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# taz.de -- „Marsch für das Leben“ in Berlin: Abtreibungsgegner wegglitzern
> Das Bündnis „What The Fuck!“ will am Samstag den „Marsch für das Lebe…
> der Abtreibungsgegner stören. Warum? Das erklärt Gegenpäpstin Rosa I.
Bild: Gegner der Abtreibungsgegner am 22.9.2012 auf der Gegendemo.
taz: Sie nennen sich „Gegenpäpstin Rosa I.“ Warum?
Rosa I.: Als der Papst 2011 nach Berlin kam, wurde ich vom Bündnis „What
The Fuck!“ zur ersten Gegenpäpstin der Stadt ausgerufen. Wir wollten die
Straße damals nicht nur so einem reaktionären Mann mit seinem Papamobil
überlassen, sondern mit den emanzipatorischen „Jüngern“ und “Jüngerinn…
der wirklichen „Herrin“ huldigen.
Mit dem Berliner Bündnis „What the Fuck“ wollen Sie den “Marsch für das
Leben“ stören, zu dem tausende Abtreibungsgegner am Samstag nach Berlin
reisen - wie jedes Jahr. Warum machen Sie das?
Wir sind der Meinung, dass diese Märsche weder in Berlin noch in anderen
Städten etwas zu suchen haben. Das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und
anderen Menschen auf ihre sexuellen und reproduktiven Rechte darf von
niemanden, von keinem Staat, keinem Richter und auch von keinen selbst
ernannten Lebensschützern eingeschränkt werden. Deswegen wollen wir uns mit
reichlich buntem Material und unterschiedlichen Verschönerungsaktionen
unter die graue Masse mischen und den sogenannten Schweigemarsch lauthals
sabotieren.
Wer sind diese Abtreibungsgegner eigentlich?
Das sind ganz unterschiedliche christliche Fundamentalisten, die zum Teil
aus der ganzen Republik nach Berlin reisen. Leider wissen wir viel zu wenig
darüber, wer sie sind und wo sie überall ihre Finger drin stecken haben.
Klar ist, dass sie gute Verbindungen in die Politik haben. Jedes Jahr
erhalten sie Grußworte von der Senioren- und der Jungen-Union und von
unterschiedlichen hohen kirchlichen Würdenträgern. Die Demonstration in
Berlin zeigt, wie gut die vernetzt sind: sie organisieren dafür
Sonderbusse, haben eine eigene Mitfahrzentrale und bekommen Rabatte bei der
Deutschen Bahn.
Die Zahl derer, die an diesem Marsch teilnehmen, nimmt mit jedem Jahr zu.
Woran liegt das?
Ich glaube, die mobilisieren einfach verstärkt in ihren eigenen Reihen.
Bedauerlicherweise sieht man auf dem Marsch viele junge Menschen, die
offensichtlich von ihren Gemeinden mobilisiert werden. Ich kann mir auch
nicht vorstellen, dass sie mit ihren Ansichten und Forderungen in der Mitte
der Gesellschaft viel Anklang finden. Bei anderen Demonstrationen schließen
sich ja immer mal wieder spontan Leute an, das habe ich bei denen noch nie
gesehen. Ganz im Gegenteil: die meisten Leute finden die weißen Kreuze, die
sie mit sich tragen, eher abstoßend und schockierend.
Was machen diese selbst ernannten „Lebensretter“ sonst noch, um gegen
Abtreibungen zu agitieren?
In München haben sie ganz lange vor einer Abtreibungsklinik den Frauen, die
dort abtreiben wollten, irgendwelche Plastikföten in die Hand gedrückt. Mit
abschreckenden Bildern und lauten Gebeten im Sinne von “Mama, bitte lass
mich leben“ wollen sie die Frauen einschüchtern. Das wurde ihnen jetzt
untersagt. Aber auch im liberalen Berliner Bezirk Kreuzberg wirbt heute
noch eine Apotheke mit einem Aushang im Schaufenster damit, dass sie die
Pille danach nicht verkaufen würde.
Werden diese Abtreibungsgegner radikaler?
Wir sind nicht in den USA. Deshalb glaube ich nicht, dass hier irgendwann
Abtreibungsärzte um ihr Leben fürchten müssen. Aber so friedlich, wie sie
immer tun, sind sie halt auch nicht. Wir sagen den Leuten, die an den
Gegenprotesten teilnehmen, immer: Passt auf, mit diesen Kreuzen kann man
auch ganz schön ausholen!
19 Sep 2013
## AUTOREN
Frauke Vogel
## TAGS
Schwerpunkt Abtreibung
Schwerpunkt „Marsch für das Leben“
Berlin
Paragraf 218
Spanien
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