| # taz.de -- Razzien bei Internetanbietern: Telekom unter Kartell-Verdacht | |
| > Provider in mehreren EU-Ländern stehen im Verdacht, Preisabsprachen | |
| > getroffen zu haben. Auch die Telekom wurde durchsucht – und zeigt sich | |
| > verwundert. | |
| Bild: Praktisch und unauffällig: Der gute alte Deal per Handschlag. | |
| BRÜSSEL dpa | Die Deutsche Telekom ist zusammen mit mehreren Konkurrenten | |
| ins Visier europäischer Wettbewerbshüter geraten. Die EU-Kommission ließ | |
| Büros in Deutschland, Frankreich und wohl auch Spanien durchsuchen. Es gehe | |
| um den Verdacht, dass Anbieter von Internetzugängen gegen EU-Recht | |
| verstoßen haben, teilte die Brüsseler Behörde mit. Das könnten etwa | |
| Preisabsprachen oder eine Aufteilung des Marktes sein. Zunächst wurde | |
| allerdings nicht bekannt, welche Vergehen genau die Kommission vermutet. | |
| Die EU-Kommission nannte wie immer in solchen Fällen keine Firmennamen. | |
| Allerdings bestätigte neben der Deutschen Telekom auch die | |
| France-Télécom-Tochter Orange den Besuch der Ermittler. Nach Informationen | |
| aus Branchenkreisen war auch der spanische Anbieter Telefónica betroffen. | |
| Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht dazu. | |
| Die Deutsche Telekom zeigte sich „sehr verwundert“ über das Vorgehen der | |
| Kommission. „Bisherige Vorwürfe haben sich als haltlos herausgestellt. | |
| Deshalb wurden entsprechende Verfahren vor nationalen Regulierungsbehörden, | |
| die sich intensiv mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt haben, | |
| eingestellt“, betonte ein Sprecher. Die Telekom sei im weltweiten Markt für | |
| Internetverkehr intensivem Wettbewerb ausgesetzt. „Dieser Markt wird von | |
| US-Großanbietern dominiert, insofern sind wir hier der falsche Adressat.“ | |
| Die Telekom arbeite eng mit den Behörden zusammen, um den Sachverhalt | |
| aufzuklären. | |
| Auch Orange zeigte sich zuversichtlich über den Ausgang der Untersuchungen, | |
| unter anderem weil die französische Wettbewerbsbehörde Cogent bei einer | |
| früheren Untersuchung keine Vergehen festgestellt habe. Der Kommission | |
| zufolge fand die Razzia am Dienstag statt, laut Orange dauert die | |
| Inspektion noch an und könnte sich über mehrere Tage hinziehen. Der | |
| niederländische Konzern KPN und das britische Schwergewicht BT teilten mit, | |
| sie seien nicht betroffen gewesen. | |
| Der EU-Kommission zufolge sind die Durchsuchungen ein erster Schritt und | |
| sagen noch nichts über tatsächliche Vergehen aus. Eine Frist für den | |
| Abschluss der Untersuchung gebe es nicht. Preis- und Marktabsprachen zum | |
| Schaden von Verbrauchern und Kunden sind in der EU streng verboten. Es | |
| drohen Strafen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes. Die Kommission | |
| verwies ausdrücklich auf die Bedeutung des Marktes. Der Service von | |
| Internetanbietern sei äußerst wichtig, damit Verbraucher schnell und | |
| günstig im Internet surfen könnten – unabhängig vom Standort des Providers. | |
| ## Firmen fordern mehr Freiheit | |
| Die Durchsuchungen sind eine überraschende Wendung im Tauziehen zwischen | |
| der Kommission und der Branche um die künftige Gestaltung des europäischen | |
| Telekommunikationsmarktes. Die Unternehmen fordern schon länger eine | |
| großzügigere Regulierung mit mehr Freiheiten für Fusionen in einzelnen | |
| Ländern. Sie verweisen dabei auf stete Umsatzrückgänge, hohe Investitionen | |
| in die Infrastruktur und die Auslastung der Netze durch Internet-Dienste. | |
| Die Kommission zeigte sich bisher eher bereit, ein Zusammenrücken auf | |
| europäischer Ebene zu unterstützen und treibt zugleich den Kampf gegen die | |
| Roaming-Gebühren bei Telefonaten im europäischen Ausland voran. | |
| 11 Jul 2013 | |
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