auch der bislang gut | |
aufglegte [2][Mario Balotelli] fällt als Hoffnungsträger für das Halbfinale | |
verletzt aus. | |
Davon hat Urugay, am Mittwoch Halbfinalgegner der Seleção, gleich drei: Das | |
gefürchtete Sturmtrio Edinson Cavani, Diego Forlan und Luis Suarez ist ein | |
wahrlicher Härtetest. Die seit einem Jahrzehnt gewachsene Mannschaft ist | |
erfahren und robust, mit dieser Mischung hatte es Brasilien bei diesem | |
Turnier noch nicht zu zun. Und Uruguay weiß, wie man den Brasilianern | |
Heimspiele vermiest. Die Schmach von 1950, als Alcides Ghiggia mit seinem | |
Treffer kurz vor Schluss des Turniers Uruguay zum Weltmeister machte und | |
das gesamte Maracana zum Schweigen brachte, ist die wohl tristeste | |
Erinnerungen im kollektiven brasilianischen Fußball-Gedächtnis. | |
Allein deswegen muss die Vorliebe der brasilianischen Zuschauer für | |
Außenseiter heute der neu gewonnenen alten Liebe weichen – für die Seleçã… | |
24 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.fifa.com/confederationscup/index.html | |
[2] http://vivoazzurro.it/it/news/balotelli-salta-la-semifinale-con-la-spagna-m… | |
## AUTOREN | |
John Hennig | |
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