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# taz.de -- Onlinewahlkampf der CDU: Immerhin die Optik stimmt
> Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die
> Parteien während des Wahlkampfes im Netz schlagen. Dieses Mal: die CDU.
Bild: Sie simst, aber twittert nicht: Kanzlerin Merkel mit Smartphone.
## Der Klassiker – die Parteiseite
Merkel im Vollbild. Mit großformatigen Bildern der Kanzlerin im
Wahlplakatstil eröffnet die [1][CDU ihre Internetseite]. Sie beschränkt
sich auf das Wesentliche: Neben den Wahlslogans à la „Deutschland ist in
guten Händen“ und „Erfolgreich. Für Deutschland“ werden die nächsten
Merkel-Termine und Schlagzeilen zur Wahlkampagne angezeigt. Durch die
anderen Seiten kann man sich wie auf einem Tablet durchwischen.
Dazu wahlweise das neue Riesen-Wahlposter im Hintergrund oder
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, der auf ein Merkel-Poster zur
Präsentation der Merkel-App zeigt. Anklicken kann man sie nicht. Dazu gibt
es Direktlinks zu Social Media Präsenz und Mediathek.
Optisch ist die Seite recht ansprechend. Das knallige Partei-Orange
harmoniert mit den bildschirmausfüllenden Fotos. Die Einbettung
verschiedener Medien und die Steuerung per Maus Wisch. Im unteren Teil
befinden sich die üblichen Inhalte: Regierungsprogramm, Spendenaufruf,
Partei-"Merchandise“...
Für besonders eifrige CDU-Internauten gibt es [2][CDUplus]. Leider kommt
nach der - schnellen und kostenlosen - Registrierung die große
Ernüchterung: keine Spiele, kein Spaß. Noch mehr Infomaterialien, das
Magazin UNION und immer mehr zu lesen.
## Das Neuland – die Social Media Präsenz
Angela Merkel ist zwar SMS-Königin, mit Twitter hat sie sich aber noch
nicht angefreundet. Wenn ihr dann doch was auf der Seele brennt, lässt sie
das die [3][CDU-Presseleute] oder ihren [4][Sprecher Steffen Seibert]
machen.
Auf der [5][CDU-Facebook-Seite] ist es nur für kurze Zeit aufregend: mit
dem Spielzeug Pic-Badge-Macher. Mit dem kann man sich einen kleinen
Aufkleber mit dem Wort „Chefin“ auf sein Profilbild heften. Wirklich
gepflegt und innovativ wirkt die Facebook-Seite nicht. Viele Bilder, die
auch schon anderswo auftauchen, etliche Terminankündigungen und Videos.
Kaum Spielerein, kaum Interaktion mit den Usern.
Mit der [6][Merkel-App hat die CDU] mit sprechenden Plakaten einen großen
Sprung gewagt. Wer ein Smartphone hat, kann die Kanzlerin zum Sprechen
bringen, indem ein CDU-Werbespot startet. Dazu kann man sie sogar orten und
sehen, wo sie in der Nähe gerade auftritt. Die Idee ist aber nicht ganz
neu. Die Grünen haben zur Berlin-Wahl 2011 schon eine App veröffentlicht,
mit der man Künast & Co. Fragen und Aufgaben stellen konnte.
Ansonsten ist das Internet in der Tat noch Neuland für die
Christdemokraten. Ausnahme: [7][Peter Altmaier] führt die bundestagsweite
Twitter-Rangliste an; er twittert, „was das Netz hält!“ Mit seinen
Kurznachrichten erreicht er eine Anhängerschaft von knapp 50.000 Followern.
Wenn er nicht gerade Parteikollegen Wanderwitz die Daumen „stückt“ oder den
Wahlkampf seiner eignen und anderer Parteien kommentiert, liefert er sich
Gefechte mit der Netzgemeinschaft. [8][Etwa mit Greenpeace].
## Das Oberhaupt – die Mutter der Nation privat
Die sonst gefasste und kühle Kanzlerin zeigt sich auf ihrer [9][eigenen
Internetseite] von ihrer menschlichen Seite, führt mit einer Art Diashow
durch ihr Leben. Sie spricht von ihrer ersten gescheiterten Ehe und
präsentiert sich als „leidenschaftliche Gärtnerin“, die im Garten ihr
„eigenes Gemüse zieht“. Folgt man dem Politik-Pfeil auf der Seite, lernt
man nicht nur die Themen und Werte kennen, für die sie sich in ihrer Arbeit
stark macht, sondern auch ihre Träume.
