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# taz.de -- Kommentar Vergewaltigung in Dubai: Gerettet, weil sie mutig war
> In Dubai wurde eine Norwegerin vergewaltigt und sollte dafür ins
> Gefängnis. Das zeigt, dass Frauen ihre Rechte immer noch einforden müssen
> – weltweit.
Bild: Klare Geschlechterunterschiede: Dubai ist in allem nicht so modern, wie e…
Weltweit überlegen Frauen und Männer drei- bis hundertmal, ob sie nach
einer Vergewaltigung zur Polizei gehen sollen. Weltweit entscheiden sich
Frauen und Männer häufig dagegen – und vergegenwärtigt man sich die
Schlammschlachten, die solche Anzeigen auslösen, dann versteht man die
Zurückhaltung. Sich gegen Vergewaltiger zu wehren, erfordert Mut, auch im
21. Jahrhundert, auch in Europa.
Als [1][Frau in Dubai darauf zu bestehen, dass die selbst erlittene
Vergewaltigung ein Verbrechen ist], und zwar seitens des Vergewaltigers,
ist so mutig, dass die geneigte Zeitungsleserin sich verblüfft fragt, ob da
nicht sehr viel Naivität im Spiel war. Und sich sofort schämt, denn genau
dieser vorauseilende Zynismus hätte es nicht ermöglicht, dass die
Öffentlichkeit sich wieder mal daran erinnert, dass Frauen ihre Rechte als
Bürgerinnen erkämpfen mussten – und in dem nur scheinbar so modernen Dubai
noch erkämpfen müssen.
Es ist eine glückliche Verquickung, dass eine junge Frau, die in einem der
emanzipiertesten Länder Europas sozialisiert wurde, selbstverständlich ihr
Recht auch in einem Land einfordert, das in Sachen Menschenrechten zu den
rückständigsten zählt. Und das ist notwendig.
Nur weil Marte Dalelv offenbar keine Sekunde darüber nachdachte, ob sie
etwas falsch gemacht hat, und weil sie auf die Unterstützung der
norwegischen Regierung zählen konnte, ist sie dem Unrechtsstaat entkommen
und schafft Öffentlichkeit für eine riesige Schweinerei.
Den Dubaierinnen indessen wird das erst mal nicht helfen. Niemand wird
wegen einer renitenten Norwegerin die Gesetze ändern. Da muss schon mehr
passieren. Zum Beispiel könnte die westliche Geschäftswelt diese Geschichte
zum Anlass nehmen, allen Businesspartnern klarzumachen, dass sie
Gewaltanwendung gegenüber Mitarbeiterinnen nicht als Kleinigkeit
betrachtet, nach dem Motto: andere Länder, andere Sitten.
Die Aussicht, Aufträge zu verlieren, könnte das geschäftstüchtige Dubai
dazu bewegen, sich bei der Zivilisierung etwas zu beeilen, wovon auch die
westliche Businesswelt profitierte. Auch sie ist ja nicht frei von tief
eingewurzeltem Sexismus, auch ihr täte ein offensives Bekenntnis zu
Frauenrechten gut.
Gleichwohl sind die Unterschiede eklatant: Zwischen dem routinierten Gang
ins Bordell auf Firmenkosten und der Verurteilung von Frauen, wenn sie
vergewaltigt wurden, liegen Welten.
22 Jul 2013
## LINKS
[1] /Justiz-in-Dubai/!120400/
## AUTOREN
Ines Kappert
## TAGS
Dubai
Vergewaltigung
Norwegen
Menschenrechte
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Sexismus
Vergewaltigung
Scharia
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Chile
El Salvador
Vergewaltigung
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