# taz.de -- Keine Polizei auf Schalke: Im Schmollwinkel | |
> NRW-Innenminister Ralf Jäger ist eingeschnappt, weil der FC Schalke einen | |
> Polizeieinsatz kritisierte. Nun betreibt er Wahlkampf bei | |
> Nicht-Fußballfans. | |
Bild: Wer es wagt die Polizei zu kritisieren, bekommt es mit Jäger zu tun | |
GELSENKIRCHEN taz | Der Duden hält für das Adjektiv „konstruktiv“ jede | |
Menge Synonyme bereit, etwa „förderlich“, „fruchtbar“ und „nützlich… | |
FC Schalke 04 betonte auch gestern noch einmal, dass er in „konstruktiven | |
Gesprächen“ mit der Polizei stehe, um über die Folgen eines | |
aufsehenerregenden Boykotts zu reden. Nordrhein-Westfalens | |
[1][Innenminister Ralf Jäger von der SPD hatte am Donnerstag angekündigt, | |
dass die Polizei der Gelsenkirchener Arena und dem Außengelände künftig | |
fernbleibe], sofern sie nicht explizit angefordert werde. | |
Am Donnerstag schickte Jägers Ministerium eine Pressemitteilung hinterher, | |
in der es heißt: „Wer nicht in der Lage ist, für die Sicherheit der eigenen | |
Fans zu sorgen, dann die Polizei um Hilfe bittet und anschließend den | |
Einsatz öffentlich kritisiert, ist kein Partner für eine vertrauensvolle | |
Zusammenarbeit. Jetzt muss sich jeder zunächst auf seine Rolle | |
konzentrieren.“ Das Zitat stammt von Jäger selbst. Wie passt so etwas mit | |
konstruktiven Gesprächen zusammen? Gar nicht. Eben. | |
Das Verhältnis zwischen der Polizei und dem FC Schalke ist zerrüttet. Jäger | |
gibt das offen zu: „Wir haben eine außerordentlich gute Kooperation mit | |
fast allen Vereinen aus den Ligen. Zum FC Schalke ist das Vertrauen, das | |
man braucht, stark gestört.“ | |
Auslöser ist der Einsatz der Polizei beim | |
Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Paok Saloniki am 21. August. Mit | |
einer Hundertschaft war sie in die Nordkurve eingerückt, um ein Banner zu | |
entfernen. Es zeigte eine alte mazedonische Flagge, die für Griechen laut | |
Polizei „die höchste Form der Provokation“ darstelle. In der Stadionordnung | |
ist es verboten, mit „Fanutensilien“ zu provozieren. | |
Auf diese Argumentation zog sich die Polizei inzwischen zurück, nachdem | |
zunächst gar von „Volksverhetzung“ die Rede war. Bei konsequentem Vorgehen | |
dürfte es keinem Fan des FC Bayern im kommenden Bundesligaspiel der | |
Schalker erlaubt werden, das Trikot von Manuel Neuer in der Arena zu | |
tragen. Der Torwart hat eine Schalker Vergangenheit, nicht nur auf dem | |
Platz, sondern auch als Ultra. | |
## Einer lügt | |
Seit dem vonseiten des FC Schalke als „völlig unverhältnismäßig“ | |
gegeißelten Einsatz bezichtigen sich Vertreter des Klubs und der Polizei | |
der Lüge. Das begann ein paar Stunden nach Abpfiff. Einsatzleiter Klaus | |
Sitzer erklärte bei einer Pressekonferenz, dass Moritz Beckers-Schwarz um | |
das Einrücken in den Block gebeten habe: „Wann geht ihr da endlich rein?“ | |
Beckers-Schwarz ist Geschäftsführer des Arena-Managements und beim | |
Bundesligisten für die Spielorganisation zuständig. Er dementierte | |
umgehend, so etwas gesagt zu haben. | |
Die Entscheidung über den Einsatz habe allein die Polizei getroffen, | |
argumentiert der FC Schalke, und somit stehe sie auch allein in der | |
Verantwortung für mehr als 80 Verletzte. Die Gegenseite behauptet, dass der | |
Klub um Hilfe gebeten habe, nachdem vom Ordnungsdienst zugegeben worden | |
