Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ehrenmedaille für Emir von Dubai: Berliner Uni kuschelt mit Scheich
> Die Freie Universität Berlin will die Kooperation mit den Arabischen
> Emiraten ausbauen. Eine Außenstelle in Dubai und ein Graduiertenkolleg in
> Berlin sind geplant.
Bild: Merkel und Mohammed bin Rashin al-Maktoum im Kanzleramt
BERLIN taz Nach seinem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag
hatte Scheich Mohammed Bin Raschid al-Maktum noch etwas anderes vor: Er
holte sich Gold. Genauer: Die Ehrenmedaille der Freien Universität Berlin.
Scheich Mohammed, Staatsoberhaupt von Dubai und Premierminister der
Vereinigten Arabischen Emirate, hat nach Ansicht der Universität Großes
geleistet: Seine Hoheit sei "eine Persönlichkeit, die in hervorragender
Weise den Aufbau und den Ausbau einer wissensbasierten Gesellschaft in der
arabischen Welt befördert".
Scheich Mohammed hatte im vergangenen Jahr 7,4 Milliarden Euro für eine
beispiellose Bildungsinitiative in den arabischen Staaten locker gemacht.
"Er verkörpert alles, was das Potenzial dieser Region ausmacht", schreibt
der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe.
Völlig selbstlos dürfte die Preisverleihung am Donnerstag jedoch nicht
gewesen sein. Schließlich hat die Freie Universität - eine der
Gewinnerinnen der zweiten Runde der Uni-Exzellenzinitiative im Herbst -
einiges vor mit den Emiraten. In Dubai soll eine Außenstelle der Uni
entstehen, die allerdings "noch in der Planungs- und Entwicklungsphase"
sei, wie Universitätspräsident Dieter Lenzen durch seinen Sprecher
ausrichten lässt.
Doch die Kooperation mit Dubai soll offenbar noch weiter gehen. Nach
Informationen der taz wird auch darüber nachgedacht, an der Freien
Universität in Berlin ein Graduiertenkolleg nach Vorbild des "Al-Maktum
Institute For Arabic and Islamic Studies" im schottischen Dundee
einzurichten. Dort werden mit Unterstützung aus Dubai Doktorandenprogramme
in Islamstudien und Multikulturalismusstudien angeboten.
Die Universitätsleitung will diese Pläne weder bestätigen noch dementieren.
Sie teilt aber mit: "Die Vereinigten Arabischen Emirate sind von besonderer
Bedeutung für die Freie Universität Berlin () auch hinsichtlich der
Forschungsschwerpunkte im Vorderen Orient." Hierzu würden "eine Reihe von
Überlegungen angestellt, auch über die Verbesserung und Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses in diesen Forschungsbereichen wird
nachgedacht".
Nicht alle an der Universität sind begeistert vom Kuschelkurs mit "Scheich
Mo", wie Bewunderer den Emir von Dubai nennen. Denn neben der
mäzenatisch-fortschrittlichen Seite Scheich Mohammeds gibt es auch eine
dunkle: Der wirtschaftliche Boom der Emirate ist erkauft durch eine
Ausbeutung von hunderttausenden von Gastarbeitern. Sie stammen aus
Bangladesch, Pakistan oder Indien, viele von ihnen schuften zu
Hungerlöhnen, hausen in Barackenlagern. "Building Towers, Cheating Workers"
heißt ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch aus dem
Jahr 2006. Das Fazit: "Hinter dem Glitzer und dem Luxus zeigt die Erfahrung
der Gastarbeiter ein weniger attraktives Bild auf." Die Rede ist von
"Lohnausbeutung" und "Arbeitsbedingungen, die gefährlich bis tödlich sind".
Das erregt auch Universitätsmitarbeiter. "Das autoritäre Regime in Dubai
schließt einen Großteil der Bevölkerung von ökonomischen, sozialen und
politischen Rechten aus", sagte André Bank, Politikwissenschaftler mit
Schwerpunkt Naher Osten an der Freien Universität. "Dort herrscht ein
elitärer und exklusiver Club." Bank fände es deshalb "höchst
problematisch", mit den Herrschern von Dubai eng zu kooperieren. Er
befürchtet, dass am Ende ein hohes Gut der Universität leiden könnte: die
Unabhängigkeit der Forschung.
WOLF SCHMIDT
8 Feb 2008
## AUTOREN
Wolf Schmidt
Wolf Schmidt
## TAGS
Menschenrechte
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hilferuf einer Prinzessin: Des Scheichs Stinkefinger
Neu veröffentlichte Videos zeigen Prinzessin Latifa aus Dubai. Einen
Beweis, dass sie noch am Leben ist, bleibt ihre Familie aber schuldig.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.