Begleitet mit Bildern der Strahle-Kanzlerin; auf den Tisch gelehnt, beim
Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen mit Kindergartenkindern und versonnen im
Strandkorb, wo sie beteuert, dass „jeder Mensch zählt und jedes Talent
gebraucht wird“. Der Internetauftritt einer Kanzlerin des Volkes. Privat
und aufpoliert. Für alles weitere wird man auf die CDU-Seite
weitergeleitet. Da hört das Kuscheln dann auf.
Was von offizieller Seite fehlt, wird durch die Internet-Gemeinschaft mit
Einfall und Witz nachgeholt. Es gibt gleich mehrere Kanzlerinnen-Accounts
bei Twitter, die um die Wette zwitschern: Mit fast 60.000 Followern am Kopf
der Liste ist [10][@Angie_Merkel], die/der mit Tweets wie [11][“BTW 2013:
Freie Wurst für freie BURGER - Wenn´s um die Wurst geht!“] für Stimmung
sorgt. Oder auch: „Persönlich: Ich bin leider zu dick für @Abercrombie &
Fitch“. Tagesaktuell, aber seit Anfang August leider inaktiv.
[12][@Queen_Europe] geht es auch ums Wesentliche: „Seeking authorisation to
drop some Jägerbombs“ (Bitte um Genehmigung, um Jägerbombs abzuwerfen),
sonst hat auch [13][@GrumpyMerkel] immer ein passendes Wort zum Sonntag:
„Mangelnde Ambition ist, wenn Horst Seehofer sich zum Horst macht“.
## Die Kleinigkeiten
Die Hinterbänkler der Partei haben das Internet als Plattform für sich
entdeckt. Während im Wahlkreis Steinfurt Bundestagskandidatin Anja
Karliczek Wahlkampf in ihrem [14]["Espresso-Mobil“] betreibt, wirbt Marian
Wendt aus Nordsachsen mit [15][eigenem Video auf Youtube] für Politik für
Familien, die „Keimzelle unserer Gesellschaft“. In einem [16][Video des
Bremer Abgeordneten] Frank Imhoff führt er erst durch seinen Bauernhof und
lobt die Ehrlichkeit seiner Kühe, dann „mit Ehrfurcht“ in den Landtag, wo
er „des Volkes Meinung“ vertritt.
## Der Peinlichkeitsfaktor
Jeder Versuch, cool und modern zu sein, ist bei der CDU zum Scheitern
verdammt. Ob eine App fürs Handy oder der nichtssagende [17][poppig-rockige
Wahlkampfsong], der mehr an einen Supermarkt-Werbesong erinnert - eine
Stickvorlage mit Parteilogo hätte vielleicht authentischer gewirkt.
## Gesamteindruck
Der Internetauftritt der CDU ist ungefähr genauso aufregend wie Merkels
Frisur. Bei der Partei, deren Wählerschaft fortgeschrittenen Alters ist,
wundert das kaum. Die Gestaltung der Seite überrascht zwar durch eine
ansehnliche und recht moderne Optik, sie erfüllt aber trotzdem nicht viel
mehr als ihren Informationsauftrag, dazu gibt es noch einen ständig
aktualisierten Terminkalender und ein paar Videos von Auftritten der
Kanzlerin.
Keine interaktiven Spiele, keine CDU-Tattoos zum Selbstausdrucken. In den
sozialen Netzwerken passiert auch nicht viel mehr. Die digitale Chefin
Brosche ist süß, die Merkel-App absoluter Quatsch. Alles in allem macht
sich die CDU auf ihrer Exkursion ins Neuland ganz passabel.
11 Sep 2013
## LINKS
[1] http://www.cdu.de/
[2] http://www.cduplus.cdu.de/
[3] http://twitter.com/cdu_news
[4] http://twitter.com/RegSprecher
[5] http://www.facebook.com/CDU?fref=ts
[6] /CDU-startet-die-Merkel-App/!122853/
[7] http://twitter.com/peteraltmaier
[8] http://twitter.com/peteraltmaier/status/355736440526741504
[9] http://www.angela-merkel.de/
[10] http://twitter.com/Angie_Merkel
[11] http://twitter.com/Angie_Merkel/status/364764365494296577/photo/1
[12] http://twitter.com/Queen_Europe
[13] http://twitter.com/GrumpyMerkel
[14] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=235096429975470&set=a.235096336…
[15] http://www.youtube.com/watch?v=JaOZ4UKDltg
[16] http://www.youtube.com/watch?v=3UcxyA8IrR4
[17] http://www.youtube.com/watch?v=PWMMPjPOX9U
## AUTOREN
Kim Winkler
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