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# taz.de -- Immobilienfusion: Warten auf den Megavermieter
> Die Deutsche Wohnen will die GSW schlucken. Dem fusionierten Unternehmen
> würden 108.000 Wohnungen in Berlin gehören. Der Mieterverein warnt vor
> den Folgen.
Bild: Steht vor einer Übernahme: taz-Nachbar GSW Immobilien.
Auf dem Berliner Wohnungsmarkt herrscht wohl bald ein neuer Krösus: Das
Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen h[1][at am Dienstag ein
Übernahmeangebot] an die Eigner der GSW Immobilien abgegeben. Beide
Aktiengesellschaften zusammen kämen auf 150.000 Wohneinheiten, davon allein
108.000 in Berlin. Nach der [2][Deutschen Annington] mit ihren 180.000
Einheiten wären sie Deutschlands zweitgrößtes Wohnungsunternehmen.
Derzeit gehören der GSW 60.000 Wohnungen in der Stadt, davon die meisten in
Spandau (14.000), Reinickendorf (9.600) und Friedrichshain-Kreuzberg
(8.000). Die Deutsche Wohnen kommt auf insgesamt 48.000 Wohnungen und ist
mit 8.700 in Marzahn-Hellersdorf und 8.200 in Neukölln am stärksten
vertreten ([3][PDF], Seite 3). Der derzeitige Primus, die landeseigene
[4][Degewo] mit ihren 72.000 Wohnungen, würde durch die Fusion zur Nummer
zwei degradiert. Die Gesamtzahl der Mietwohnungen in Berlin taxiert [5][der
Wohnungsmarktbericht 2012] der Investitionsbank Berlin (IBB) auf 1,63
Millionen. Die fusionierten Gesellschaften besäßen davon 6,5 Prozent.
## Für Mieter nichts Gutes
Nichts Gutes für die Mieter von GSW und Deutsche Wohnen erwartet der
Geschäftsführer des [6][Berliner Mietervereins], Reiner Wild, für den
Fusionsfall. Die Deutsche Wohnen wehre sich aktuell gegen den Mietspiegel
und wolle Mieterhöhungen durchsetzen, die über der darin vorgesehenen
Kappungsgrenze liegen. Das widerspreche der Idee des Mietspiegels als einem
von den gesellschaftlichen Gruppen ausgehandelten Instrument. „Ich habe
Sorge, dass sich durch die Fusion solche Negativaspekte auf die GSW
ausdehnen“, so Wild.
Ähnlich sieht das der wohnungspolitische Sprecher der bündnisgrünen
Fraktion im Abgeordnetenhaus, [7][Andreas Otto]: „Diese Fusion birgt die
Gefahr, dass die Verwaltung für Mieter noch anonymer wird und noch stärker
unter Spardruck gerät.“ Berlin brauche Wohnungen für Menschen mit wenig
Geld. „Diesem Ziel dient es nicht, wenn sich börsennotierte
Immobilienunternehmen mit ihren hohen Rendite-Erwartungen eine solch starke
Stellung in der Stadt verschaffen“, sagte Otto der taz.
Zur Finanzierung der Übernahme will die Deutsche Wohnen eine
Kapitalerhöhung vornehmen und neue Anleihen ausgeben. Jeder GSW-Aktionär,
der 20 GSW-Papiere abgibt, erhielte 51 Deutsche-Wohnen-Anleihen. Die daraus
resultierende Prämie soll den GSW-Aktionären die Fusion schmackhaft machen.
Das Eigenkapital der GSW taxiert die Deutsche Wohnen auf 1,75 Milliarden
Euro. Mittelfristig ließen sich mit dem Zusammenschluss 25 Millionen Euro
im Jahr sparen, rechnet das Unternehmen vor.
## Schön steigende Mieten
In einer [8][Präsentation] erklärt die Deutsche Wohnen die Beweggründe für
den anvisierten Zusammenschluss: Berlins Wirtschaftsleistung wächst, die
Bevölkerung auch – das lässt die Durchschnittsmieten steigen. Einer
anhaltend starken Nachfrage nach Wohnraum steht eine relativ niedrige
Neubautätigkeit gegenüber. Das alles mache Berlin für Immobilienunternehmen
zu einem der attraktivsten Wachstumsmärkte überhaupt.
Der GSW-Vorstand gab am Dienstag bekannt, er habe das Übernahmeangebot zur
Kenntnis genommen und werde nach sorgfältiger Prüfung eine erste
Einschätzung abgeben. Nach Einreichung der offiziellen Angebotsunterlagen
der Deutsche Wohnen innerhalb von vier Wochen bei der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht würden Vorstand und Aufsichtsrat der GSW nach
weiterer Prüfung eine ausführlich begründete Stellungnahme für die
Aktionäre veröffentlichen
([9][//www.gsw.de/index.php?cID=174&bID=7323&arHandle=Column+2-3&ccm_token=
1377017439:2f7db39863d7fd3ab5f75ece26d3033d&btask=passthru&method=download&
file=2064:PDF]).
Sowohl Deutsche Wohnen als auch GSW haben kommunale Wurzeln. Die heutige
Deutsche Wohnen AG ging 2007 aus einem Zusammenschluss mit der 1998 vom
Land privatisierten GEHAG hervor. Für den Verkauf der GSW an
Finanzinvestoren sorgten 2004 SPD und Linke.
20 Aug 2013
## LINKS
[1] http://irpages2.equitystory.com/websites/deuwo/German/710/oeffentliches-ueb…
[2] http://www.deutsche-annington.com/de/
[3] http://irpages2.equitystory.com/deuwo/pdf/uebernahme/04Presentation.pdf
[4] http://www.degewo.de
[5] http://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnungsmarktbericht/
[6] http://www.berliner-mieterverein.de/
[7] http://www.otto-direkt.de/
[8] http://irpages2.equitystory.com/deuwo/pdf/uebernahme/04Presentation.pdf
[9] http://https
## AUTOREN
Sebastian Puschner
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