# taz.de -- Die türkische Regierung und Facebook: Lob für gute Zusammenarbeit | |
> Der türkische Minister Binali Yildirim hat die sozialen Netzwerke unter | |
> Strafandrohung zur Zusammenarbeit gedrängt. Ein Gesetz zur | |
> Strafverfolgung wird vorbereitet. | |
Bild: Die Proteste in der Türkei organisieren sich häufig über soziale Netzw… | |
ANKARA afp/taz | Der türkische Verkehrs- und Kommunikationsminister Binali | |
Yildrim soll Facebook für die gute Zusammenarbeit während der Proteste | |
gelobt haben, [1][berichtet Netzpolitik.org]. | |
Die [2][türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtet], dass die | |
türkische Regierung verschiedene Soziale Netzwerke kontaktierte: „Wir | |
erhalten keine positive Rückmeldung (von Twitter), aber mit Facebook | |
arbeitet die die türkische seit langer Zeit gut zusammen“, so Ajansi. | |
Das Unternehmen dementierte: „Facebook hat im Zusammenhang mit den | |
Protesten keine Userdaten an die türkische Behörden weitergegeben. Im | |
Allgemeinen lehnen wir alle behördlichen Datenanfragen ab und verweisen auf | |
öffizielle Kanäle, bis es einen Grund gibt, wie die akute Bedrohung eines | |
Lebens.“ | |
Am Freitag war der Narrativ der Regierung ein anderer. Die französische | |
Nachrichtenagentur afp berichtet, Binali Yildirim habe die sozialen | |
Netzwerke unter Strafandrohung zur Zusammenarbeit mit den Behörden | |
gedrängt. Der Staat könne Facebook und Twitter eine „Ohrfeige“ verpassen, | |
falls sie „mit der Würde und Glaubwürdigkeit“ der Türkei spielten, drohte | |
Yildirim am Freitag in der östlichen Stadt Kars. „Ja zu den Freiheiten, Ja | |
zur Internetnutzung. Aber Nein, absolut Nein, wenn es zum Mittel für Chaos, | |
Gewalt und Verbrechen wird“, sagte er. | |
## Aufrufe zur Revolte verfolgen | |
Die Internetplattformen Facebook und Twitter werden von der Protestbewegung | |
in der Türkei intensiv genutzt, um die Erdogan-Gegner zu mobilisieren. | |
Schon am Montag beklagte Yildirim, dass Twitter nicht mit den Behörden | |
kooperiere und die Identitäten der Protestorganisatoren nicht preisgebe. | |
Innenminister Muammer Güler teilte kürzlich mit, dass die Regierung ein | |
Gesetz vorbereite, um Schmähungen oder Aufrufe zur Revolte in sozialen | |
Netzwerken strafrechtlich verfolgen zu können. | |
Ein Internetverbot stehe nicht zur Diskussion, sagte Yildirim am Freitag. | |
Aber es sei das natürlichste Recht der Türkei zu verlangen, dass die | |
Netzwerke nicht zum Werkzeug bei der Anstiftung zur Gewalt werden. Die | |
Proteste hatten sich Ende Mai in Istanbul an Plänen entzündet, im beliebten | |
Gezi-Park ein Einkaufszentrum zu errichten. | |
Angesichts des gewaltsamen Vorgehens der Polizei weiteten sich die Proteste | |
rasch auf andere Städte aus. Zudem richteten sie sich zunehmend gegen die | |
Regierung Erdogans, der die überwiegend jungen Demonstranten autoritäres | |
Gebaren und die schleichende Islamisierung der Gesellschaft vorwarfen. | |
Inzwischen hat sich die Lage in Istanbul deutlich beruhigt, doch dauern die | |
Proteste in Ankara weiter an. | |
Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte führte zu Verwerfungen zwischen | |
Ankara und Berlin, die EU verschob deswegen die Fortführung von | |
Beitrittsverhandlungen. Am Freitag setzte die Polizei erneut Wasserwerfer | |
und Tränengas gegen Demonstranten in Istanbul ein. | |
28 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://netzpolitik.org/2013/turkischer-kommunikationsminister-lobt-facebook… | |
[2] http://www.aa.com.tr/en/s/197809--facebook-denies-report-on-share-of-user-d… | |
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