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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Chile: Der Schatten des Generals verblasst
> Pablo Longueira, einst ein Freund von Pinochet, will nicht mehr
> kandidieren. Damit steht Chiles Rechte auf ziemlich verlorenem Posten.
Bild: Erst am 30. Juni diesen Jahres hatte sich Pablo Longueira nach hartem Kam…
BUENOS AIRES taz | Für die Rechte in Chile ist es ein Erdrutsch noch vor
der Präsidentschaftswahl am 17. November. Ihr Kandidat Pablo Longueira warf
am Mittwoch das Handtuch. Sein Vater leide nach der schweren Erkrankung
eines Sohnes unter einer Depression, stehe in ärztlicher Behandlung und
ziehe seine Kandidatur zurück, sagte ein anderer seiner sieben Söhne am
Mittwoch.
Der 55-jährige ehemalige Wirtschaftsminister Longueira hatte sich bei den
Vorwahlen am 30. Juni gegen den früheren Verteidigungsminister Andrés
Allamand durchgesetzt.
Es war auch der Sieg des Kandidaten der pinochettreuen Unabhängigen
Demokratischen Union (UDI) gegen die etwas gemäßigter auftretende Nationale
Erneuerung (RN). Beide Parteien bilden das Rückgrat der rechten
Regierungsallianz von Staatspräsident Sebastián Piñera.
Bis zum 19. August hat das Bündnis noch Zeit, einen neuen Kandidaten
aufzustellen. Nach dem Wahlgesetz können UDI und RN trotz des
Vorwahlergebnisses frei über einen Ersatzkandidaten entscheiden. Sollte
sich die Allianz nicht einigen, könnten sogar zwei Kandidaten antreten.
## Chiles Rechte: Namen, Gerüchte, Streit
Longueira, der schon als Student einer pinochettreuen Vereinigung
beigetreten war, den Diktator persönlich kannte und regelmäßig zu Hause
besuchte, galt als der Kandidat im Schatten des verstorbenen Generals. Der
Vorwahlprozess hatte Monate gedauert und war hart umkämpft gewesen – mit
dem plötzlichen Rückzug Longueiras steht die Rechte vier Monate vor der
Wahl nackt da.
Wer auch immer es wird, muss für beide Parteien mehr oder weniger
akzeptabel sein – ohne die Unterstützung der jeweils anderen Partei hat
kein rechter Kandidat eine Chance. Nun einfach den zweitplatzierten Andrés
Allamand von der RN ins Rennen zu schicken, scheint daher ausgeschlossen.
Der hatte nach seiner Vorwahlschlappe öffentlich über die UDI hergezogen.
Erste Namen werden bereits gehandelt. Allen voran der von Laurence
Golborne. Der frühere Bergbauminister wurde mit der Rettung der 33
Bergleute 2010 weltweit bekannt. Er musste jedoch Longueira den Vortritt
lassen, da er sich in einige Skandale verstrickt hatte. Möglicherweise
bahnt sich aber ein Frauenwettstreit um das Präsidentenamt an: Die 60 Jahre
alte Arbeitsministerin Evelyn Matthei, Mitglied der UDI und Tochter eines
Generals, ist der eigenen Klientel gut vermittelbar.
Mit dem Rücktritt Longueiras sind die Chancen der früheren
Staatspräsidentin Michelle Bachelet auf den Wahlsieg am 17. November jedoch
noch weiter gestiegen. Die 61 Jahre alte Sozialistin hatte sich bei den
Vorwahlen als Kandidatin des oppositionellen Mitte-links-Bündnisses Neue
Mehrheit (Nueva Mayoría) klar durchgesetzt. Nach den letzten Umfragen liegt
sie weit vor dem bisherigen Kandidaten der Rechten.
19 Jul 2013
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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