# taz.de -- Staatshaushalt in Spanien: Alles muss raus | |
> Um die Etats zu sanieren, will die spanische Regierung ein Viertel der | |
> staatlichen Immobilien verkaufen. Und auch ein Korkeichenwald soll | |
> verhökert werden. | |
Bild: Da lässt sich doch was zu Geld machen. | |
MADRID taz | Um den Etat zu sanieren, will Spaniens Regierung ein Viertel | |
der staatlichen Immobilien veräußern. 15.135 Grundstücke, Wohnungen, Büros | |
und Gebäude sind betroffen. Es geht nicht nur um 98 architektonische | |
Schmuckstücke wie die früheren Sitze von Börsenaufsicht und staatlichem | |
Rundfunk. Madrid will auch ökologisch sensible Gebiete wie den europaweit | |
einzigartigen Korkeichenwald Finca Almoraima verhökern. | |
Das empört Juan Casanova, den Bürgermeister im andalusischen Castellar de | |
la Frontera. Er fürchtet um das Filetstück zwischen Málaga und Cádiz – mit | |
gut 14.000 Hektar etwa ein Sechstel so groß wie Berlin. „Die Konservativen | |
denken nur an das schnelle Geld, nicht an nachhaltige Entwicklung“, ärgert | |
sich Casanova. Um Käufer anzulocken, wurde ein Bebauungsplan beschlossen, | |
der Hotelanlage und Golfplatz erlaubt. Hotelkunden dürfen zudem künftig im | |
Park Mufflons und Hirsche jagen. | |
Der Kork der Bäume wird bisher an Firmen im benachbarten Portugal verkauft. | |
Casanova wünscht sich deshalb Investitionen in die Industrie vor Ort. | |
Außerdem könnten die zehn Prozent der Finca, die außerhalb des Naturparks | |
liegen, für ein kleines Biomassekraftwerk für die Abfälle aus | |
Korkproduktion und ökologischer Landwirtschaft genutzt werden, mahnt er an. | |
„Das Land könnte an Kleininvestoren für ökologische Landwirtschaft | |
verpachtet werden, anstatt es zu verkaufen“, verlangt Casanova. | |
Nicht nur der Waldverkauf löst Proteste aus. Landwirtschaftsminister Arias | |
Cañete hat zudem viele nichtgenehmigte Bauten an Spaniens Küsten | |
legalisiert. Außerdem plant er ein Gesetz, laut dem Grundstücke nach | |
Waldbränden bebaut werden dürfen – viele sehen darin eine Einladung an | |
Brandstifter. | |
Auch die Konservativen in der Hauptstadt Madrid und in der benachbarten | |
Region Castilla-La Mancha setzen auf Ausverkauf. Ana Botella, | |
Bürgermeisterin Madrids und Ehefrau des ehemaligen konservativen | |
Ministerpräsidenten José María Aznar, veräußert inzwischen Gemälde und | |
Wohnblocks aus Gemeindebesitz. Die Opposition im Stadtrat sieht darin | |
„Gefälligkeitsverkäufe“ weit unter Marktwert. | |
Einer der Fonds, der 120 Sozialwohnungen erstand, wird vom Ehemann der | |
Generalsekretärin der konservativen Partei, María Dolores de Cospedal, | |
beraten. Sie selbst regiert in Castilla-La Mancha. Und änderte dort ein | |
Gesetz, um öffentliche Wälder als private Jagdreviere verkaufen zu können. | |
2 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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