# taz.de -- Nach der Bundestagswahl: Berliner SPD will Basis fragen | |
> Auch die Berliner Sozialdemokraten fordern einen Mitgliederentscheid vor | |
> der Bildung einer Großen Koalition. Beim Parteikonvent fällt eine | |
> Vorentscheidung. | |
Bild: Wer entscheidet, dass die SPD mit der Union koalieren darf? | |
Ein bisschen haben sich die Berliner Sozialdemokraten geziert, doch nun hat | |
sich Landeschef Jan Stöß entschieden. Mit einem „klaren Ja“ plädiert St�… | |
für einen SPD-Mitgliederentscheid vor der Bildung einer Großen Koalition im | |
Bund. | |
„Weitreichende Entscheidungen müssen natürlich in den zuständigen Gremien | |
getroffen werden“, sagte Stöß der taz. „Sie sollten aber durch eine | |
Mitgliederbeteiligung flankiert werden.“ Sollte es seitens der SPD-Spitze | |
eine Vereinbarung über die Bildung einer Regierung geben, so Stöß, „muss | |
diese den Mitgliedern der SPD zur Beschlussfassung mittels | |
Mitgliederentscheid vorgelegt werden“. | |
Mit dieser Festlegung folgen die Berliner Sozialdemokraten den | |
Landesverbänden aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bremen. | |
Im einflussreichen Landesverband Nordrhein-Westfalen hat sich der | |
NRW-Landesgruppenchef Axel Schäfer für einen Mitgliederentscheid | |
ausgesprochen. | |
Wenn am Freitag die 200 Delegierten des SPD-Konvents in Berlin | |
zusammentreffen, wird auch die Frage des Mitgliederentscheids auf der | |
Tagesordnung stehen. Parteichef Sigmar Gabriel hat in einem Brief an die | |
SPD-Mitglieder zwar von „größtmöglicher Transparenz und breiter Beteiligung | |
der Partei“ gesprochen, das Thema Mitgliederentscheid aber vermieden. | |
Plädieren drei Viertel der Delegierten dieses kleinen Parteitags aber für | |
einen solchen Entscheid, muss die SPD-Führung tatsächlich die Basis | |
befragen. | |
Allerdings würde das die Koalitionsbildung vor eine harte Probe stellen. | |
Ein Mitgliederentscheid brauche mindestens einen Monat Vorlaufzeit, heißt | |
es aus dem Willy-Brandt-Haus. Um überhaupt abstimmen zu können, muss zuerst | |
ein Koalitionsvertrag vorliegen. Der für den 12. bis 14. November | |
anberaumte SPD-Parteitag würde demnach noch keine Entscheidung bringen – | |
Merkel und ihre Regierungsbildung hingen in der Luft. | |
Unklar ist zudem, ob ein von der SPD-Spitze um Spitzenkandidat Peer | |
Steinbrück, Parteichef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter | |
Steinmeier ausgehandelter Koalitionsvertrag eine Mehrheit finden würde. Das | |
Quorum für eine Mitgliederbefragung beträgt laut Satzung der SPD zwanzig | |
Prozent der rund 500.000 Parteimitglieder. Gingen nur 100.000 Mitglieder | |
zur Wahl, würden mehr als 50.000 Neinstimmen den Gang in die Opposition | |
bedeuten. | |
Manchen Sozialdemokraten in Berlin geht die Forderung nach einer | |
Basisbeteiligung aber nicht weit genug. So unterzeichnete Birgit Monteiro, | |
die für die SPD im Abgeordnetenhaus sitzt, eine Petition, in der Steinmeier | |
zur Aufgabe seiner Funktion als SPD-Fraktionschef im Bundestag aufgefordert | |
wird. | |
Ohnehin ist die Stimmung an der Berliner SPD-Basis alles andere als rosig. | |
Eva Högl, die für die SPD in Mitte ihr Direktmandat verteidigte, ließ am | |
Donnerstag wissen, dass sich die Landesfrauenkonferenz der Berliner SPD | |
gegen eine Große Koalition ausgesprochen habe: „Bei einem inhaltlichen | |
Vergleich ist die Bildung einer Großen Koalition nahezu unmöglich“, sagte | |
Högl und verwies unter anderem auf das Betreuungsgeld. | |
Gegen eine Große Koalition hat sich auch Sven Kohlmeier ausgesprochen. „Das | |
Datum der konstituierenden Sitzung am 22. Oktober ist keine Begründung, uns | |
in Koalitionsverhandlungen nötigen zu lassen“, verbreitete der | |
SPD-Abgeordnete via Twitter. | |
26 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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