| # taz.de -- Kommentar Nationalismusgefahr: Neuer deutscher Chauvinismus | |
| > CDU/CSU punkten mit rechtem Populismus. Der Erfolg der AfD wird dazu | |
| > führen, dass die Union künftig noch nationaler auftreten wird. | |
| Bild: Die AfD macht dem bürgerlichen Lager Druck von rechts | |
| Lange war es undenkbar, seit Sonntag ist es wahrscheinlich: Deutschland | |
| droht in einen populistischen Diskurs abzugleiten, der nationalistische | |
| Züge trägt. Denn diese Bundestagswahl war historisch, und zwar für das | |
| bürgerliche Lager. Union, FDP und AfD haben die gleiche Erfahrung gemacht: | |
| Die Wähler honorieren deutschen Chauvinismus. | |
| Um mit einer Petitesse zu beginnen, die nur scheinbar harmlos ist: Die CSU | |
| hat ihren Wahlkampf mit einer „Pkw-Maut für Ausländer“ bestritten. Diese | |
| absurde Idee ist angekommen, obwohl das Europarecht Gesetze verbietet, die | |
| Staatsbürger anderer Länder diskriminieren. Aber die CSU-Wähler | |
| interessieren sich nicht für Realpolitik, sondern wollen, dass es gegen | |
| „die Fremden“ geht. | |
| Merkels Wahlerfolg erklärt sich ähnlich: Es ist den Wählern wichtig, dass | |
| die Kanzlerin „die deutschen Interessen“ in der Eurokrise verteidigt. | |
| Faktisch ist diese Einschätzung zwar falsch, weil Merkels Sparkurs die | |
| Krise verschärft – was auch Deutschland schaden wird. | |
| Wieder ist nicht die Realität wichtig, sondern die Performance. Und als | |
| Kanzlerdarstellerin bleibt Merkel unschlagbar, weil sie glaubhaft | |
| vermittelt, für „die deutschen Interessen“ zu kämpfen. | |
| ## Die hinteren Unionsreihen | |
| Der stupende Wahlerfolg hat der Union auch gezeigt: Gemäßigter | |
| Nationalismus zahlt sich aus – aber er reicht nicht. Es ist nicht gelungen, | |
| die eurokritische AfD klein zu halten. Also wird die Union künftig | |
| nationaler auftreten. Mit einer Kanzlerin, die weiterhin präsidial agiert, | |
| während die hinteren Unionsreihen ihre Angriffe auf die „faulen Griechen“ | |
| oder „chaotischen Italiener“ verstärken. | |
| Die AfD ist jedoch nicht nur eine Gefahr für die Union, sondern erst recht | |
| für die FDP. Die Liberalen säßen im Bundestag, hätten sie nicht so viele | |
| Wähler an die AfD verloren. Also wird auch die FDP nationale Töne | |
| anschlagen – zumal alte Programmbausteine wie Steuerpolitik oder | |
| Bürgerrechte nicht mehr ziehen. Der mutmaßliche künftige Parteichef | |
| Christian Lindner sagt denn auch, man werde die FDP „neu denken“. | |
| Viel Zeit zum „neuen Denken“ bleibt nicht. Wenn die FDP überleben will, | |
| muss sie bei der nächsten Wahl erfolgreich sein – schon im Mai, wenn die | |
| Europawahl stattfindet. Es wäre erstaunlich, wenn sich die Liberalen dabei | |
| nicht als die wahren Hüter der „deutschen Interessen“ präsentieren. Die | |
| bürgerlichen Parteien werden jetzt darum kämpfen, wer der beste Chauvinist | |
| ist. | |
| 23 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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