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# taz.de -- Parteiausschluss aus Bremer SPD: Leise grüßt der Sarrazin
> Die SPD schließt den Bremer Politiker Korol wegen Antiziganismus und
> Frauenfeindlichkeit aus. Er beruft sich auf die Meinungsfreiheit.
Bild: Nicht mehr in der Bremer SPD: Martin Korol.
BREMEN taz | Der Bremer Parlamentarier Martin Korol ist aus der SPD
ausgeschlossen worden. Der 68-Jährige hatte gegen Sinti und Roma gehetzt
und sich frauenfeindlich geäußert. Diese Ansichten seien „mit den
Grundsätzen der SPD in keiner Form vereinbar“, gab die
Bundesschiedskommission bekannt. Korol habe der Partei einen „schweren
Schaden“ zugefügt. Der Politiker war seit 1969 in der SPD.
Im Februar war Korol als Abgeordneter in die Bremer Bürgerschaft
nachgerückt. Auf seiner Homepage schrieb er über Sinti und Roma, sie lebten
„sozial und intellektuell“ noch „im Mittelalter“: Die Männer hätten �…
Hemmungen, die Kinder zum Anschaffen statt zur Schule zu schicken und ihren
Frauen die Zähne auszuschlagen.“
Die taz thematisierte Korols Einlassungen, daraufhin distanzierte sich die
Bremer Parteiführung von ihm. Im April wurde er zunächst aus der Fraktion
ausgeschlossen. Schon in einem ersten Parteiordnungsverfahren hatte die
Landesschiedskommission Korol seine Mitgliedsrechte entzogen, allerdings
nur auf zwei Jahre begrenzt. Beide Seiten gingen in Berufung, der
Landesvorstand wollte den endgültigen Ausschluss.
Für Korol selbst ist der Rauswurf „unerklärlich und nicht angemessen“. Er
beruft sich auf die Meinungsfreiheit – und zieht die Parallele zum Fall des
ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin: „Im Gegensatz zu
Sarrazin, der nun wirklich biologistisch argumentiert hat, habe ich mir
nichts zu Schulden kommen lassen“, so Korol zur taz.
## Sarrazin überstand zwei Parteiordnungsverfahren
Tatsächlich machten beide Politiker nicht nur vergleichbare Äußerungen,
beide erhielten auch Schützenhilfe von der Bild-Zeitung. Doch Sarrazin ist
als ehemaliger Berliner Finanzsenator ungleich prominenter. Er hat zwei
Parteiordnungsverfahren überstanden. Zunächst, 2009, ging es um ein
Interview, das Sarrazin der Zeitschrift Lettre International gegeben hatte.
Sarrazin sagte darin, dass eine „große Zahl an Arabern und Türken“ keine
„produktive Funktion außer für den Obst- und Gemüsehandel“ habe.
Doch die Bundes-SPD befand Sarrazins Äußerungen zur genetischen Vererbung
von Intelligenz und zur Integrationspolitik in seinem 2010 veröffentlichen
Buch „Deutschland schafft sich ab“ als „parteischädigend“ – und stre…
ein weiteres Verfahren gegen Sarrazin an. Gegen den Parteiausschluss hatte
sich unter anderem SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ausgesprochen.
Der Bremer Parteienforscher Lothar Probst begründet das unterschiedliche
Vorgehen der SPD in den Fällen Sarrazin und Korol mit politischem
Opportunismus: „Die Frage ist, welchen Preis eine Partei zahlt, wenn sie
ein Mitglied ausschließt.“ Martin Korol interessiere vielleicht in Bremen,
im Rest der Republik sei er eher unbekannt. Doch das Problem, sagt
Parteienexperte Probst, sei, „dass es in einer Volkspartei wie der SPD
einen gewissen Prozentsatz an Mitgliedern und Wählern gibt, die ähnliche
Positionen wie Herr Korol oder Herr Sarrazin vertreten“.
10 Sep 2013
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Martin Korol
Antiziganismus
SPD
Bremen
Parteiausschluss
Antiziganismus
Schwerpunkt AfD
Martin Korol
Schwerpunkt Rassismus
Martin Korol
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