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# taz.de -- Doppelter Abi-Jahrgang 2013: Mensen verteilen Henkelmänner
> Unis in Nordrhein-Westfalen erwarten einen Ansturm an Erstsemestern. Doch
> SPD-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze redet sich die Lage schön.
Bild: Bald wird's richtig eng: Studierende in einem Hörsaal an der Ruhr-Uni.
DÜSSELDORF taz | Die Ruhr-Universität Bochum gibt Studierenden die Mahlzeit
im Henkelmann mit, damit die Massen nicht die [1][Mensa] überfluten.
Andernorts beginnen Vorlesungen nicht 15 Minuten nach der vollen Stunde,
sondern um Viertel vor. So werden Räume besser ausgelastet. Mit „kreativen
Ideen“ haben sich die Hochschulen gut auf den erwarteten Ansturm der
Erstsemester vorbereitet, findet die nordrhein-westfälische
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Die Schülervertretung und die
Opposition im Düsseldorfer Landtag sehen das anders.
Aufgrund der verkürzten Schulzeit für Gymnasiasten haben in diesem Sommer
in NRW zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur gemacht. Für das Wintersemester
rechnet Schulze mit 123.000 Erstsemestern, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Unser Anspruch ist wirklich, allen einen Platz zu bieten“, sagte sie bei
der Vorstellung des Berichts zum doppelten Abiturjahrgang am Mittwoch.
Die Hochschulen hätten mehr als 4.000 zusätzliche Personen eingestellt –
wie viele Dozenten und wie viele Servicekräfte sind, konnte die Ministerin
allerdings nicht sagen. Außerdem hätten die Hochschulen 125.000
Quadratmeter Fläche zusätzlich angemietet oder mit Neubauten begonnen.
Reiche der Platz nicht, fänden sich Lösungen. „So werden beispielsweise
tagsüber Räume einer benachbarten städtischen Veranstaltungshalle mit
genutzt, die vorwiegend in den Abendstunden und am Wochenende belegt ist“,
so Schulze. Auch gebe es Onlineseminare und Videoübertragungen aus
Hörsälen.
„Das sehen wir nicht als gute Studienbedingungen an“, sagte Vanessa
Katharina Seiffert vom Vorstand der Landeschülervertretung NRW. Solche
Notlösungen seien schon in vergangenen Jahren immer mehr zu Dauerlösungen
geworden. Nun verschärfe sich die Lage noch. „Die Hochschulen sind nicht
gut vorbereitet“, sagte sie. Den Abiturienten werde zwar versichert, dass
sie einen Studienplatz bekommen würden. „Nur“, sagt Seiffert „wenn ich in
Bochum Politik studieren will, hilft mir ein Platz in Mathe woanders nicht
weiter.“
Die FDP im Düsseldorfer Landtag – bis 2010 für das Wissenschaftsministerium
und damit die Vorbereitungen auf den doppelten Abiturjahrgang
verantwortlich – fürchtet, dass viele Bewerber leer ausgehen werden. Die
Piraten sprachen von „Schönfärberei der chronischen Unterfinanzierung der
NRW-Hochschulen“, die CDU von „faktenarmer Schönfärberei“.
18 Jul 2013
## LINKS
[1] http://www.ruhr-uni-bochum.de/universaal/raumuebersicht/mensa.html.de
## AUTOREN
Anja Krüger
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