# taz.de -- Warteschleifen gar nicht kostenlos: Abzocke vor Service | |
> Wer bei Service-Hotlines in der Warteschleife hängt, muss seit Juni nicht | |
> zusätzlich zahlen. Viele Anbieter kassieren trotzdem. | |
Bild: Noch immer eine teure Geduldsprobe: Warteschleifen in Service-Hotlines. | |
BERLIN taz | Wer ratlos vor tausend Einzelteilen des IKEA Schrankes sitzt, | |
kann für Fragen die Service-Hotline des Unternehmens anrufen – laut | |
Stiftung Warentest wird das Warten auf eine Beratung aber teuer. Obwohl es | |
seit Juni 2013 gesetzlich verboten ist, zahlt der Anrufer bei | |
Warteschleifen des schwedische Möbelkonzerns, der Haushaltsgerätemarke AEG, | |
des Haushaltswarenhersteller WMF und acht weiteren Unternehmen nach Angaben | |
der Stiftung Warentest noch immer drauf. | |
Das neue Telekommunikationsgesetz trat im Mai 2012 zunächst mit | |
Übergangsregelungen in Kraft. Seitdem lage es in der Hand der Unternehmen, | |
die Abrechnung ihrer Sonderrufnummern an die Vorschriften anzupassen. Doch | |
laut einer Stichprobe der Stiftung Warentest im Zeitraum zwischen dem 3. | |
und dem 19. Juni waren einige der angwählten Service-Hotlines noch immer | |
nicht gesetzeskonform: Unter 171 angewählten Service- und | |
Informationsrufnummern landeten die Tester in 37 Fällen in der | |
Warteschleife. In 11 Fällen wurden Gebühren erhoben. Jede dritte | |
Warteschleife kostet den Verbraucher also zusätzlich Geld. | |
In vielen Fällen wurde den Kunden eine kostenlose Bandansage angekündigt | |
und anschließend trotzdem Gebühren berechnet. „Dass Anrufer trotz eines | |
klaren gesetzlichen Verbotes noch immer fürs Warten zahlen müssen, ist | |
nicht haltbar“, sagt Gerd Biller, Vorstand des Verbraucherzentrale | |
Bundesverbands. | |
Die Neuregelung des Telekommunikationsgesetzes besagt, dass Warteschleifen | |
bei Service-Hotlines mit Sondernummern vollständig kostenfrei sein müssen. | |
Wer etwa eine 0180- oder 0900-Sonderrufnummer anwählt und in einer | |
Warteschleife landet, muss über die voraussichtliche Dauer der Wartezeit | |
informiert werden - außerdem muss dem Kunden transparent werden, ob der | |
Anbieter eine Pauschale für den Anruf erhebt oder pro Minute abrechnet. | |
## Trick statt Lösung | |
Nach Angaben der Stiftung Warentest reagierten einige Unternehmen auf die | |
Veröffentlichtung der Stichprobe, indem sie nun unter ihren bisherigen | |
Service-Rufnummer eine Bandansage mit Verweis auf eine andere Nummer laufen | |
lassen. Doch auch diese Ansage müsse für den Anrufer kostenfrei sein und | |
sei es in vielen Fällen nicht. | |
Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher, dass die Einhaltung | |
der gesetzlichen Vorgaben überwacht und Verstöße angemessen geahndet | |
werden. Die Bundesnetzagentur gibt an, die Beschwerden zu prüfen und | |
kündigte an, zeitnah mit Abmahnungen oder Bußgeldern gegen die Verstöße | |
vorzugehen. Um rechtswidrige Warteschleifen aufzudecken, sei sie auf | |
Hinweise der Verbraucher angewiesen. | |
## Unternehmen sprechen von technische Versehen | |
Die Electrolux Hausgeräte GmbH, der die Marke AEG gehört, erklärte, dass | |
ein Fehlschaltung bei dem beauftragten Dienstleister vorgelegen habe - die | |
sei mittlerweile behoben und alle Servicenummern ihrer Firma damit | |
gesetzeskonform. Auch bei WMF waren die kostenpflichtigen Wartezeiten nach | |
Angaben des Unternehmens einem technischen Versehen geschuldet. Die | |
Service-Rufnummern seien nun alle zum Ortstarif erreichbar. Der Konzern | |
biete Kunden, bei denen unrechtmäßig eine Gebühr erhoben wurde, eine | |
„unkomplizierte Rückerstattung“ an. | |
IKEA gibt an, dass ihre Kunden seit dem ersten Juni auf eine Festnetznummer | |
verwiesen würden - ob diese Bandansage unter der bisherigen 01805- Nummer | |
zusätzliche Gebühren verursache, werde überprüft und im Zweifelsfall | |
umgehend geändert. | |
12 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Julia Lauter | |
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