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# taz.de -- Vergewaltigtes Mädchen in Chile: Elfjährige soll Mutter werden
> Eine Elfjährige, die nach der Vergewaltigung schwanger ist, darf nicht
> abtreiben. Sie ist kein Einzelfall. Jetzt wird das Abtreibungsrecht zum
> Wahlkampfthema.
Bild: Fordert straffreie Abtreibung bei Vergewaltigung: Präsidentschaftskandid…
BUENOS AIRES taz | In Chile ist das Abtreibungsverbot bereits jetzt eines
der ganz großen Themen im gerade beginnenden Wahlkampf für die
Präsidentschaftswahl im November. Seit Wochen treibt der Fall einer von
ihrem Stiefvater vergewaltigten Elfjährigen die chilenische Gesellschaft
um. Mehrere Jahre lang soll das Mädchen von ihrem Stiefvater missbraucht
worden sein. Jetzt ist sie im dritten Monat schwanger. Der Stiefvater sitzt
in Untersuchungshaft.
Jetzt wurde bekannt, dass bereits vergangenen Oktober eine 13-Jährige einen
Jungen zur Welt brachte. Das Mädchen war vom leiblichen Vater seit ihrem
siebten Lebensjahr missbraucht worden. „Wir haben uns für das Baby
entschieden, weil es nur einen Schuldigen gibt. Er muss dafür bezahlen“,
sagte die Mutter der 13-Jährigen im chilenischen Fernsehen.
Vor allem junge ChilenInnen diskutieren in den sozialen Medien die
Abtreibungsfrage. In Chile ist Abtreibung selbst im Falle einer
Vergewaltigung oder aus medizinischen Gründen verboten. Der
Gesetzesartikel, der beides erlaubte, wurde 1989 in den letzten Monaten der
Pinochet-Diktatur abgeschafft. Seither ist ein Schwangerschaftsabbruch in
Chile in allen Fällen verboten und Zuwiderhandlungen sind mit
Gefängnisstrafen belegt. Außer in Chile ist in Lateinamerika jeglicher
Schwangerschaftsabbruch nur in Honduras, Nicaragua, El Salvador, der
Dominikanischen Republik und Surinam verboten.
Die beiden Mädchen sind keine Einzelfälle. Nach einer Studie der für
Sexualdelikte zuständigen Staatsanwaltschaft wurden im Jahr 2011 täglich 38
Minderjährige missbraucht oder vergewaltigt. Die Dunkelziffer ist hoch. So
erklärte die Mutter der Elfjährigen aus Puerto Montt, die Beziehung
zwischen Stiefvater und ihrer Tochter sei „geduldet“ gewesen. Letztlich
wurde der Fall von der Großmutter der Kleinen zur Anzeige gebracht. Nach
Angaben des Gesundheitsministeriums brachten im vergangenen Jahr 873
Mädchen unter 14 Jahren Kinder zur Welt.
## Für Rechte kommt Debatte ungelegen
##
Marco Enríquez-Ominami, Präsidentschaftskandidat der kleinen Partido
Progresista, hat denn auch bereits alle KandidatInnen dazu aufgefordert,
Stellung zur Abtreibungsfrage zu nehmen, ohne sich jedoch dabei selbst zu
weit aus dem Fenster zu lehnen. Es gehe dabei nicht darum, mehr
Abtreibungen zu erlauben. Der herrschende Gesetzestext aber verteidige
nicht das Recht auf Leben, sondern die Familienordnung, so
Enríquez-Ominami.
Die ehemalige Präsidentin und aussichtsreichste Kandidatin, Michelle
Bachelet, hat bereits klar geäußert. „In den Fällen von Vergewaltigung und
bei vorliegenden medizinischen Gründen muss eine Abtreibung straffrei
geregelt sein. In jedem Alter, aber besonders im Falle des kleinen
Mädchens“, sagt die Sozialistin im Wahlkampf.
Für den wichtigsten Kandidaten der Rechten, Pablo Longueira, kommt die
Debatte äußerst ungelegen. Der erzkonservative Pinochetanhänger hat sich
nicht nur gegen jegliche Lockerung des Abtreibungsrechts ausgesprochen,
sondern auch gegen die Pille danach.
10 Jul 2013
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Chile
Vergewaltigung
Schwerpunkt Abtreibung
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