Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach dem Revierderby: Nur noch um Platz vier
> Der brutale Auftritt von Dortmunder Fans überdeckt den sportlichen
> Niedergang beim FC Schalke 04. Für große Gegner reicht es nicht.
Bild: Es brennt in Nähe des Schalker Tores – das änderte sich auch im Spiel…
GELSENKIRCHEN taz | Tief gespalten ist das Ruhrgebiet an Derbytagen, es
gibt ein „Wir“ und ein „die Anderen“, und man muss wohl Verständnis ha…
dass ein Kerl wie Kevin Großkreutz da nicht einfach klein beigeben kann.
Jedenfalls ist es dem Ur-Dortmunder, über den Trainer Jürgen Klopp einmal
sagte, er fungiere als „Standleitung auf die Südtribüne“, nach dem 3:1-Si…
auf Schalke schwer gefallen, sich von den gewaltbereiten Pyrofreunden im
Gästeblock zu distanzieren. „Ich schäme mich für gar keinen, ich sage dazu
nichts“, erklärte Großkreutz trotzig. Mit dieser Haltung stand er ziemlich
alleine da.
Vor dem Spiel war im Gästeblock ein gefährlicher Pyrotechnikexzess
inszeniert worden, minutenlang wurden Kanonenschläge, Bengalos und
Leuchtraketen gezündet und teilweise gezielt in die Blöcke mit Schalkern
geschossen. Das Spiel wurde mit Verspätung angepfiffen, und Schalkes
Manager Horst Heldt sprach am Abend von einer „neuen Dimension“, weil
bewusst Unbeteiligte, Familien, Kinder mit Feuerwerk beschossen wurden.
Zuvor hatten rund 300 Dortmunder auf dem Essener Hauptbahnhof randaliert.
Um die Situation zu beruhigen, brachte die Polizei diese Leute in Bussen
zum Stadion. Unterwegs wurden Scheiben eingeschlagen, und obwohl klar war,
dass die Gruppe Ärger machen würde, gelangten die laut Polizei
„professionell vermummten Personen“ in den Gästeblock.
Man habe dem für Leibesvisitationen zuständigen Gelsenkirchener
Ordnungsdienst „massive Hinweise“ übermittelt, dass große Mengen
Pyrotechnik in den Block geschmuggelt werden würden, heißt es in einer
behördlichen Mitteilung. Der Vorwurf im Subtext lautet: Die vom FC Schalke
beauftragte Sicherheitsfirma habe versagt. Einige Schalker wunderten sich
hingegen, warum die Polizei offenkundig krawallbereite Fans zum Stadion
brachte.
Anders als Großkreutz verurteile Hans-Joachim Watzke dann auch das
„asoziale Verhalten“ einiger Leute. „Es sind einige wenige, die von einer
etwas größeren Menge geschützt werden. Sie können sicher sein, dass wir das
nicht hinnehmen werden“, meinte der BVB-Geschäftsführer. Die fußballerisch
hervorragend funktionierenden Dortmunder haben also auch ihre Baustelle,
auf der vermutlich ähnlich schwere Arbeit verrichtet werden muss wie auf
Schalke, wo an diesem desillusionierenden Tag die sportlichen Probleme im
Vordergrund standen.
## Kein schlechter Tag
Heldt stellte ernüchtert fest, dass der Klub in dieser Saison wohl „nur
noch um Platz vier“ spielen werde, „um alles andere müssen wir uns keine
Gedanken machen“, sagte er. Denn diese ebenso klare wie verdiente
Niederlage kann nicht mehr als Folge eines einzelnen schlechten Tages
verkauft werden.
Schalke 04 ist im Moment chancenlos, sobald ein Gegner mit gehobenem
Champions-League-Format auf dem Spielplan steht. In den vergangenen Wochen
gab es verstörend deutliche Heimniederlagen gegen den FC Bayern (0:4), den
FC Chelsea (0:3) oder jetzt gegen Borussia Dortmund, und diese neue
Klarheit in den Ergebnissen ist nicht das Ergebnis einer akuten Krise.
Vielmehr sind die anderen davongezogen.
