# taz.de -- Kolumne die Kriegsreporterin: Auch beim Schwanzvergleich vorn | |
> Degeto-Schreibern, denen nichts mehr einfällt, Ficki-Facki-Filme, und | |
> eine Frau, die auch beim Vergleich, wer das längere Boot hat, die Nase | |
> vorn hat. | |
Bild: Er hat den plakativsten Hofnarrenstil: Wolfgang Kubicki. | |
Hallo taz-Medienredaktion! Was ist ein Rekord für mich, wenn nicht die | |
Herausforderung, ihn zu überbieten? Ganz im Sinne des allgegenwärtigen | |
Schwanzvergleichs, bei dem vor allem Männer gucken, wer das längere Boot | |
hat, den teureren Queue und wer schneller mit dem Auto an der nächsten | |
roten Ampel ist, wird auch in der Medienbranche unablässig verglichen, | |
welche Sendung etwa die höchste Einschaltquote aufweist, welches Medium am | |
häufigsten zitiert wird, wer die tolleren Köche hat, in welcher Stadt mehr | |
Medienhäuser ansässig sind, bei welchem Sender mehr 1-A-Politiker zum | |
Exklusivinterview auftauchen, in welcher Talkshow Wolfgang Kubicki am | |
häufigsten seinen plakativen, aber eben auch sehr fragwürdigen | |
Hofnarrenstil durchbringt, bei dem er mit sichtlichem Vergnügen auf eine | |
Form von Provokation setzt, die die Menschen vor der Glotze hält und | |
eindrücklich und sehr lebendig vorführt, dass die Menschen Unterhaltung | |
suchen, wenn sie die Kiste anmachen und darüber hinaus auch erklärt, warum | |
Bettina Böttinger mit ihrem Talk so erfolgreich ist, die über sich und ihr | |
Tun gegenüber dem Mediendienst DWDL die schöne Aussage traf, sie habe | |
„immer versucht, den Blick dahin zu richten, wo nicht unbedingt das | |
allerhellste Licht scheint“ und damit anschaulich zum Ausdruck bringt, dass | |
der Erfolg ihrer Sendung „B. trifft“ eben auch damit zu tun hat, dass etwas | |
blöde Leute oft schlicht interessanter sind, als jene, bei denen alles | |
kontrolliert und glatt aus dem Munde läuft und die immer sehr klug | |
daherreden und versuchen, eloquent zu sein, ohne eine Arroganz an den Tag | |
zu legen, die den Zuschauer, der ja vor allem, wie wir nun wissen, | |
unterhalten werden will, vor den Kopf stößt, was ihn zum Abschalten der | |
Flimmerkiste bewegen könnte, was Frau Böttinger ebenso wenig will wie ein | |
Politiker wie Kubicki und mich daran erinnert, dass ich mal zum Anfang | |
meines Gedankens zurückkehren sollte, der sich ja immerhin mit der Thematik | |
des „Rekords“ auseinandersetzt, die ich auch an diesen warmen Tagen mit dem | |
klaren Ziel nicht aus den Augen verlieren möchte, diesen besonderen, diesen | |
Branchenrekord, sozusagen, zu brechen. | |
Was hiermit geschehen ist. | |
Ein Satz bestehend aus 208 Wörtern, war der längste gedruckte im Jahr 2013. | |
Bisher. Verfasst von Gerhard Stadelmaier, abgedruckt in der FAZ. Diesen | |
Rekord habe ich soeben um 101 Wörter übertrumpft. Ich juble mir zu, | |
schmücke mich mit einem Lorbeerkranz und freue mich, auch in der Disziplin | |
des Schwanzvergleichs die Nase vorn zu haben. Das kann nicht jede Frau von | |
sich behaupten. | |
Richtig mies sieht es allerdings für Pornoproduzenten aus, die sich keine | |
Mühe mit der Handlung geben. Wird der Film auf die Darstellung von | |
Ficki-Facki reduziert, verflüchtigt sich der Anspruch auf | |
Urheberrechtsschutz, so das Münchner Landgericht. Bei denen fehle es an | |
einer „persönlichen geistigen Schöpfung“. Helmut Markworts Fummelfilmchen | |
aus den 70ern, in dem er, wenn ich mich recht erinnere, eine Anhalterin | |
mitnahm, dürfte hingegen genug geistige Schöpfung in sich tragen, um vom | |
deutschen Urheberrecht gegen die Freibeuter der Verbreitung gefeit zu sein. | |
Fragwürdig scheint dies bei der ARD-Reihe „Traumhotel“. Die | |
Ramba-Zamba-Nummer mit den vielen Zimmern, habe sich „dramaturgisch | |
erschöpft“, sagt Christine Strobl und schließt die Bude. Wahrscheinlich | |
fällt den Degeto-Schreibern schlicht nichts mehr ein. Ja, wenn man so kurz | |
an der Vorgabenkette gehalten wird, bleibt am Ende nur die Erschöpfung. | |
Alles andere als müde, nämlich putzmunter gebe ich zurück nach Berlin! | |
10 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Silke Burmester | |
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