# taz.de -- Kommentar Laborgemüse in Babynahrung: Jetzt gibt es keine Ausreden… | |
> Wenn sogar im Bio-Baby-Brei gentechnik-ähnliche Verfahren genutzt werden, | |
> ist das ein Skandal. Die Verbraucher haben ein Recht auf Information. | |
Bild: Bio, Baby und Gentechnik, das geht einfach nicht zusammen. | |
Bei Babynahrung reagieren Verbraucher besonders sensibel. Logisch. Daher | |
setzen Hersteller gerade in diesem Bereich auf die Verarbeitung von | |
Biozutaten. Wenn also in den kleinen Schraubgläsern gentechnisch veränderte | |
Bestandteile gefunden werden, ist das erst einmal ein Skandal. Bio, Baby | |
und Gentechnik, das geht einfach nicht zusammen. | |
Doch ob es bei den aktuellen Entdeckungen überhaupt um Gentechnik geht, | |
darüber streiten sich die Experten. Ja, das Verfahren, mit dem sogenannte | |
CMS-Hybriden von Kohlsorten erzeugt werden, passiert im Labor, aber nein, | |
an den Genen wird nicht gebastelt. Es ist ein Graubereich. Und wie das | |
häufig so ist bei Graubereichen, fallen sie durchs Raster. Nicht nur, was | |
die Forschung angeht, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung. | |
Daher ist es gut, dass dieses Thema jetzt auf den Tisch kommt. Zu lange | |
konnten sich auch die Bioverbände, die das umstrittene Verfahren offiziell | |
untersagen, herausreden – es gab bis vor Kurzem einfach keine Methoden für | |
Tests. Und wenn der Züchter die Technologie einsetzt, muss er das noch | |
lange nicht dem Anbauer mitteilen und der nicht dem Verbraucher. | |
Genau das muss sich ändern: Verbraucher haben ein Recht auf Informationen. | |
Vielleicht hat die Technologie keinen Einfluss auf die menschliche | |
Gesundheit, vielleicht schadet sie nicht einmal den Pflanzen. Aber es geht | |
auch um Politik, um Patente, um Marktmacht. Wer das Verfahren ablehnt, muss | |
die Möglichkeit haben, sich dagegen zu entscheiden. | |
Im konventionellen Bereich ist das kaum möglich. Schließlich ist hier | |
mittlerweile fast jeder Kohl ein CMS-Hybrid, egal ob Blumenkohl oder | |
Brokkoli, egal ob frisch oder im Tiefkühlgericht. | |
Wer dazu eine Alternative will, sollte zumindest auf Bioprodukte bauen | |
können. | |
8 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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