| # taz.de -- Währungsreform in Kuba: Ein Peso für alle | |
| > Das doppelte Währungssystem in dem Inselstaat Kuba hat sich nicht | |
| > bewährt. Havanna will nun ein einheitliches Zahlungsmittel einführen. | |
| Bild: Zigarrendreher in Havanna. Bald sollen wieder alle Kubaner mit den gleich… | |
| HUEHUETENANGO taz | Eins zu neun lautet der Wechselkurs, zu dem Bauern aus | |
| der Region der Touristenmetropole Varadero Gemüse und Kartoffeln an die | |
| Hotels liefern. Für sie ist das attraktiv, normalerweise wäre das | |
| Verhältnis eins zu 24 – denn das ist der landesweit gültige Wert des Peso | |
| convertible, der an den US-Dollar gekoppelten kubanischen Hartwährung, zum | |
| Peso nacional. | |
| Doch auch die internationalen Hotels machen ihren Schnitt, da die | |
| kubanische Ware deutlich billiger ist als Importware. Das Pilotprojekt mit | |
| dem angepassten Wechselkurs ist nur eines von mehreren, die den Fall der | |
| Fälle simulieren – die jetzt von der Regierung angekündigte Abschaffung der | |
| Doppelwährung. | |
| Im 26. Juli 1993 wurde mit der Legalisierung des US-Dollars auf der Insel | |
| eine doppelte Währung eingeführt. Fortan gab es den starken US-Dollar und | |
| den schwachen Peso, in dem alle beim Staat angestellten Kubaner entlohnt | |
| wurden. Zwar wurde der US-Dollar 2004 durch den Peso convertible, auch | |
| Touristenwährung genannt, ersetzt, doch das änderte strukturell nichts. | |
| Eigentlich zum Schutz der heimischen Wirtschaft geplant, hat die | |
| Doppelwährung die kubanische Gesellschaft tief gespalten. | |
| Mit dem regulären Peso lassen sich nur subventionierte Lebensmittel kaufen | |
| und Busfahrten bzw. Miete bezahlen. Die Märkte sind allerdings oft leer. | |
| Zugang zu allem anderen gewähren nur Peso convertibles, die nur wenige | |
| Kubaner – etwa Angestellte ausländischer Firmen – direkt bekommen, und | |
| Devisen. | |
| ## 18 Monate Übergangszeit | |
| Das soll sich nun ändern. Am Dienstag gab die Granma, das Organ der | |
| kommunistischen Partei, bekannt, dass nun die „Leitlinie Nummer 55“ | |
| umgesetzt werden solle. Diese bedeutet nichts anderes als die Rückkehr | |
| Kubas zu einer einheitlichen Währung. | |
| Wie genau die Reform ablaufen soll, ist allerdings auch heute noch unklar. | |
| Im ersten Schritt sollen Unternehmen die neue Einheitswährung erhalten, die | |
| „Bedingungen für eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit“ aufweisen, Ziel s… | |
| eine „Stimulation des Exportsektors“. Erst danach soll die Einheitswährung | |
| auch für „natürliche Personen“ gelten. Das wäre ein großer Schritt auf … | |
| Weg zu einer Liberalisierung der Märkte – die aber wiederum mit dem | |
| Anspruch einer sozial gerechten Gesellschaft kollidieren könnte. | |
| Dass er das Land öffnen will, hat Kubas Präsident Raúl Castro schon mit | |
| verschiedenen Reformen gezeigt. Unter anderem hat er die staatliche | |
| Kontrolle über die Wirtschaft gelockert und den Kubanern mehr | |
| wirtschaftliche Eigeninitiative erlaubt. | |
| Um mit der Währungsreform bestehen zu können, müsste der Einheitswährung | |
| eine ausreichend hohe Produktivität der Wirtschaft gegenüberstehen. Darauf | |
| haben Ökonomen wie Pavel Vidal oder Omar Everleny Pérez immer wieder | |
| hingewiesen. Eine hohe Produktivität bedeutet viel Wertschöpfung im | |
| Vergleich zu den Kosten – und davon ist Kuba derzeit weit entfernt. | |
| Trotzdem kalkuliert man in Regierungskreisen in Havanna nur eine | |
| Übergangszeit von rund achtzehn Monaten. Eine „Schocktherapie“ werde es | |
| aber nicht geben. | |
| 24 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Knut Henkel | |
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