| # taz.de -- Antifeministische Rechte: Massenmails gegen Abtreibungsrecht | |
| > In einem Text in der taz sprachen sich Politiker für eine Legalisierung | |
| > von Schwangerschaftsabbrüchen aus. Tausende protestieren per Massenmail. | |
| Bild: Beim „Marsch für das Leben“ protestieren jährlich christlich-fundam… | |
| Der Text der jeweils mehr als 8.000 Mails ist immer derselbe: „Gegen Ihre | |
| Bestrebungen, das Verbrechen der Abtreibung (…) zu legalisieren, | |
| protestieren wir hiermit auf das Schärfste! Der Mord an unschuldigen, | |
| wehrlosen Kindern im Mutterleib (…) ist ein verabscheuungswürdiges | |
| Verbrechen, das (…) angemessen bestraft werden muss.“ | |
| Die Mails haben Cornelia Möhring, frauenpolitsche Sprecherin der | |
| Linksfraktion im Bundestag, und Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin | |
| der Grünen, bekommen, [1][seit sie sich in einem Text Mitte Juni in der taz | |
| dafür starkmachten,] den Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch zu | |
| streichen. „Ganz offensichtlich war der Auslöser der Massenmails, dass wir | |
| die Beratungspflicht bei Schwangerschaftsabbrüchen abschaffen wollen“, | |
| sagte Möhring. | |
| Anfangs kamen die Mails im Minutentakt, jetzt nur noch alle zwei Stunden | |
| eine, heißt es aus dem Büro von Agena. Zudem seien etwa 20 Briefe per Post | |
| angekommen, so Cornelia Möhring. | |
| Die Massenmail-Aktion wird von einer [2][Plattform namens | |
| patriotpetition.org] organisiert, die die Unterzeile „Wir sind das Volk“ | |
| trägt. Die Seite ist mit einer Fotomontage illustriert, auf der die | |
| Silhouette einer Familie aus Vater, Mutter und vier Kindern zu sehen ist, | |
| dazu eine Deutschlandflagge und ein christliches Kreuz. | |
| ## Gegen Moscheebau und „Gender-Irrsinn“ | |
| Die Seite sei eine „Initiative aufrechter Patrioten“, heißt es im | |
| Vorstellungstext. Man kämpfe für die christlich-abendländische Kultur des | |
| Vaterlands und gegen „die tödliche Ideologie des Islam“, für die | |
| traditionelle Ehe, gegen „millionenfachen Abtreibungsmord“, für den Schutz | |
| des Privateigentums und für den Erhalt des Erbrechts. | |
| Der Hauptzweck der Seite besteht offenbar darin, Spenden einzutreiben und | |
| Unterschriften für Petitionen zu sammeln, unter anderem gegen den Bau von | |
| Moscheen, für Schächtverbote und gegen „Gender-Irrsinn“. Wer unterzeichne… | |
| schickt eine Petition an Möhring und Agena. Die Absender der Mails sind | |
| Privatpersonen vor allem aus Deutschland und Österreich. Auf eine Anfrage | |
| der taz reagierten die anonym bleibenden Betreiber der Seite nicht. | |
| Möhring sagte, sie bekomme zudem Massenmails von der Seite | |
| abgeordneten-check.de, einer Initiative der Zivilen Koalition, [3][deren | |
| Vorsitzende die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch und ihr Mann Sven von | |
| Storch sind.] Derzeit macht die Seite auf mit dem Slogan und der Petition | |
| „Abtreibung ist kein Menschenrecht – Legalisierung von Abtreibungen | |
| stoppen“, die genau wie auf patriotpetition.org online unterzeichnet werden | |
| kann. | |
| In Deutschland seien in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 8 | |
| Millionen Föten dem Abtreibungsarzt zum Opfer gefallen, heißt es auf der | |
| Seite. „Der Genozid an Ungeborenen setzt sich mit jährlich über 100.000 | |
| Fällen in Deutschland ungebrochen fort.“ Aktueller Stand seien 65.000 | |
| UnterzeichnerInnen, das Ziel seien 200.000, wird auf der Seite vermerkt. | |
| ## Erzkonservative Gruppen | |
| Auf der Seite der Zivilen Koalition wird offen benannt, dass sich die | |
| Initiative dem sogenannten Lebensschutz zugehörig fühlt, einer | |
| internationalen Bewegung, in der erzkonservative und reaktionäre Gruppen | |
| in- und außerhalb der parlamentarischen Ebene unter anderem für | |
| Abtreibungsverbote und die traditionelle Ehe kämpfen. „Immer, wenn der | |
| Kampf um Selbstbestimmungsrechte sichtbar wird – die Debatte zum Paragrafen | |
| 219a im Bundestag, als der Artikel in der taz erschien – versuchen diese | |
| Leute, gegenzuhalten und uns einzuschüchtern“, sagte Möhring. | |
| Die juristischen Möglichkeiten zur Gegenwehr sind begrenzt. Solche Methoden | |
| seien ihres Wissens legal, sagte Möhring. Aus dem Büro von Agena hieß es | |
| ebenfalls, ein juristisches Vorgehen habe man nicht erwogen. Sowohl Agena | |
| als auch Möhring filtern die Mails allerdings direkt in Unterordner, so | |
| dass ihr Arbeitsablauf nicht beeinflusst wird. | |
| 23 Jul 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Frauenpolitische-Sprecherinnen-fordern/!5513523 | |
| [2] /Lebensschuetzer-gegen-Berliner-Bistum/!5503614 | |
| [3] /Netzwerk-der-AfD-Vize-Chefin/!5313894 | |
| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
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