Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hilferuf einer Prinzessin: Des Scheichs Stinkefinger
> Neu veröffentlichte Videos zeigen Prinzessin Latifa aus Dubai. Einen
> Beweis, dass sie noch am Leben ist, bleibt ihre Familie aber schuldig.
Bild: Gefangen in der Villa ihres Vaters: Prinzessin Latifa aus Dubai
Die Geschichte klingt zunächst wie erfunden: Da flieht eine Prinzessin vor
ihrem herrischen Vater, doch die Häscher des Königs fangen sie ein,
schleppen sie zurück und sperren sie in ein Schloss, ohne Kontakt zur
Außenwelt. Nur über Umwege gelingt es der Prinzessin, ein Lebenszeichen
nach draußen zu senden.
Was sich ein Wilhelm Hauff für seine orientalistischen Märchen
klischeehafter kaum hätte ausmalen können, ist offenbar tatsächlich
geschehen: Opfer [1][dieses grotesken Menschenrechtsverbrechens ist die
35-jährige Prinzessin Latifa, Tochter des Emirs von Dubai], einem der
halbautonomen Zwergstaaten der Vereinigten Arabischen Emirate.
[2][Mohammed bin Raschid Al Maktum], hier in der Rolle des bösen Papas, ist
jener einst international so bewunderte „Scheich Mo“, der Business-Emir,
der den Stadtstaat Dubai mit spektakulären Bauvorhaben wie dem Burj
Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, zu einer Marke mit globaler
Anziehungskraft gemacht hat.
Während die Investoren lange ganz von selbst kamen, scheinen Mos
Familienmitglieder ganz von selbst Reißaus zu nehmen: 2019 floh eine der
Frauen des Emirs mit zwei Kindern nach Großbritannien, wo sie die Scheidung
einreichte und auch bis heute lebt. Im Jahr 2000 schon wurde Latifas ältere
[3][Schwester Schamsa] aus Cambridge entführt und vermutlich zurück in die
Emirate gebracht. Seitdem hat man nichts mehr von ihr gehört.
## Video aus dem Bad
Letzte Woche nun sorgte der Fall Latifa, der schon nach ihrem gescheiterten
Fluchtversuch aus Dubai 2018 bekannt wurde, erneut für Schlagzeilen,
nachdem der BBC Videoaufnahmen zugespielt wurden, die schon vor längerer
Zeit aufgenommen worden sein sollen. Darin schildert Latifa hinter
verschlossener Badezimmertür, was nach ihrer Flucht geschah, wie sie in
Gefangenschaft in einer Villa lebt, die rund um die Uhr bewacht wird. Wie
sie um ihr Leben fürchtet.
Scheich Mos ultimativer Stinkefinger aber ist noch ein anderer: Als wäre
der Skandal für sich nicht schon ungeheuerlich genug, ließ sich die
Herrscherfamilie volle drei Tage Zeit, bis sie sich überhaupt dazu äußerte.
Erst am Freitagnachmittag ließ sie verlauten, um Latifa „werde sich zu
Hause gekümmert“, die Berichte entsprächen nicht der Situation und
hoffentlich werde sich die Prinzessin bald wieder öffentlich zeigen.
Fast wortgleich hatte sich die Familie schon vor zwei Jahren geäußert.
Forderungen der UN und von internationalen Menschenrechtsorganisationen
nach einem Beweis, dass die Prinzessin überhaupt noch am Leben ist,
ignoriert sie hartnäckig.
19 Feb 2021
## LINKS
[1] /Prinzessin-Latifa-aus-Dubai/!5753178
[2] /Ehrenmedaille-fuer-Emir-von-Dubai/!5187055
[3] https://www.theguardian.com/uk/2001/dec/15/jamiewilson.stuartmillar1
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Menschenrechte
Frauenrechte
Dubai
Dubai
Dubai
Dubai
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dubais Emir und Prinzessin Latifa: Die Mär vom Übermorgenland
Die Entführung Latifas hat international Wellen geschlagen. Möglich ist,
dass der rigide Emir bald auch zu anderen Fragen Stellung beziehen muss.
Prinzessin Latifa aus Dubai: Clips hinter der Klotür
Seit einem Fluchtversuch wird die 35-jährige Prinzessin Latifa offenbar in
einer Villa weggesperrt. Die UN wollen sich des Falls nun annehmen.
Kommentar Vergewaltigung in Dubai: Gerettet, weil sie mutig war
In Dubai wurde eine Norwegerin vergewaltigt und sollte dafür ins Gefängnis.
Das zeigt, dass Frauen ihre Rechte immer noch einforden müssen – weltweit.
Ehrenmedaille für Emir von Dubai: Berliner Uni kuschelt mit Scheich
Die Freie Universität Berlin will die Kooperation mit den Arabischen
Emiraten ausbauen. Eine Außenstelle in Dubai und ein Graduiertenkolleg in
Berlin sind geplant.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.