| # taz.de -- Reform des Länderfinanzausgleichs: So puzzelt die Handelskammer | |
| > Mit einem „Konzept zur Reform des föderalen Finanzausgleichs“ will die | |
| > Bremer Handelskammer Bundesregierung und die Länder auf die rechte | |
| > Schiene setzen. | |
| Bild: Alle Teile müssen zusammenpassen: Das 17-teilige Länderpuzzle in Holz g… | |
| BREMEN taz | Man sollte den horizontalen Finanzausgleich zwischen den | |
| Bundesländern ganz abschaffen, das ist der verblüffende wie radikale | |
| Vorschlag der Bremer Handelskammer zur Lösung des ewigen Streites um die | |
| Länderfinanzen. Zweiter Punkt in dem Vorschlag der Kammer: Der Bund und die | |
| Länder sollten gleich eine „Neuausrichtung und Vereinfachung der | |
| gesamtdeutschen Finanzverfassung“ vereinbaren. | |
| Nachdem die zweite „Föderalismusreform-Kommission“ 2009 zwar die | |
| Schuldenbremse gebracht hat, nicht aber die damit aufgeworfenen | |
| Finanzierungsprobleme lösen konnte, soll nun eine dritte | |
| Föderalismusreform-Kommission die Knoten zerschlagen. Der Vorschlag der | |
| Handelskammer, so verspricht Präses Christoph Weiss, „zielt bewusst darauf, | |
| die Interessen der Geber- und Nehmerländer auszugleichen“. | |
| Wenn es dafür eine überzeugende Idee gäbe, dann könnten Bund und Länder in | |
| den nächsten Jahren viel Zeit sparen. Tatsächlich wollen sich im Dezember | |
| die Länder mit der dann neuen Bundesregierung zusammensetzen, um zu | |
| beraten, auf welchem Weg sie bis 2019 zu einer Lösung kommen können. | |
| Dabei gehen die Interessenlagen quer durch alle Parteien – beim Geld hört | |
| bekanntlich auch die Parteifreundschaft auf. Die Bremer Handelskammer will | |
| die notwendige Diskussion mit ein paar allgemeinen Grundsätzen anregten. | |
| Mehr „Transparenz“ soll es zum Beispiel geben und „Startgerechtigkeit“.… | |
| hört man im Rathaus sicher gern – dahinter versteckt sich eine Regelung für | |
| die Altschulden. | |
| Der entscheidende Punkt ist allerdings der der „Anreizorientierung“: Das | |
| föderale Finanzsystem, so die Kammer, müsse „an der regionalen | |
| Wertschöpfung anknüpfen und Wachstumsanreize geben“. | |
| Das bedeutet, dass die Regierungen wirtschaftsstarker Bundesländer wie | |
| Bayern – und auch Bremen – mehr von „ihrem“ Steueraufkommen behalten | |
| sollen, es soll weniger Ausgleich für das im Grundgesetz formulierte Ziel | |
| „gleichwertiger Lebensverhältnisse“ geben. | |
| Das hatte der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar, den | |
| die Kammer als Berater bemüht hat, einmal als Fazit aus dem „Aufbau Ost“ so | |
| formuliert: Die Bemühungen, in wirtschaftsschwache Regionen zu investieren, | |
| haben deutlich weniger Effekte als die Förderung wirtschaftsstarker | |
| Zentren. | |
| Mit dem Vorschlag einer Verteilung der Finanzen nach der | |
| „Anreizorientierung“, der vom Bremer Senat zu Zeiten von Henning Scherf | |
| vertreten wurde, findet man also in den süddeutschen Geberländern große | |
| Zustimmung. | |
| Die norddeutschen Flächenländer und vor allem die neuen Bundesländer sehen | |
| darin einen unsolidarischen Affront und sind strikt dagegen. Da diese | |
| Position daher in der SPD so wenig durchsetzbar ist wie bei der | |
| Bundeskanzlerin, hat der rot-grüne Senat 2007 in dieser Frage einen | |
| radikalen Kurswechsel vollzogen. | |
| Unter dem Stichwort „Transparenz“ fordert die Bremer Kammer etwas, was den | |
| Bayern gar nicht gefallen kann: Alle Subventionen sollen transparent | |
| gemacht werden. So bekommt Bayern zum Beispiel 20 Prozent der | |
| EU-Agrarförderung, die nach Deutschland fließt – 1,5 Milliarden Euro im | |
| Jahr. Und aus der EEG-Umlage fließen 3,15 Milliarden jährlich nach Bayern, | |
| fast ein Viertel der Gesamtsumme. | |
| Der Länderfinanzausgleich soll übrigens nach der Idee der Kammer nicht | |
| schlicht wegfallen, sondern ersetzt werden durch einen anderen | |
| Ausgleichs-Fonds, in den – wie bisher – Bund und Länder einzahlen. | |
| 18 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Klaus Wolschner | |
| Klaus Wolschner | |
| ## TAGS | |
| Handelskammer Hamburg | |
| Länderfinanzausgleich | |
| Energie | |
| Nordrhein-Westfalen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Wahl der Hamburger Handelskammer: Schluss mit Wirtschafts-Politik | |
| Die „Kammer-Rebellen“ haben bei der Wahl der Handelskammer den Durchmarsch | |
| geschafft. Jetzt stehen die Zwangsbeiträge zur Disposition. | |
| Länderfinanzausgleich: Schulden erzwingen Reform | |
| Bei der Reform der Länderfinanzen drängt die Zeit, denn ab 2020 droht die | |
| Schuldenbremse. | |
| Stadtstaat vor der Pleite: Bremen kämpft für sich allein | |
| Verfassungsrecht Bremen sieht sich durch die Klage gegen den | |
| Länderfinanzausgleich in Existenz bedroht – und zieht daher mit einem | |
| eigenem Bevollmächtigten in den Streit. | |
| Reformvorschlag zur Energiepolitik: Hoher Strompreis? Super! | |
| Umweltberater der Bundesregierung wollen Kohlekraftwerke stilllegen. Dafür | |
| nehmen sie höhere Belastungen für den Verbraucher in Kauf. | |
| Finanzausgleich in NRW: Monheim soll zahlen | |
| Rot-Grün will in NRW einen Finanzausgleich zwischen reichen und armen | |
| Kommunen einführen. Reiche Städte wie Monheim sind dagegen. |