Vor der Saison waren einige Gelsenkirchener so kühn, sich auf Augenhöhe mit
dem BVB zu wähnen, inzwischen lässt sich ein wachsender Unmut über die
fußballerische Stagnation vernehmen. Zwar gibt es Lichtblicke wie den
18-Jährigen Max Meyer oder Linksverteidiger Dennis Aogo, der im Derby auf
der ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld überzeugte. Kevin-Prince
Boateng hat erschreckend deutlich sichtbare körperliche Probleme, Spieler
wie Julian Draxler oder Roman Neustädter sind außer Form, vor allem jedoch
fehlen Automatismen, klar angelegte Angriffskonzepte und ein strukturell
geplantes Aufbauspiel.
Den Schalkern könnte daher ein Herbst der Grundsatzfragen bevorstehen.
„Wenn man das so sehen will, kann ich da nichts gegen sagen“, meinte Heldt,
als jemand die These von der Stagnation vortrug. Andererseits wies der
Manager darauf hin, dass es auch die Expertise der Fans gebe. „Die haben
nicht gepfiffen, die haben nicht gerufen: ’Wir wollen euch kämpfen sehen'“,
sagte er. Die gute alte Trainerentlassungsspirale rotiert also bisher nicht
in Gelsenkirchen.
27 Oct 2013
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Kevin Großkreutz
Fußball
Horst Heldt
Schalke 04
Fußball-Bundesliga
Borussia Dortmund
Ruhrgebiet
Champions League
Fußball
Borussia Dortmund
Fußball
Champions League
Fußball
Fußball
Schalke 04
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sachbuch über Fußball im Ruhrgebiet: Pöhlen ist der Anfang
Der Journalist Christoph Biermann ist für sein neues Buch ins Ruhrgebiet
gereist. Er erklärt, wie eng dort Fußball und Gesellschaft verflochten
sind.
Dortmund in der Champions League: Sahin hat genug von Pausen
Borussia Dortmund ist Nuri Sahins Berufung. Er musste Umwege gehen, um
anzukommen. Gegen Arsenal könnte es wieder „ein geiler Abend“ werden.
Dortmund gegen VfB Stuttgart: Ein Sechser für die Borussen
Mit einem 6:1 setzte sich der BVB am Freitagabend zuhause gegen die
Schwaben durch und ist vorläufig Spitzenreiter. Lewandowski schaffte einen
Hattrick.
Nach dem Ruhrpottderby: Strafe für Dortmunder Ultras
Die Randale beim Derby auf Schalke hat Konsequenzen für die Dortmunder.
Geschäftsführer Watzke untersagt eine Choreografie beim Spiel am Freitag
gegen Stuttgart.
10. Spieltag Fußball-Bundesliga: Derbysieg für Dortmund
Mühsamer Sieg für die Bayern in Berlin, während Dortmund auf Schalke den
Reviernachbarn bezwingen. Leverkusen bleibt dran und Mainz gewinnt mal
wieder.
Champions League mit BVB und Schalke: Deutschland – England 1:1
Borussia Dortmund gelingt der späte Siegtreffer zum 2:1-Auswärtssieg beim
FC Arsenal. Schalke 04 dagegen lässt sich gegen Chelsea auskontern und
verliert 0:3.
Kolumne Press-Schlag: Fußball mit Maulkorb
Zukünftig ist die Polizei wieder in der Arena des FC Schalke 04 zu
Einsätzen bereit. Der Klub hatte dafür im Gegenzug erklärt, sie nicht mehr
öffentlich zu kritisieren.
Keine Polizei auf Schalke: Im Schmollwinkel
NRW-Innenminister Ralf Jäger ist eingeschnappt, weil der FC Schalke einen
Polizeieinsatz kritisierte. Nun betreibt er Wahlkampf bei
Nicht-Fußballfans.
Kommentar Polizei auf Schalke: Freie Hand für unsere Ordnungshüter!
Die Polizei in NRW schmollt: Wenn sie in der Schalke-Arena nicht mehr
prügeln darf, kommt sie gar nicht mehr. Bei den Fans rennt sie offene Türen
ein.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.