sei, „nicht mehr Herr der Lage“ (Sitzer) zu sein. | |
Macht Jäger, der selbst von Parteifreunden wie dem Gelsenkirchener | |
Oberbürgermeister Frank Baranowski scharf angegangen wird, Ernst? Er | |
kündigte zumindest Gesprächsbereitschaft an, sieht die Fehler aber weiter | |
nur aufseiten des FC Schalke. Es wird derzeit um Wählerstimmen gekämpft. | |
Bei Nicht-Fußballfans will Jäger offenbar Pluspunkte sammeln. | |
Während Politiker aller Parteien sich schon pointiert zu Jägers Ankündigung | |
äußerten, schweigen die Vertreter des Sports. Die Deutsche Fußball-Liga | |
(DFL) ließ mitteilen, dass es von ihr auch am Freitag keine Reaktion geben | |
werde. Die Uefa antwortete bis Redaktionsschluss nicht. Die taz hatte den | |
europäischen Verband gefragt, ob der Polizeiboykott Auswirkungen auf das | |
erste Schalker Gruppenspiel der Champions League am kommenden Mittwoch | |
gegen Steaua Bukarest haben wird. | |
Die Polizei Gelsenkirchen antwortete per Mail auf die Frage, ob sie bei der | |
Partie gegen die Rumänen der Arena fernbleiben wird: „Darauf können wir | |
Ihnen zurzeit keine konkrete Antwort geben.“ Mit dem FC Schalke befinde | |
sich die Behörde im „vertraulichen Dialog“. Laut Duden ist „vertraulich�… | |
kein Synonym für „konstruktiv“. | |
13 Sep 2013 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Polizei-auf-Schalke/!123669/ | |
## AUTOREN | |
Marcus Bark | |
## TAGS | |
Fußball | |
Polizei | |
Ralf Jäger | |
Fußball | |
Kevin Großkreutz | |
TSG Hoffenheim | |
Fußball | |
Schalke 04 | |
Fußball | |
Dortmund | |
Roma | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Dresdner Fanprojekt: Dynamos Dämonen | |
Das Fanprojekt versucht, eine sachliche Debatte über Fan- und Polizeigewalt | |
zu führen. Dabei gerät es selbst in den Fokus von Verdächtigungen. | |
Nach dem Revierderby: Nur noch um Platz vier | |
Der brutale Auftritt von Dortmunder Fans überdeckt den sportlichen | |
Niedergang beim FC Schalke 04. Für große Gegner reicht es nicht. | |
Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga: Erster Bundesliga-Punkt seit 28 Jahren | |
10.333 Tage musste Eintracht Braunschweig auf einen Punkt in der Bundesliga | |
warten. Gegen Nürnberg war es so weit. Hoffenheim holte den ersten | |
Heimsieg. | |
5. Spieltag Fußballbundesliga: Dortmund ohne Konkurrenz | |
Es war der Tag der Favoriten. Der BVB hat als einzige Bundesligamannschaft | |
bisher keinen Punkt abgegeben. Werder Bremen zeigt eine schwache Leistung. | |
Kommentar Polizei auf Schalke: Freie Hand für unsere Ordnungshüter! | |
Die Polizei in NRW schmollt: Wenn sie in der Schalke-Arena nicht mehr | |
prügeln darf, kommt sie gar nicht mehr. Bei den Fans rennt sie offene Türen | |
ein. | |
Präzedenzfall in Fußballstadien: Keine Polizei auf Schalke | |
Der Polizeieinsatz in der Schalke-Arena beim Spiel gegen Saloniki mit 80 | |
Verletzten hat ein Nachspiel: Die Polizei will künftig im Stadion keine | |
Präsenz mehr zeigen. | |
Neonazi-Demo in Dortmund: Rechtsextreme werfen Böller | |
370 Neonazis haben am Samstag in Dortmund demonstriert. 1000 Menschen | |
stellten sich ihnen entgegen. Es gab fünf Verletzte. | |
Rechte Hetze gegen Roma in Duisburg: „Pro Deutschland“ allein gelassen | |
Hunderte stellen sich Rechten entgegen, die in Duisburg Stimmung gegen Roma | |
machen. Nur der SPD-Bürgermeister spart mit Solidartät. |