| # taz.de -- Politiker streiten über Griechenlandhilfe: Oettinger nennt Zahlen | |
| > Von Gabriel bis Brüderle, alle äußern sich zur Finanzhilfe für | |
| > Griechenland. Günter Oettinger rechnet mit einem dritten Hilfspaket im | |
| > zweistelligen Milliardenbereich. | |
| Bild: Hier ist noch einige Hilfe nötig: Obdachloser in Athen. | |
| BERLIN dpa | EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) rechnet bei einem | |
| möglichen dritten Hilfspaket für Griechenland mit einem Volumen im „kleinen | |
| zweistelligen Milliardenbereich“. Das Paket solle die Jahre 2014 bis 2016 | |
| umfassen, sagte er der Welt am Sonntag. Es reiche nicht, bei der | |
| Euro-Rettung auf Sicht zu fahren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte | |
| hingegen gesagt, es sei zu früh, um über konkrete Summen zu spekulieren. | |
| Oettinger schloss auch einen weiteren Schuldenerlass und damit weitere | |
| Belastungen für den Steuerzahler nicht aus. „Ein Schuldenschnitt ist auf | |
| absehbare Zeiten kein Thema, man kann ihn aber nicht für alle Zeiten | |
| ausschließen“, betonte der frühere baden-württembergische | |
| Ministerpräsident. Merkel hatte betont, sie sehe einen Schuldenschnitt | |
| nicht. Die Opposition wirft ihr vor, die Wahrheit vor der Bundestagswahl zu | |
| verschleiern. | |
| Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel warnte die Bundesregierung vor einem zu | |
| leichtfertigen Umgang mit deutschem Steuergeld bei der Euro-Rettung. Statt | |
| jetzt wieder neue Milliardenhilfen in Aussicht zu stellen, mit denen | |
| deutsche und europäische Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, brauche | |
| Griechenland einen internen Lastenausgleich, sagte Gabriel der Passauer | |
| Neuen Presse. „Es darf nicht sein, dass griechische Superreiche nichts zur | |
| Hilfe für ihr Land beitragen, obwohl viele von ihnen ja das Land richtig | |
| ausgeplündert haben.“ | |
| Ungeachtet aller Beschwichtigungsversuche der schwarz-gelben | |
| Bundesregierung pochte Gabriel auf klare Ansagen noch vor der Wahl: „Ich | |
| bin froh, dass wenigstens der Finanzminister die Wahrheit sagt.“ Wolfgang | |
| Schäuble wisse, dass die Griechenland-Politik von Kanzlerin Merkel | |
| gescheitert sei. | |
| ## Gabriel zieht Kohl-Vergleich | |
| Nun werde heimlich an einem zweiten Schuldenerlass gearbeitet, was nichts | |
| anderes heiße, als dass auch der deutsche Steuerzahler wieder dabei sein | |
| werde. Gabriel: „Sagen will Frau Merkel das aber erst nach der Wahl. Es | |
| kommt wie bei Helmut Kohls Versprechen, dass die Einheit nichts kostet: Das | |
| dicke Ende kommt noch.“ Allerdings hatte Minister Schäuble nur ein drittes | |
| Hilfspaket angekündigt, nicht einen neuen Schuldenerlass für Athen. | |
| Im Rahmen der ersten beiden Rettungsprogramme wurden bereits 237 Milliarden | |
| Euro an Griechenland zugesagt. Aber Annahmen etwa zur | |
| Wirtschaftsentwicklung, Schuldenlast oder Privatisierungserlösen könnten zu | |
| optimistisch ausgefallen sein. Hinzu kommt die steigende Schuldenquote. | |
| Zwar wurde schon beim Schuldenerlass im März etwa die Hälfte der Altlasten | |
| erlassen. Aber mit weiteren Hilfskrediten steigt – bei gleichzeitig | |
| sinkender Wirtschaftsleistung – die Schuldenquote. Für 2013 werden rund 175 | |
| Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet. | |
| FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle kritisierte Schäuble für dessen | |
| Ankündigung eines dritten Hilfspakets. „Wir sollten den Reformdruck für | |
| Griechenland durch verfrühte Diskussionen nicht abschwächen“, sagte | |
| Brüderle der Bild am Sonntag. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) | |
| warnte vor „Blankozusagen“ für Griechenland. Es sei wichtig, keine neuen | |
| Pakete in Aussicht zu stellen, bis nicht alle vereinbarten Reformschritte | |
| umgesetzt worden seien, sagte Westerwelle den Kieler Nachrichten. „Kündigt | |
| man zu früh neue Hilfen an, wird der Reform-Elan nicht größer.“ | |
| ## Schäuble: Drittes Hilfspaket wird kleiner | |
| Schäuble selbst sagte dem Mannheimer Morgen: „Ich habe nichts anderes als | |
| das gesagt, was schon die Euro-Gruppe 2012 beschlossen hat. Vielleicht fiel | |
| es diesmal etwas deutlicher aus.“ Das Volumen des dritten Hilfspakets werde | |
| „sicher erheblich kleiner sein, weil Griechenland wesentliche Fortschritte | |
| gemacht hat“. | |
| DGB-Chef Michael Sommer stellte wie Gabriel Bedingungen, bevor es neue | |
| Hilfen geben könne. Erstens müssten „endlich auch die griechischen Eliten | |
| zur Finanzierung ihres eigenen Gemeinwesens herangezogen werden“, sagte er | |
| der Neuen Osnabrücker Zeitung. | |
| Es könne nicht sein, dass sie sich weiterhin der Steuerzahlung entziehen | |
| und „die armen Menschen in Griechenland und die Arbeitnehmerinnen und | |
| Arbeitnehmer Europas dafür die Zeche zahlen“. Zudem brauche Griechenland | |
| dringend eine bessere Steuerverwaltung und einen engagierteren Kampf gegen | |
| Korruption. | |
| 24 Aug 2013 | |
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