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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Berlusconi wurde einbalsamiert, Obama hat sich 10 Prozent seines
> Friedensnobelpreises verdient und de Maizière den letzten Schuss nicht
> gehört.
Bild: Der Cavaliere ruht sich nur kurz aus.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Auf Mallorca sich voll drauf zu verlassen, dass es
ja an jeder Ecke ein Internetcafé gibt. Nach 20 Kilometer furchtloser Suche
immerhin ein Fahrradschloss kaufen, in ein Hotel eindringen, unter
fadenscheinigen Ausreden eine Tastatur erobern und – na ja und. UND DANN
KEINE BRILLE DABEIHABEN.
Und was wird besser in dieser?
Wenn der Sonnenbrand fertig ist, darf ich heim. Sie werden sich noch lange
an den „Maulwurf mit der Nase am Monitor“ erinnern hier.
In den USA ist der öffentliche Geldhahn zugedreht, der Kongress kann sich
nicht über einen Haushaltsentwurf einigen. Können die Amis sogar
Schuldenbremse besser als wir?
Die sparen so keinen Cent. Wenn Schäuble und Merkel mal tatsächlich
vaterlandslose Gesellen sehen wollen, können sie die Kuschelsozis in Ruhe
lassen und über die US-Haushaltstaliban herziehen.
Mehr als 130 Menschen sind vor der italienischen Insel Lampedusa ertrunken.
Wann lässt die Festung Europa endlich die Zugbrücken runter – und Menschen
ungefährdet hinein?
Wir lassen ja nicht mal die Hungergestalten aus dem Festungsvorhof an die
Suppenkessel. Das heißt, wir – vorneweg der angewandte Merkelismus –
verweigern den Insassen der Festung die Teilhabe, und na ja … vielleicht
putscht irgendwann Skandinavien gegen den Rest und … Um es kurz zu machen,
Willy Brandt, frühe 70er: „Vergesst den Kalten Krieg, die Herausforderung
der Zukunft ist der Nord-Süd-Konflikt.“ So. Umdrehen, weiterschlafen.
Die Bundeswehr zog gestern nach zehn Jahren aus der afghanischen Provinz
Kundus ab – trotz zuletzt immer schlechter werdender Sicherheitslage in der
Region. Und wann sind wir wieder „drin“?
De Maizière versucht, ausgerechnet den Deutschen den Krieg als etwas
Normales beizubiegen. Es ist der Versuch, einen Schwerstalkoholiker auf
Weinkenner umzuschminken. Eine „Debatte über die Rolle der Armee“ ist
nicht, wenn nur Verteidigungsminister de Maizière allein redet und
ansonsten den Schuss nicht hört.
Wladimir Putin wurde für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Wenn der den
Preis bekommt, lässt er doch bestimmt die Pussy-Riot-Sängerinnen,
Greenpeace-Aktivisten und Michail Chodorkowski sofort frei, oder?
So wie Obama Guantánamo aufgelöst hat und rausging aus Afghanistan, klar.
Gut, Obama hat bisher 10 Prozent seines Preises für die Deeskalation in
Syrien verdient. Wenn Putin alle Vorschläge umsetzt, steht’s zwischen den
beiden wieder unentschieden.
Nicht mal mehr die eigene Koalition folgt dem italienischen
Exministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Und jetzt soll er gar aus dem
Senat ausgeschlossen werden. Muss man Mitleid mit ihm haben?
Lenin wurde nach dem Tode einbalsamiert, Berlusconi deutlich vorher. Sieht
beides schlimm aus.
Laut einer Studie könnte die deutsche Wirtschaft von einem
Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA kräftig profitieren.
Vergessen wir also NSA-Spitzeleien und derlei Petitessen und bringen das
Ganze zu einem schnellen Abschluss?
Wir schmeißen zusammen und kaufen die passende Gegenstudie, am besten beim
selben Institut. Die müssen doch auch leben. Vor Wochen war auch im
Gespräch, die Abkommen zu Bank- und Reisedaten zu kündigen. Wollte die FDP
so, bekanntlich die neue außerparlamentarische Opposition. Tja, das hat sie
nun davon.
Bisher keine Frage zu Koalitionsverhandlungen. Überrascht?
Ich hatte das bei Abreise so verfügt. Ich will eh eine
Minderheitsregierung. Außerdem könnte ich die Frage, siehe oben, eh nicht
lesen.
Beim FC Bayern kritisiert Matthias Sammer die Mannschaft, daraufhin
kritisieren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ihren Angestellten Sammer.
Jetzt hat auch Philipp Lahm auf Sammer draufgehauen. Dafür wiederum gab es
Kritik von Hoeneß an Kapitän Lahm. Warum gewinnen die Bayern trotzdem
immer?
Wollen Sie die Frage zurückziehen? Mit Sammer taumelt ein hoenoid
Besessener durchs Bayern-Universum, der es an krankem Ehrgeiz mit Bulli
Hoeness aufnehmen kann. Noch ist er Indianer – sogenannter „Indian Sammer“
–, hier klärt sich die bayerische Erbfolge.
Und was machen die Borussen?
Die einen so, die anderen so.
FRAGEN: JÜK
6 Oct 2013
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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Schwerpunkt Syrien
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